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Freie Vereinigung Darmstädter Künstler [Hrsg.]; Städtisches Ausstellungsgebäude auf der Mathilden-Höhe <Darmstadt> [Hrsg.]
200 Jahre Darmstädter Kunst: 1830 - 1930: Darmstadt, Mathildenhöhe 1930 ; vom 22. Juni bis 28. September 1930 ; als Festgabe zur 600-Jahr-Feier der Stadt Darmstadt — Darmstadt, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.24096#0024
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wo der Vater, Bildhauer Joh. Baptist Scholl der Ältere, seit Ende
des 18. Jahrhunderts tätig war. Bald nach der Geburt folgt
jedoch die Mutter des Künstlers dem Vater nach Darmstadt,
wohin dieser bereits 1817 als Hofbildhauer von Großherzog
Ludwig I. berufen worden. Die rege Bautätigkeit unter Moller
gab dem Künstler reiche Beschäftigung. Aber auch selbständige
künstlerische Werke, Porträtbüsten, Reliefs und Grabsteine ent-
standen in großer Zahl, alles Werke, die einen geschickten in
geschmackvoll klassizistischer Weise arbeitenden Künstler ver-
raten. So erlernte der junge Scholl in der Werkstätte des Vaters
gleichsam spielend das bildhauerische Handwerk. In einer von
Moller unterhaltenen Zeichenschule erhielt er außerdem eine
höchst gründliche Unterweisung im Ornamentzeichnen und der
Anfertigung von Bauzeichnungen. Auch Anregungen des Main-
zer Vetters Joseph Scholl und eines anderen sehr begabten
Vetters Johannes Scholl, der von Bremen in das Atelier des
Darmstädter Hofbildhauers kam, mögen auf den empfänglichen
Knaben eingewirkt haben. Die Entwicklung desselben ging der-
artig rasch und ungestüm voran, daß der Vater beschloß, seinen
erst vierzehnjährigen Sohn zur weiteren Ausbildung nach Mün-
chen zu schicken. Die Beziehungen zu München waren damals
besonders lebhafte, da der damalige Erbprinz Ludwig, späterer
Großherzog Ludwig III., um die Prinzessin Mathilde von Bayern
warb, die er 1833 heimführte. In München gab es Anregungen
und Arbeit die Fülle, waren doch damals die vielen Monu-
mentalbauten, die Leo von Klenze, Friedrich von Gaertner,
Ziebland u. a. ausführten, im Werden. Scholl scheint mit öfteren
Unterbrechungen durch Aufenthalte beim Vater in Darmstadt
8—10 Jahre in München gearbeitet zu haben. Daheim hat er
an zahlreichen Aufträgen des Vaters mitgewirkt, manche wohl
auch allein ausgeführt. Schon früh hat er sich mit größtem Ge-
schick auch mit Illustrieren beschäftigt. In München aber faßt
er keinen festen Fuß, er hat sich dort in der Stätte der „Schwan-
thalerschen Monumentenfabrik" durch derbe und zu offene
Urteile die Freundschaft des Großen verscherzt. Auf des Vaters
Wunsch zieht der Zwanzigjährige, der bereits verheiratet ist,
mit seiner schönen jungen Frau, die ihm auch Carl Engel gemalt
hat, nach Darmstadt. Allerlei Aufträge und Erfolge, aber auch

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