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Freie Vereinigung Darmstädter Künstler [Hrsg.]; Städtisches Ausstellungsgebäude auf der Mathilden-Höhe <Darmstadt> [Hrsg.]
200 Jahre Darmstädter Kunst: 1830 - 1930: Darmstadt, Mathildenhöhe 1930 ; vom 22. Juni bis 28. September 1930 ; als Festgabe zur 600-Jahr-Feier der Stadt Darmstadt — Darmstadt, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.24096#0023
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lenden jungen Hunde links und die Mäuse vorn rechts im Eck,
der Blick ins Schlafzimmer des jungen Meisters in derMitte hinten,
— das alles ist in liebenswürdigster Kleinmalerei geschildert,
aber auch malerisch gebändigt. Der Lichteinfall des Oberlicht-
schachtes, der die Figur der hl. Elisabeth und den Künstler streift
und breit in der Bildmitte auf den Boden fällt, ist von über-
zeugender Wirkung, die Reflexe auf den vielen Gipsen sind
fein studiert. Und dies Gemälde, das als ein hervorragendes
Werk jener Zeit anerkannt wird, ist die Arbeit eines noch nicht
neunzehn Jahre alten Malers, ein Denkmal einer treuen Freund-
schaft. Carl Engel, geb. 1817 zu Londorf, hatte in Düsseldorf bei
Theodor Hildebrand studiert, dann war er von 1836—40 mit
Unterbrechungen in München, wo er sich durch das Bild zweier
lachender Münchnerinnen im Riegel häubchen bei Bier und Rettich
in ganz München bekannt machte. Das erfolgreiche Opus wurde
nicht nur durch Lithographie weit verbreitet, es war überall zu
sehen, auf Tellern, Gläsern, Pfeifenköpfen, im Futter der Kastor-
hüte der eleganten Herren. 1840 ließ er sich in Frankfurt a. M.
nieder, wo u. a. ein köstliches Bildchen mit zahllosen Figuren
„Brand in der Judengasse" (Privatbesitz Darmstadt) entstand,
1842 im nahen Rödelheim, wo er mehrere Jahre mit dem Jugend-
freund J. B. Scholl zusammen arbeitete und meist heitere Szenen
aus dem hessischen Volksleben malte, die durch Stahlstich in
dem weitverbreiteten „Sauerländers Miniatursalon" und durch
Lithographie, später durch photographische Veröffentlichungen
sehr bekanntwurden. Er malt Schölls junge reizende Frau, 1840
in Darmstadt die Familie Debus, genannt „Das Picknick" — sechs
Personen in freier Landschaft, und den neuen Darmstädter
Galerieinspektor Carl Seeger mit Frau und Kind, auch im Freien,
schon gut studierte Freilichttöne zeigend u. a. Ein vorzügliches
Selbstbildnis zeigt den schönen bärtigen Kopf des Malers, der
als erster die oberhessischen und Schwälmer Trachten dar-
stellte und zu Lebzeiten einer der populärsten deutschen Künst-
ler war.
Durch die Freundschaft Karl Engels mit Joh. Baptist Scholl
d. J. ist beider Leben und Schaffen eng miteinander verbunden.
Aus einer alten Bildhauer- und Steinmetzenfamilie stammend,
kommt Joh. B. Scholl der Jüngere 1818 in Mainz zur Welt,

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