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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 2) — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.655#0024
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werden. Die Darstellung ist streng symmetrisch componirt. Die
bedrohte Frau nimmt genau die Mitte ein und hält die Mitte, in-
dem sie mit dem Oberkörper nach links, mit dem Unterkörper
nach rechts gewendet ist. Von beiden Seiten entwickelt sich die
Darstellung in genauester, bis in alle Einzelheiten gehender Ent-
sprechung nach der Mitte zu. Diese Art symmetrischer Compo-
sition ist eine charakteristische Eigentümlichkeit der Sarkophag-
bilder und in dieser Gattung von Malereien nur in ganz verein-
zelten Fällen, wie an dem Wiener Sarkophag, nicht zur An-
wendung gebracht. Aus ihr ist die Verdoppelung der Figuren in
dieser Szene der Frauenbedrohung zu erklären. Wir haben auf
dem Bilde nur die Mittelfigur und die beiden Figuren links oder
rechts von ihr zu deuten und da bietet sich leicht als eine von
mehreren Möglichkeiten und vielleicht als nächstliegende die Deu-
tung auf Helena, Menelaos und Aphrodite oder Peitho. Die übri-
gen Figuren sind rein dekorative Zusätze. — Von der reichen
Innenzeichnung sind Reste in weifser und dunkelroter Farbe er-
halten. Über dem Bilde zieht ein breiter Streifen von Rosetten
hin, hell auf dunklem Grunde ausgespart, zwischen zwei Bändern
mit offenem Mäander." Das gleiche Mäandermuster ist für das
schmale Band unter der Darstellung und überhaupt für alle Tren-
nungfs- oder Besrrenzunsjsbäncler bis zu dem unteren Bildfeld der
Seitenstreifen verwendet.

Oberer Verbindungsstreifen. Zweireihiges Blatt- oder
Schuppenmuster.

Die Seitenstreifen. Im oberen Bildfeld jederseits ein
sitzender Greif, nach innen gewendet. Im Feld hinter den Flügeln
eine Blüte. — Mittelstück. Einfaches Flechtband mit seitlichen
Palmetten. — Unteres Bildfeld. Springender Bock, nach
innen gewendet, mit zurückgebeugtem Kopfe. Unten als Be-
grenzung eine Punctreihe. Im Feld Füllornamente derselben Art,
wie auf dem Fufsstück vom Sarkophag Taf. 25.

Unterer Verbindungsstreifen. Felderreihe mit Stern- und
Mäanderfüllung.

Fufsstück. Weidender Bock zwischen einem Löwen und
einem Panther. Im Feld Füllornamente gleicher Art wie im unte-
ren Bildfeld. An den Innenkanten des Rahmens zwei Felder
mit Maeanderfüllung und ein Feld mit Sternfüllung abwechselnd.
An den Aufsenkanten Blätterkyma mit zwei gefüllten und einem
leeren Blatte in regelmäfsiger Folge.

D. SARKOPHAG IN BERLIN. TAF. 27, 2.

Vaseninventar 3347. Länge 2,21 m. Obere Breite 1,03 m.
Untere Breite 0,72 m.

Kopfstück. In der Mitte dieselbe Gruppe zweier Krieger,
die um einen Gefallenen kämpfen, wie auf dem Dolonsärkophage
in den oberen Bildfeldern der Seitenstreifen. Auch hier ist
zwischen beide Krieger ein fliegender Vogel gemalt. Diese
Gruppe, einer der ältesten Bestandteile im Typenschatze der Ioni-
schen Kunst, ist der langen Bildfläche wegen rechts und links er-
weitert durch die Gespanne der Krieger, die von jugendlichen
Wagenlenkern gehalten auf den Ausgang des Kampfes warten,
grade so wie das Dolonbild durch die Gespanne rechts und links
erweitert ist. Diesen entspricht auch die Zeichnung im Einzelnen,
die Haltung der Pferde, der Hund unter den Pferden, die Gestalt
des Lenkers. Als Deichselbekrönung dient eine Greifenprotome;
rechts über den Pferden eine Blüte vom oberen Rand abzweigend.
— Als Thema für die Ornamentirung dient offener Mäander und
Halbpalmettenranke. Beides zusammen ist als Einfassung über
und unter dem Bild des Kopfstückes verwendet, der Mäander
allein als Einfassung der Bildfelder in den Seitenstreifen.

Oberer Verbindungsstreifen. Stier und Löwe gegen-
einander.

Die Seitenstreifen. Im oberen Bildfeld einspringendes
geflügeltes Pferd, von den Seiten und von unten eine Blüte. —
Im Mittelstück einfaches Flechtband mit seitlichen Palmetten. —
Im unteren Bildfeld ein springender Bock. Im Grund Füll-
ornamente. Eine Punctreihe trennt das Bild vom

Unteren Verbindungs st reifen, in dem Felder mit Stern-
und Mäanderfüllung abgeteilt sind.

Fufsstück. Bock zwischen Panther und Löwen, fast genau
wie auf Taf. 27, 1. Als Füllornamente sind aufser den für die
Ränder beliebten kurzen Parallelstrichen nur Kugeln mit Rund-
linien, ins Dreieck gestellt, verwendet.

An den Innenkanten des Rahmens abwechselnd zwei
Felder mit Mäanderfüllung und ein Feld mit Sternfüllung. An
den Aufsenkanten Blätterkyma mit zwei gefüllten Blättern und
einem leeren Blatte in regelmäfsiger Folge.

E. SARKOPHAG IN HANNOVER. TAF. 27, 3.

Länge 2,13 m. Obere Breite 0,85 m. Untere Breite 0,67 m.

Kopfstück. Zwei Krieger springen von ihren Wagen ab,
die nach rechts und links hin noch im Lauf sind, von jugend-
lichen Wagenlenkern gelenkt, und rennen mit gezogenen Schwertern
und vorgehaltenen Schilden gegeneinander. Die Schilde haben
grofse Schutzdecken (ähnlich A. D. I Taf. 44 und 46, 2 Murray
Terraeotta-Sarcophagi Taf. IV und V), auf dem rechts erkennt man
ein Gorgoneion als Schildzeichen. Die Wagenlenker tragen das
Haar zum Schopf aufgebunden. Die Räder sind ähnlich gezeichnet
wie auf dem Sarkophag Taf. 26, aber nur achtspeichig, als
Deichselbekrönung dient eine Palmettenranke. Laufende Hunde
mit zurückgewendetem Kopf sind, wie üblich, unter den Pferden.

— Als Ornamentthema dient Eierstab mit Astragal und Stufen-
linie. Letztere ist als Umrahmung ausnahmsweise um alle vier
Seiten des Kopfstückes herumgeführt.

Oberer Verbindungsstreifen. Eierstab mit Astragal.

Die Seitenstreifen. Im oberen Bildfeld ein springender
Bock von sehr starken Formen, deutlich als Ziegenbock gezeichnet
und von den gewöhnlichen steinbockartigen Tieren verschieden,
die übrigens nur auf den unteren Teilen der Sarkophage er-
scheinen, die ja ihre besonderen Typen und ihren besonderen Stil
haben. —

Mittelstück. Einfaches Flechtband mit seitlichen Palmetten.

— Unteres Bildfeld. Laufender (?) Bock, daneben zahlreiche
Füllornamente, aufser den sonst am meisten üblichen auch Kreuze,
Rauten und Dreiecke. Ausnahmsweise sind an dieser Stelle beide
Seiten nicht ganz gleich behandelt. Die Kopfhaltung der Tiere
ist verschieden und ebenso der Ornamentstreifen über dem Bilde,
links eine doppelte Felder- oder Punctreihe, rechts eine schmale
Punctreihe und darunter eine breitere mit einspringenden Linien
zwischen den Puncten, diese Form ohne Zweifel aus einer Doppe-
lung der Stufenlinie entstanden.

Unterer Verbindungsstreifen. Felder mit Kugelkranz-
und Mäanderfüllung.

Fufsstück. Hirsch zwischen zwei Löwen. Im Feld reich-
liche Füllornamente.

An den Innenkanten des Rahmens einfacher Mäander,
an den Aufsenkanten Blätterkyma mit zwei gefüllten Blättern
und einem leeren Blatte in regelmäfsiger Folge.

Franz Winter.
 
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