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Amelung, Arthur [Editor]; Jänicke, Oscar [Editor]
Ortnit und die Wolfdietriche: nach Müllenhoffs Vorarbeiten (Deutsches Heldenbuch) (4. Teil, 2. Band) — Berlin, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.2040#0042
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ZUM WoLFDJETRICH C UND D XLV

In Wolfdietrich B und D kämpft der held mit einem serpant, vor dem
er sich in das wasser senken muss. hierzu stimmt Dietrichs flucht 1544 bis
1677, s. die anm. zu B 722. das stück ist der spielmannspoesie gemäss
und ist wie ich glaube, aus dem Wolfdietrich in die Flucht hinübergenom-
men, denn in der Flucht ist es ganz überflüssig in die erzählung von Diet-
warts meerfahrt eingeschoben, auch wird der Uwe nicht erwähnt, der doch
notwendig ist. es ist die bekannte sage die uns auch die geschichtsschreiber
der kreuzzüge berichten (vgl. v. Sybel geschickte des ersten kreuzzuges s.
141): das befreite tier folgt dankbar dem helden. so lautet die sage auch
im Apollonius von Tyrland 10307 f. bei W. Grimm altdän. heldenlieder
s. 470. im Wolfdietrich B fehlt nach 729 wol das gespräch mit dem tiere
das auch D VIII 239 f. und 5 514 f. haben, übrigens ist dies ganze dben-
teuer mit dem löwen und dem serpande nur die spielmannsmässige Wieder-
holung eines früheren motives (vgl. Müllenhoff, alterkumskunde 1, 39):
Ortnit hat einen elephanten von dem wurme befreit B 512 f. und Wolf-
dietrich einen löwen 667 f. den ersten löwen, den Wolfdietrich vor dem
kämpf in der hole befreit, kennt auch die Thidrekssaga c. 418 und das
dänische lied bei Grimm nr. II s. 13, bei Grundtvig 1, 129.

Die erzählung von der frau in kindesnöten, die in allen fassungen des
Wolfdietrich begegnet, scheint aus der apokalypse 12, 2 /*. 13 /. entnom-
men zu sein, eine deutsche predigt in Haupts zeitschr. 7, 1 45 behandelt
denselben stoff und beweist dass ein spielmann auch ohne theologische ge-
lehr samkeit die geschichte kennen konnte, auch in dem dänischen Hede bei
Grimm nr. 7 s. 88 kommt genau dieselbe Situation vor wie im Wolfdietrich,
nur ist der eingang des liedes anders.

Wolfdietrichs kämpf mit den geistern scheint auf einer sage zu be-
ruhen die das chronicon Martini Oppaviensis MG 22, 462 vom kaiser Lo-
thar I erzählt: Lotharius renunciavit seculo et in Promia monasterio,
suscepto habitu monachali, non multo post obdormivit in Christo, de
cujus anima maxima inter angelos et demones altercacio fuit, ita quod
eciam cunctis assistentibus corpus distrahi videbatur. der gewährsmann
des Martinas aus dem die erzählung auch in Königshofens chronik s. 411
übergieng, ist Vincentius Bellovacensis. die Zeitgenossen Lothars wissen nur
dass er ins kloster Prüm gieng und wenige tage darauf starb, kämpf der
engel und der teufel um die seele ist eine beliebte Vorstellung, s. Zarncke in
den berichten der philos. hist. klasse der königl. sächs. gesellschaft der wis-
sensch. 1866 s. 207 f. Müllenhoff und Scherer denkmäler 2. ausg. s. 270
f. die merkwürdige Übereinstimmung in der erzählung von Lothar und im
Wolfd. ist dass dieser kämpf verbunden ist mit dem eintritt eines fürsten
ins kloster. wenn im Wolfdietrich der held selbst mit den geistern der er-
 
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