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Amelung, Arthur [Hrsg.]; Jänicke, Oscar [Hrsg.]
Ortnit und die Wolfdietriche: nach Müllenhoffs Vorarbeiten (Deutsches Heldenbuch) (3. Teil, 1. Band) — Berlin, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.2039#0052
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LTV Einleitung

lag für die eigne production der spiellente ein neues muster vor, das zur
nachahmung anregte, die neu beginnende poetische production der spiel-
leute zeigt daher eine völlig veränderte form, für die der epische volks-
gesang, wie er jetzt in den Nibelungen und der Kudrun vorlag, das Vor-
bild war. der Ortnit ist das älteste uns erhaltene denk mal dieser neueren
spielmannspoesie und vielleicht wirklich der erste versuch, die neue form
auf die herkömmliche dichtungsweise der Spielleute zu übertragen, doch
Hess sich der Stil der alten Weder nicht ohne mancherlei einbusse auf eine
so grundverschiedene art von erzählender poesie übertragen, schon das
strengere lyrische mass muste in einer breit angelegten umständlich aus-
geführten erzählung als eine lästige fessel empfunden werden; die Verän-
derung, die in folge dessen mit dem strophenbau eintrat, erwähnte ich schon,
mit dem aufgeben des strengeren lyrischen masses muste aber auch not-
wendig eine tiefergehende Veränderung des ganzen epischen Stils vor sich
gehen, wie die darlegung der fabel breiter umständlicher und eingehender
ist, so weicht auch der knappe streng gebundene stil der alten lieder einer
ziemlich ungebundenen erzählungsweise, die sich in ihrem oft stillosen aber
immer frischen und kecken naturalismus von der früheren weise der spiel-
mannspoesie nicht allzusehr unterscheidet, dagegen ist die annäherung an
den stil der höfischen kunst, die sich im Biterolf und in der Klage zeig),
hier völlig verschwunden, was im Ortnit und in den verwandten gedickten
nicht auf den traditionen der spielmannspoesie beruht oder aus dem ein
fluss der Nibelungen zu erklären ist, ist meist individuell und aus dem
leben gegriffen.

Arthur amelung.
 
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