Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 1) — Berlin, 1891

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.654#0041
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
diesem Bilde, abweichend von den übrigen, die Muse links steht,
wird auch auf andere Weise erhärle-t. Fin Fragment nämlich,
unter dem Fnnius-Quadrat gefunden und die linke untere Ecke
jenes Quadrates mit enthaltend, bewahrte gleichzeitig Reste eines
Muscnkopfers mit einem blauen Sleiuclu-n vmn Siivnenflüge'l; nur bei
der 1 inksste'llung der Muse lindeL diese-s Fragment si-iilc Kiilord-
nung. Hin /weites an derselben Stelle ge:fund<.-tn's Fragment ent-
hält den linken Ann der Muse, eingehüllt in das graue Himaliem.

Trotz, der vielfachen Zerstörung des Mosaikes ist somit für
sechs Musen der Platz restgestellt: von den drei übrig bleibenden
Molpomene, Tcrpsichore, lÜralo, welche die drei nördlichen Acht-
ecke ein gen online n haben müssen, schein!, nach dem oben er-
wähnten Fragment BS zu urtbcilen, Mclpomcne in das erste
oder zweite Aclueck zu gehören, wahrend die Einstellung Erato's
in ilas drille Achteck neben Thanuris durch die Ucberlicfcrung
(Tzete. lies. Op. p. 25. 28, Schob IL 10. 435), diese Muse sei die
Mutter des TluumTis. empfohlen wird.

Hierdurch erglebt sich für die Musen die Reihenfolge, die
schon Hesiod aufTührt und Auson in seinem 10. Idyll festhält. für
den ball, dafs man für die Melraehlung den Ausgang vom Clio-Bild
nimmt. Dieses erscheint, trotz des andern Anfangspunktes für die
Monatsbilder \\m\ der andern Richtung der Schrift im Mittelbilde,
statthaft, wenn dem Clin -Bild gegenüber eine Tllür lag und dies
wird durch den Befund sehr wahrscheinlich.

II. Die Quadrate mit Dichtern und Prosaisten; sie
enthalten mit Ausnahme des Vorgilkopfes ausschliesslich Brustbilder.

1) Esiodus (Taf. 49 r. unten), das besterhaltene und best-
gearbeilele Portrait. Um den Kopf eine weifse Tänic.

?) T. jLivius] (Taf. 47). Bei der Aufdeckung war von dem in
Vorderansicht gestellten Brustbild noch der rechte oberste Theil des
Kopfes, das bartlose Kinn, die in Chiron und Mantel gehüllte lirust
und links von dieser ein '!'■ vorhanden, eine Erhaltung des Hildes
war aber bei dein morschen Zustand der Mosaiksuinchcn und des
Untergrundes nicht ausführbar. Das Praenomen Titus weist in
dem Kreise r 'i.iseher liLterariscber Berühmtheiten mit grofser
Wahrscheinlichkeit auf Tims l.ivitis. welcher in 1 ''.rmange-lnng eines
Cognomcns bis in späteste Zeit mit dem Praenomen genannt wird.

3) Vcrgilius (sie) Maro (Taf. 48, 5). Das Bild ist auf die
Darstellung des Kopfes und Halses beschränkt, weil durch die
Anbringung der langen Namen für ein Brustbild kein Platz war.
Der Kopf ist jugendlich und ohne Tänienschmiick. I las Cognomen
mufste neu gesetzt werden, da die Steinchen und der Untergrund

rsch waren.
4) u. 5) Die Stelle



i hin

der folj

;-efunde

» Q«ü

herrühren (Taf. 47). Das eine zeigt ein rechtes Schulterstück in
rölhlichem, rolhbraun comuriertem Gewände, über welchem die:
Buchstaben 1)10 stehen, es enthält aufserdem einem Theil der linken
■schwarzen Einfassungslinlc. Das andere Fragment zeigt gleichfalls
ein rechtes Schulterstück, aber von etwas geringerem Umfange.
über demselben steht ein R, ohne dafs sich beim Fehlen der
Randeinfassung entscheiden liefse, ob dieser Buchstabe vom Rande
ab der zweite oder dritte war. Her Fundlage nach gehört das
Fragment mit I! vermuthlich in das Quadrat 4, das andere mit
1)10 in Quadrat 5. Den BuchstabenJ) 10 links vom Kopf werden
drei oder vier Buchstaben rechts vom Kopf entsprochen' haben.

6) [Tnljlhis |Cic|ero (Taf. 48. 2). Das Gesicht ist bartlos
und bildet ein volles Oval: Nase und Munel sind se> roh gesetzt,
dafs jede Indiviehialisirung ausgeschlossen ist. Die Brust ist in
eine weifse Tunika und in einen röthlichen Mantel gehüllt. Hinter
der linken Schulter wird eine' Stuhllehne sichtbar.

7) Men|anjd(er) (Taf. 48.4). Das braune volle Haar ist
mit einem aus dunkelgrünen und schwarzen Steinchen gesetzten
Lorbeerkranz geschmückt, die: Brust mit einer weifsen Tunika und
einem weifsen. roth coiiturierlen Mantel bekleidet.

S) Knnius (Taf. 49, 1. unten). Markiges Gesicht mit Lorbeer-
kranz, vielfarbige Tunika, über der linken Schuh ■ - ■'•\j i ■■ Mantel.

III. Die Quadrate mit Schauspielertypea Diese acht
Bilder lagen weit auseinander; man wird sie als Füllsel für die
von den anderen Darstellungen frei gebliebenen Felder betrachten
dürfen. Erhalten sind nur zwei Bilder und ein Fragment.

1) Das zwischen den Monatsbildern des Juni und Juli befind-
liehe Brustbild (Taf. 48. .0), mehrfach gesprungen und durch Brand
schwer kenntlich, zeigt einen nach links gewendeten bärtigen
Kopf Fr ist mit grünen Ranken geziert und einer Kopfbe-
deckung, von der zwei Zipfel über den Schläfen emporragen.

2) In das tjuadrai. /wischen .lern September- und October-
büd ist ein Fragment, welches in der Südweslecke- des Mosaikes
gefunden wurde, eingeordnet (Taf. 49). Fs zeigt den Obertheil
eines mit Ranken bekränzten Kopfes, an dem ein rechtes Auge
mit hoc hge zogen er Braue deutlich ist.

3) Das zwischen October und November befindliche Brustbild
(Taf. 49) bat einen mächtigen Kopf mit spärlichem grauen Haar,
ml tigern Bart, huchgi.-neige-nen brauen, Siulpiinso und Zicgcnohrcn,
es ist der Typus eines allen Silen. Die Brust ist in einen rothen
Mantel gehüllt.

IV. Die: Fünfecke mit den Jahreszeiten. Die Jahres-
zeiten tönd dargestellt als reitende Amoretten. Vom Winter ist
nichts e-rhalten. vom Frühling nur elrei unbedeutende Fragmente
eine« Köpfchen», eines hellgrauen Flügels und vom Körper eines
vierfufsigen Thieres (Taf. 4S, 3). Vom .Sommer ist der Ober-
körper des Amor und clas Ohr seines Thieres erhalten. Der
Amor hat hellgraue Flügel, ist bekleidet mit einer auf der rechten
Schulter geknöpften grauen C'hlamys und auf dem Kopfe geziert
mit einem intensiv rothen Schmuck, vielleicht einem Mohn-
kranz, In der rechten Hand hält er drei kleine, sich nach oben
erweiternde Stäbchen, welche, rothbriun gefärbt, vielleicht Ähren
darstellen sollen, in der Linken einen in den Umrissen noch er-
haltenen Becken förmigen Gegenstand. Besser erhalten ist der
HcrlJJ^fTaf. 49), der einen bekränzten Amor auf einem weib-
lichen Panther reitend zeigt. Von seinen Flügeln ragt der eine
über die linke Schulter empor, währe-nd der rechte über und unter
dem rechten Ann sichtbar wird. Der Gegenstand, welchen er in
der erhobenen rechten Hand hielt, ist zerstört.

V. Die Trapeze mit den Zeichen des Thicrkrcises.
Erhalten ist nur der Löwe (Taf. 4S, 10). In dem davorlicgenden,
fast vollständig zerstörten Trapeze wurden noch Reste erkannt,
die wie Krallen des Krebses aussahen. Trotz dieser geringen
Anhaltspunkte wird man bei der Zwölfzahl der Trapeze und weil
sie zwischen eleu Darstellungen der Jahreszeiten und Monate ein-
geschoben sind, diese mit Sicherheit als Zeichen des Thierkretse's
auffassen dürfen. Auffallend ist dabei, elafs der Löwe als Zodiakal-
zeichen zwischen Juni und Juli gestellt ist, während die Sonne
erst am 20. Juli in dieses Zeichen tritt, man also den Löwen
zwischen Juli und August erwartete. Doch liegt ein ähnlicher,
\vi:nn auch leichter erklärbarer Fehler auch in den Bauern-Kalen-
dern vor.

VI. Die Quadrate mit den Monatsbildern. Vom
lanuar, l-ebruar, März und Dezember ist nichts erhalten, vom
April nur die drei ersten Buchstaben des Namens. In dem Qua-
drate des Mai lassen sich i|i der rechten Spitze Theile eines
Keryketons und das Ende der Brust, welches flügelartig ausläuft,
erkennen; zweifellos war Mercur d arge stellt.

I lurch das vom Feuer schwarz gefärbte Quadrat mit dem
Bilde des Juni (Taf. 48, 10} zieht sich gerade in der Mitte: eine
breite, zerstörte Stelle:; innerhalb derselben sieben die Buchstaben
IVN, oberhalb wird ein mit einem Schleier bedeckter und mit
einer Tänlc geschmückter weiblicher Kopf und daneben der Knauf
eines Scepters sichtbar, offenbar Reste eines Junobildes.

J"'

Unter

Vom August-Quadrat war an ilem betreifenden Platze
nichts mehr erhalten. Dem Befunde nach kann ein einzeln auf-
gefundenes I-Vaginen t, welches einen: jugendliche :n männlichen
Kopf mit einer nach links llügularlig auslaufendem Büste darstellt,
einen Theil desselben gebildet haben (Taf. 4S, S).

Das September-Quadrat (Taf. 48, 7) zeigt ein Bild des

Im

t (Taf. 49) *

I Jllgci

icher Bacchu-
 
Annotationen