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Jerchel, Heinrich
Spätmittelalterliche Buchmalereien am Oberlauf des Rheins, in Oberrheinische Kunst, Jg. V, S. 17-82 — Freiburg im Breisgau, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2059#0002
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Spätmittelalterliche Buchmalereien am Oberlauf des Rheins

Von Heinrich J e r C h e I

Vorliegende Arbeit behandelt die Buchmalereien, die in den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts im
Gebiet von Basel, im Elsaß und im Bodenseegebiet entstanden sind. Ein Teil davon ist bereits an den verschie-
densten Orten publiziert worden. Besonders wertvolle Veröffentlichungen sind die Miniaturenkataloge der Baseler
Sammlungen, der Heidelberger Universitätsbibliothek und der Berliner Staatsbibliothek. Weiteres Material
fand sich bei der genauen Durchsicht der Handschriftenbestände von 14 südwestdeutschtn, schweizerischen und
elsässischen Bibliotheken1, ferner in den Staatsbibliotheken von Wien, Berlin und München.

Neben zahlreichen Papierhandschriften mit schnell ausgeführten lavierten oder unlavierten Feder-
zeichnungen entstehen in Südwestdeutschland im 15. Jahrhundert nur wenige Pergamentbände, deren
Seiten mit prächtigen Ranken, Initialen und darin fast verschwindenden Bildern ausgeschmückt sind. Vorbild
dafür waren Handschriften wie die Wenzelsbibeln aus dem Prager Buchmalerkreis und nahezu alles, was in
Frankreich produziert wurde2. Dort waren die städtischen Buchmaler (enlumineurs) mit den Tafelmalern,
Sattlern etc. schon früh in einer gemeinsamen Zunft vereinigt. Daneben gab es Buchmaler, die eigens für den
Bedarf der Fürsten arbeiteten und fest angestellte Hofbeamte waren (valets de chambre). Ihre Bedeutung und
ihre künstlerischen Fähigkeiten waren anerkannt, und zahlreiche Namen sind uns noch erhalten.

In den oberrheinischen Städten gehörten die Buchmaler so wenig wie die Schreiber einer eigenen Zunft
an". Häufig bildeten sie Werkstattgemeinschaften. In diesen Schreibstuben wurden Handschriften in größerer
Zahl und sogar auf Vorrat angefertigt'; Schreiber und Illustratoren arbeiteten nebeneinander. Selten waren
beide identisch. Mancher Tafelmaler wird sich auch auf dem Gebiet der Buchmalerei betätigt haben, und
sicher gab es wandernde Buchmaler, die da und dort arbeiteten. Gerade in ihrem Kunstgebiet alleinstehende
Miniaturhandschriften werden ihr Werk sein. Da sie ihr technisches Rüstzeug bequem mitnehmen konnten,
war es ihnen leicht, bei Mangel an Aufträgen ihren Aufenthaltsort zu wechseln. So vermittelten sie künst-
lerische — und was für ihre Kundschaft vielleicht noch wichtiger war — modische Neuheiten. Der Mangel
an Urkunden über solche „fahrenden Gesellen" ist bei ihrer Beweglichkeit gut verständlich. Überhaupt ist be-
zeichnend, daß sich nur überaus selten die Maler der hier behandelten Handschriften nennen. Schreibernamen
sind dagegen häufiger zu finden. Der eine von ihnen war Schuhmacher, der andere Lehrer, zwei waren Pfarrer,
drei Klosterbrüder.

1 Basel, Berlin, Colmar, Donaueschingen, Einsiedeln, Freiburg i. Br., St. Gallen, Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz,
Maihingen, München, Schaffhausen, Schlettstadt, Stuttgart, Wien, Zürich.

2 H. Wegener, 1926, S. 316 ff.

3 Wackernagel, Basel 1907—24, Bd. II, S. 539 ff. Auf S. 98 f. des Anhangs ist das urkundliche Material für Basel
angegeben.

4 R. Kautzsch, 1895.

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