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Amelung, Arthur [Hrsg.]; Jänicke, Oscar [Hrsg.]
Ortnit und die Wolfdietriche: nach Müllenhoffs Vorarbeiten (Deutsches Heldenbuch) (3. Teil, 1. Band) — Berlin, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.2039#0018
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XX Einleitung

düng der Hartimgensage mit der fränkischen Dielrichssage vollzogen, die
erzählung von Ortnits meerfahrt und der erwerbung einer königstochter ist
beiden gemein, wenn auch die einzelheiten von einander abweichen, die
norddeutsche Überlieferung kennt die sage von Orlnits meerfahrt gar nicht;
sie bewahrt dagegen in Übereinstimmung mit der altnordischen Überlie-
ferung (Haupts zeitschr. 12, 351. 352) die erinnerung an seinen kämpf
mit den Isungen (Thidr. s. c. 349—355), aber die eigentliche bedeulung des
kampfes, die eiwerbung einer Jungfrau, ist vergessen, an die stelle dieses
kampfes mit den Isungen tritt nun in der süddeutschen Überlieferung die er-
zählung von Ortnits meer fahrt, die Vereinigung der Rartungensage mit der
fränkischen Dietrichsage findet sich nur noch in der Thidr. s. c. 416—422,
denn die namensübertragung auf Dietrich von Bern war doch nur möglich,
wenn an die stelle des Hirdir-Harthere bereits der fränkische Wolfdietrich
getreten war. dass dieser bericht aus einer ganz anderen quelle stammen
müsse als die übrigen berichte der Thidrekssaga über Hertnit, ist deutlich;
hier weist aber alles auf süddeutsche Überlieferung, der Verfasser der
Thidrekssaga hat selbst keine ahnung von der Identität dieses Hertnit mit
dem Hertnit von Nogarden, den er aus niederdeutschen quellen kannte:
wenigstens deutet er das mit keinem worte an. die quelle, aus der der Ver-
fasser der Thidrekssaga hier geschöpft hat, war aber wol ein spielmanns-
gedicht des 12. Jahrhunderts, da ihm süddeutsche sagen doch kaum in einer
anderen form zugänglich sein konnten, überhaupt aber wird wol die uns
bekannte süddeutsche gestaltung der Hartimgensage ihre eigentümliche aus-
bildung der spielmannspoesie des 12. Jahrhunderts verdanken, und auch die
Verbindung der Hartimgensage mit der fränkischen Dietrichssage wird schwer-
lich älter sein; denn der dichter des Ruther, dem letztere bekannt war
(Haupts zeitschr. 6, 446 ff.), zeigt nirgend eine kenntnis der ersteren, und
umgekehrt zeigt sich in der niederdeutschen Hartimgensage nirgend eine
beziehung auf die fränkische Dietrichssage.

Die ausbildung der sage von Ortnits meer fahrt ist wie manche andere
sagenbildwng jener zeit unter dem eindruck der kreuzzüge entstanden, und
ihre gestaltung in der weise jener typisch gewordenen brautfahrten dankt
gewis der spielmannpoesie ihren Ursprung, diese art von erfindungen Hess
der phantasie jedes neuen bearbeiters bei der dar Stellung der einzelheiten
völlig freien Spielraum; daher die ganz abweichende erzählung in Dietrichs
flucht und im Ortnit. am fruchtbarsten aber hat der dichter des Ortnit
den dürftigen stoff der Überlieferung durch die einmischung des zwerg-
königs Alberich, dessen Zusammenhang mit der Hartimgensage durch kein
älteres Zeugnis unterstützt wird, zu bereichern gewust. die veranlassung
ihn hinein zu ziehen konnte darin liegen, dass Alberich auch sonst schon für
den verfertiger der berühmtesten waffen z.b. des Nagelring (Thidr. s. c. 16)
 
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