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Amelung, Arthur [Hrsg.]; Jänicke, Oscar [Hrsg.]
Ortnit und die Wolfdietriche: nach Müllenhoffs Vorarbeiten (Deutsches Heldenbuch) (3. Teil, 1. Band) — Berlin, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.2039#0029
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ZUM WOLPDIETRICH A XXXI

Der WOLFDipTRICH A jst uns in derselben Ambraser hs. A über-
liefert, die auch den Ortnit enthält und zwar der ursprüngliche text nur in
dieser einen, die aber nur bis str. 606 reicht, ausserdem haben wir eine
bearbeitung von demselben Verfasser, von dem die bearbeitung K des Ort-
nit herrührt, die auch in derselben Dresdener hs. 103 enthalten ist. sie
verhält sich zu ihrem original ganz ähnlich wie beim Ortnit K wenn diese
bearbeitung im Ortnit manchmal zur entscheidung der differenzen zwischen
A und W herbeigezogen werden konnte, so hat sie hier, wo nur eine einzige
hs. des alten textes vorliegt, neben dieser fast gar keine bedeutung für die
kritik; erst wo die Ambraser hs. abbricht, gewinnt die bearbeitung einen selb-
ständigen wert, wie ungenügend aber doch auch A im vergleich mit W
den alten text überliefert, hat sich beim Ortnit deutlich gezeigt, wenn man
sich dort gestehen muss, dass das feinere individuelle gepräge des werkes
sich ohne hilfe der Windhagener hs. kaum hätte erkennen lassen, so wird
man hier wol darauf verzichten müssen den text in so ursprünglicher rein-
heit erscheinen zu lassen, dass sich alle sprachlichen besonderheiten des
dichters daraus in völliger bestimmtheit auffassen Hessen, doch gab der
Ortnit eine gute gelegenheit, in die art wie dieser modernisierende abschrei-
ber sich seinem sehr ähnlich beschaffenen mhd. original gegenüber verhielt,
einen genauen einblick zu gewinnen, da man seine besonderen manieren
und eigenheiten unter beständiger controle der besseren Windhagener hs.
wol erfassen konnte, auf derartige beobachtungen gestützt, wird man es
unternehmen dürfen, den hier überlieferten text auch ohne beihilfe anderer
hss. von mancher modernisierenden zutat zu reinigen und seinem urbilde
näher zu bringen, auch kann man aus dem am Ortnit beobachteten die
Überzeugung gewinnen dass von gewissen sprachlichen subtilitäten ab-
gesehen der Ambraser text durchaus der alte und ursprüngliche sei. wie
wir uns im ganzen der textüberlieferung gegenüber kritisch verhalten
haben, will ich hier mir kurz darlegen; das genauere ergibt sich aus den
betrachtungen über metrik und Sprachgebrauch des dichters.

Das kritische verfahren bestand der hauptsache nach darin, den text
zunächst, wie er überliefert ist, buchstabe für buchstabe in den normalen
mhd. lautbestand zurück zu übertragen: im grossen und ganzen ergab sich
schon daraus ein text, den man wol einem dichter der ersten hälfte des

1 nach 334, 1 und der Unterschrift der Dresdener hs. zählte das alte gedieht
700 lied. da aber von diesen 606 erhatten sind und das fehlende in] der Dresdener
hs. gerade 100 (oder 99) str. ausmacht, so würde hier kein auszug vorliegen, wenn
jene angäbe richtig wäre, dass aber der letzte teil des gedichts von dem bearbeiter
dieselbe behandlung wie die ersten beiden drittel erfahren hat, kann nicht zweifelhaft
sein: es wird 700 für 900 von ihm versehrieben und verlesen sein. K. M.
 
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