zum Wolfdietrich A XXXV
der dichter bei den mancherlei listen Alberichs, die mitunter ins burleske
übergehen (raub der schiffe am an fang der vierten aventiure; die Werbung
am schluss der dritten; ferner 368 ff. 375. 407. 441). auch bei Ortnits
Heimkehr und Verstellung 196 ff. zeigt seh schon eine Vorliebe für possen-
hafte züge, die der feineren höfischen kunst ebenso wie der edleren Haltung
der epischen lieder fremd ist, in der spielmann spoesie aber nicht selten, in
derselben weise begegnet, das possenhafte element gewinnt zwar noch kejne
solche ausdehnung wie im Rosengarten, aber doch werden auch hier schon
backenstreiche als derbere würze des spasses vom dichter nicht verschmäht,
es ist nicht nur der heide und die heidin (285. 372) an denen die gute
sitte so ausser acht gelassen wird, auch Ortnit selbst wird 436 von Albe-
rich mit der faust ins gesicht geschlagen, wie Dietrich von Hildebrant im
Rosengarten.
Vergleichen wir dazu den Wolfdietrich, so ist auch hier die Sphäre, in
der sich die Vorstellungen des dichlers bewegen, nicht die der französischen
rüterromane, sondern der germanischen heidenweit, nur sehr selten streift
die erzählung an Verhältnisse, die eigentlich dem modernen höfischen ritter-
leben angehören (135—137. 145. 146. 424,3. 4. 239. 240), im gan-
zen steht sie demselben noch ferner als im Ortnit, wo der dichter doch ge-
legenheit hatte, in die darstellung des Sarracenentums eine menge unmittel-
bar erlebtes und angeschautes einzußechten und dadurch seine dichtung
der gegenwart näher zu rücken, vor allem führt es aber wol der gehalt-
reichere sagenstoff mit sich, dass der dichter des Wolfi. überhaupt weniger
zu eignen erfindungen zu greifen braucht, daher fehlt hier das possenhafte
element, das sich in solchen erfindungen breit macht.
Auch die art darzustellen und zu erzählen ist in beiden gedichten
wesentlich dieselbe, die grössere einfachlteit und klarheit der Handlung
unterscheidet sich ebenso sehr von der übermässigen stofffülle und dem
episodenreichlum der höfischen rüterromane, als von einem teil der älte-
ren spielmannsgedichte. was dein dichter an fesselndem stoff der erzählung
abgeht, sucht er durch breite der darstellung zu ersetzen, daher finden sich
in diesen gedichten fast gar keine ausgeführteren episoden und sehr wenig
nebenpersonen, die für die hauplhandlung unwesentlich wären, aus der
redefülle, durch die der Stoffmangel verdeckt werden soll, entspringt eine
ganz besondere art zu erzählen, die namentlich dem Ortnit ein eigentüm-
liches gepräge verleiht, charakteristisch ist nämlich das vorhersehen des
dialoges. wenn schon in den Nib. die directe rede der handelnden personen
manchmal die erzählung des dichters überwiegt, so gewinnt sie hier eine so
weite ausdehnung, dass die erzählung oft ganz dagegen zurücktritt, so ist
%. b. die ganze zweite aventiure des Ortnit ein beständiger diulog von mehr
als 100 Strophen länge, fast nur durch dö sprach der Lamparte und
der dichter bei den mancherlei listen Alberichs, die mitunter ins burleske
übergehen (raub der schiffe am an fang der vierten aventiure; die Werbung
am schluss der dritten; ferner 368 ff. 375. 407. 441). auch bei Ortnits
Heimkehr und Verstellung 196 ff. zeigt seh schon eine Vorliebe für possen-
hafte züge, die der feineren höfischen kunst ebenso wie der edleren Haltung
der epischen lieder fremd ist, in der spielmann spoesie aber nicht selten, in
derselben weise begegnet, das possenhafte element gewinnt zwar noch kejne
solche ausdehnung wie im Rosengarten, aber doch werden auch hier schon
backenstreiche als derbere würze des spasses vom dichter nicht verschmäht,
es ist nicht nur der heide und die heidin (285. 372) an denen die gute
sitte so ausser acht gelassen wird, auch Ortnit selbst wird 436 von Albe-
rich mit der faust ins gesicht geschlagen, wie Dietrich von Hildebrant im
Rosengarten.
Vergleichen wir dazu den Wolfdietrich, so ist auch hier die Sphäre, in
der sich die Vorstellungen des dichlers bewegen, nicht die der französischen
rüterromane, sondern der germanischen heidenweit, nur sehr selten streift
die erzählung an Verhältnisse, die eigentlich dem modernen höfischen ritter-
leben angehören (135—137. 145. 146. 424,3. 4. 239. 240), im gan-
zen steht sie demselben noch ferner als im Ortnit, wo der dichter doch ge-
legenheit hatte, in die darstellung des Sarracenentums eine menge unmittel-
bar erlebtes und angeschautes einzußechten und dadurch seine dichtung
der gegenwart näher zu rücken, vor allem führt es aber wol der gehalt-
reichere sagenstoff mit sich, dass der dichter des Wolfi. überhaupt weniger
zu eignen erfindungen zu greifen braucht, daher fehlt hier das possenhafte
element, das sich in solchen erfindungen breit macht.
Auch die art darzustellen und zu erzählen ist in beiden gedichten
wesentlich dieselbe, die grössere einfachlteit und klarheit der Handlung
unterscheidet sich ebenso sehr von der übermässigen stofffülle und dem
episodenreichlum der höfischen rüterromane, als von einem teil der älte-
ren spielmannsgedichte. was dein dichter an fesselndem stoff der erzählung
abgeht, sucht er durch breite der darstellung zu ersetzen, daher finden sich
in diesen gedichten fast gar keine ausgeführteren episoden und sehr wenig
nebenpersonen, die für die hauplhandlung unwesentlich wären, aus der
redefülle, durch die der Stoffmangel verdeckt werden soll, entspringt eine
ganz besondere art zu erzählen, die namentlich dem Ortnit ein eigentüm-
liches gepräge verleiht, charakteristisch ist nämlich das vorhersehen des
dialoges. wenn schon in den Nib. die directe rede der handelnden personen
manchmal die erzählung des dichters überwiegt, so gewinnt sie hier eine so
weite ausdehnung, dass die erzählung oft ganz dagegen zurücktritt, so ist
%. b. die ganze zweite aventiure des Ortnit ein beständiger diulog von mehr
als 100 Strophen länge, fast nur durch dö sprach der Lamparte und