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Freie Vereinigung Darmstädter Künstler [Hrsg.]; Städtisches Ausstellungsgebäude auf der Mathilden-Höhe <Darmstadt> [Hrsg.]
200 Jahre Darmstädter Kunst: 1830 - 1930: Darmstadt, Mathildenhöhe 1930 ; vom 22. Juni bis 28. September 1930 ; als Festgabe zur 600-Jahr-Feier der Stadt Darmstadt — Darmstadt, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.24096#0027
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Fast ein halbes Jahrhundert lang war Darmstadt eine Zentrale
der graphischen Kunst in Deutschland, der Ruf mehrerer
Anstalten ging weit ins Ausland. So hatte die schon erwähnte
Verlagsanstalt von G.G. Lange 16 Pressen in Tätigkeit setzen
müssen, um alle Aufträge, selbst von Schweden und Rußland,
ausführen zu können.
Einer der merkwürdigsten und vielseitigsten Männer, die Darm-
stadt je in seinen Mauern gesehen, war das Erfindergenie
Gottlieb Pfnor, 1792—1869. Sohn eines landgräflichen Rats,
hatte dieser in Gießen Cameralia studiert und war als Hof-
kammersekretär bei der Provinzialdirektion von Starkenburg,
bei der Oberfinanzkammer und der Ober-Forst- und Domänen-
direktion tätig. Hervorragend technisch begabt, von großer
mechanischer Geschicklichkeit, ausgezeichneter Mathematiker,
beschäftigte er sich viel mit der Herstellung physikalischer In-
strumente. Ein Zufal veranlaßte ihn, sich mit der Holzschneide-
kunst zu beschäftigen, und er erreichte darin eine außergewöhn-
liche Fertigkeit. Sein erfinderischer Geist spürte die Schwächen
und Mängel des seitherigen Verfahrens aus und er erfand die
sogenannten Cliches, durch die es möglich wurde, den Holz-
schnitt mittels eines Abgusses aus Schriftmetall zu vervielfältigen
und ihn so erst zur rechten und vielseitigen Brauchbarkeit zu
erheben. Noch eine ganze Reihe wertvollster Erfindungen auf
technischem Gebiet, auch ein verbessertes Verfahren des Bunt-
druckes sind Gottlieb Pfnor zu danken. Seine Erfindungen sind
jedoch vielfach von anderen, auch vom Auslande ausgebeutet
worden. Sein Sohn RudolfPfnor, geb. 1824, Schüler von Rauch,
war ein geschickter Kupferstecher, Aquarellist und Zeichner, es
sind auch gute Bildniszeichnungen von ihm bekannt. Er ließ sich
in Paris nieder, wurde naturalisiert und konnte dann den Darm-
städter Freunden Karl Stahl und Ludwig Minnigerode bei ihrem
dortigen Aufenthalt als Mentor dienen.
Der zweite Sohn Gottliebs war Wo Ifgang Pfnor,1826—1886,
welcher eine xylographische Anstalt hatte. Diese erwarb nach
seinem Tode Fritz Haußmann, der bei Pfnor gearbeitet hatte,
und bildete sie zu einer modernen Clichefabrik um, die heute
unter dessen Sohn als angesehene Darmstädter Firma auch die
Druckstöcke dieses Ausstellungskataloges geliefert hat.

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