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Amelung, Arthur [Hrsg.]; Jänicke, Oscar [Hrsg.]
Ortnit und die Wolfdietriche: nach Müllenhoffs Vorarbeiten (Deutsches Heldenbuch) (3. Teil, 1. Band) — Berlin, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.2039#0051
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zum Wolfdietrich A LII1

gedankenlosigkeit beruhen, einem dichter, der seine quellen nicht frei be-
nutzt sonderen mit häufiger beibehaltung des Wortlautes ausplündert, kann
es leicht begegnen, dass er Widersprüche unbemerkt stehen lässt, die er selbst
wol vermieden hätte, wenn er frei dichtete, auch finden sich ganz ähnliche
Widersprüche an anderen stellen, wo gar nichts darauf hinweist, dass ältere
stücke benutzt seien, die vielmehr ganz aus BD geschöpft sind, so bezieht
sich 576,4 auf etwas, was nirgends gesagt worden ist, und was 596,3. 4
gesagt wird, ist 603,2 schon wieder vergessen, weil es nur eine gleichgiltige
phrase war, die 603,2 wiederum dazu dienen muss die Strophe zu füllen,
und zwar hier mitten im hitzigen gefecht in recht unpassender weise, da-
her kann man denn auch auf jene Widersprüche in 526 und 536 kein sol-
ches gewicht legen.

Für die zeit der abfassung des Wolfdietrich gibt wieder Albrecht von
Kemenaten einen anhaltspunkt, denn Ecke str. 22 und 23 setzen bereits den
fortsetzer des Wolfdietrich voraus {str. 326—330; 22,1. 2 = 331,1). siehe
Müllenhoff z. g. d. N. n. 10.

Was die Stellung des Ortnit und der venoandlen gedichte in der ge-
schickte der deutschen dichtung betrifft, so ist im allgemeinen nur auf das ,t. %J%J,
hinzuweisen, was Müllenhoff z. g. d. N. n. in klaren und scharfen zügen * f ../ ,
ausgeführt hat. der Ortnit erscheint jetzt an der spitze einerneu anheben- "* '"' ~€'f'
den richtung in der deutschen poesie. die gedichte, mit denen man ihn ge-
wöhnlich zusammenstellt, sind jünger und setzen nur die weise fort, für
die er den ton angab, den ausgangspunkt für diese neue richtung bildet
die ältere spielmannspoesie des zwölften Jahrhunderts, schon die kecke Will-
kür mit der der dichter des Ortnit den überlieferten sagenstoff behandelt,
gleicht auf das genaueste der manier der spielleute und auch seine ort zu
erzählen ist wesentlich dieselbe, das unterscheidende liegt fast einzig in der
äusseren form des gedichles. für diese aber gab das nationale epos das
vorbild. am ende des zwölften Jahrhunderts fängt die spielmannspoesie an,
in die bahnen der neuen höfischen kunst einzulenken; aber diese richtung
wird sogleich wieder aufgegeben, und in der ganzen zeit von der abfassung
des Biterolf bis zum Ortnit scheint sich die tätigkeit der spielleute aus-
schliesslich auf die herstellung des epos aus den vorliegenden liedern ge-
richtet zu haben, nachdem die alten epischen lieder der 90er jähre in die
textbücher der fahrenden übergegangen waren, nachdem sich dann der
cyclus der auf die Nibelungensage bezüglichen lieder abgeschlossen hatte
und durch interpolationen der wünschenswerte Zusammenhang erreicht war,
 
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