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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 2) — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.655#0054
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6

handelt; Nasenflügel und Mund verraten ebenfalls eine viel jüngere
Kunstweise, nicht minder die den Thron und das Gewand ver-
zierenden Greifen. Die Form des Blitzes geht kaum über das
III. Jahrhundert hinauf, und die Typen der Palmetten sind ganz
jung. Hinter dem Rücken der vordersten Göttin erscheint die obere
Querleiste des Sessels. Wir können dem Dreiverein keine Namen
geben. Die Platte befand sich, wie der Fundort zeigt, in der Mitte
der nördlichen Schmalseite des Tempels. Sie war, wie die anderen,
zu Anfang des VI. Jahrhunderts gefertigt, dann aber, da sie offen-
bar im Laufe der Zeit sehr verblaßt war, etwa im III. Jahrhundert
neu übermalt worden. Die Ornamente, sowie die reiche Verwen-
dung von lehmgelb und weiß nebeneinander, erinnern lebhaft an
hellenistische Vasen dieser Zeit. Rechts ist der obere Teil der
Metope abgebrochen, aber der links schräg aufwärts verlaufende
Abschluß ist eine antike, nach vorn leicht abgeschrägte Kante, die
mit glattem rotem Anstrich bedeckt war. Man scheint bei der
Reparatur die ganze linke obere Ecke der alten Platte, die wohl
defekt war, abgeschnitten und zum Anpassen des neuen Eckstücks
die Schnittfläche geglättet zu haben. Da die Kante auswärts ab-
geschrägt war, konnte kein Regen in die Fuge dringen.1)

3. Taf. 51, 1. Perseus in kurzem gegürteten Chiton, mit
schwarzem Petasos und geflügelten roten Schnürstiefeln, eilt nach
rechts. Er trägt langes Haar, zum großen Teil abgeriebenen
Spitzbart ohne Schnurrbart. Schwert in der Scheide und Kibisis
hängen an breitem Bande auf seinem Rücken. Aus der geöffneten
Kibisis schaut das Medusenhaupt, einfach menschlich gebildet,
hervor. Die sorgfältige Angabe von Lidern und Wimpern dieses
ältesten in Vorderansicht gegebenen Gesichts, ferner die genaue
Zeichnung der Kniescheibe des Perseus und das Aufgeben des
alten Knielaufschemas zeigen eine höhere Kunststufe als die übrigen
Metopen. Aber in allen anderen Einzelheiten, z. B. in der
Musterung des Chitons mit einer großen Rosette, Flechtbändern
und Stabornament, in seiner vertikalen Trennung in eine rote und
eine gelbe Hälfte, im Gesichtstypus und in der Barttracht ist der
Perseus doch mit der folgenden Metope untrennbar verknüpft.

4. Tafel 51, 2. Der hier dargestellte Jäger hat eine schlanke,
enggeschnürte Gestalt. Herakles auf der Eurytios-Kelebe, Poseidon
und Zeus auf den Pinakes von Pente-Skuphiä (Antike Denk-
mäler I Taf. 7 Nr. i; II Taf. 24 Nr. 11, Taf. 29 Nr. 8; Jahr-
buch XII 1897 S. 17 Fig. 6) sind ähnlich gebildet. Das Haar wird
durch ein Band zusammengehalten (roter Streif zwischen zwei auf
dem gelbweißen Grund ausgesparten). Je zwei Strähnen fallen
rechts und links auf die Brust und" auf den Rücken herab. Der
Mann trägt keinen Schnurrbart; der nach vorne sich zuspitzende
Kinnbart ist als volle schwarze Masse wiedergegeben. Wie beim
Perseus ist der eng anliegende kurze Chiton oben halb purpurrot,
halb auf dem Malgrund ausgespart, unter dem Gürtel aber reich
mit Rosetten und einem feingesponnenen Flechtband geschmückt
und zweifarbig, purpurrot und schwarz. Abwechselnd purpurrot
und schwarz auf dem ausgesparten gelbweißen Grunde sind auch
die Blätter der Rosetten. Eine Analogie zu dieser Gewandver-
zierung zeigen wiederum nur Männer auf den korinthischen Pinakes
(Ant. Denkm. II Taf. 24 Nr. 12; I Taf. 8 Nr. 16). Um die Brust
hängt der Riemen des Schwertes, welches an der linken Seite
erkennbar ist. Die Rechte hält den Bogen, die Linke an einem
Querholz einen erlegten Eber und Hirsch. Auf sonstigen Dar-
stellungen von Jägern erscheinen als Waffen Schwert, Lanze, Köcher
und Bogen. Auf zwei anderen eines heimkehrenden Jägers ist
die Jagdbeute ein Hase und ein Fuchs; in allen begleitet den
Jäger der Hund. Auf unserer Platte ist wegen der Schwere der
Tiere, die ein Sterblicher kaum tragen könnte, ein Heros oder
ein Gott zu erkennen; ob etwa Herakles? Die Fellhaare des
Hirsches sind durch ganz kleine Linien angedeutet; schwarz ist
der Körper des Ebers; seine steifen Rückenborsten sind durch

') Es ist aber auch möglieb, daß die Platte bei ihrer Erneuerung in hellenistischer
Zeit gar nicht wieder als Metope verwandt wurde, sondern entweder als Mittelplatte der
Rückwand eines kleinen Giebels, oder als Stele mit giebelförmigem Abschluß. Zur letzteren
Annahme passen am besten die Abschrägung der Kante nach vorn und deren roter An-
strich. Es muß auch erwähnt werden, daß die Dicke dieser Platte nur 0,055 m beträgt,
die Abmessungen überhaupt wesentlich kleiner sind als die der übrigen Metopen (jetzige
H. 0,625, Br. 0,84 m), sodaß man an ihrer Zugehörigkeit zum Tempel sogar gezweifelt
hat. Wenn sie als Stele an der Nordseite des Tempels neu aufgestellt war, bewiese ihre
Fundstelle daselbst nichts für ihre Zugehörigkeit zu diesem Bau; trotzdem halte ich daran
fest, der Technik und der umrahmenden Rosetten wegen.

kleine rote Linien wiedergegeben, die Hauer auf dem gelbweißen
Grund ausgespart.

5. Taf. 52, 1. Das Gorgoneion gehört zu den archaischen
Typen, in welchen wenige oder auch gar keine Schlangen vor-
kommen. Das Haar ist nicht aus Schlangen gebildet, wie wenig-
stens die eine rechts erhaltene Locke zeigt. Der rechts unter
dem Kiefer hervortretenden und sich nach außen aufbäumenden
großen Schlange wird wohl eine ähnliche auf der linken Seite ent-
sprochen haben. Die Pupille im Auge der Meduse taucht so tief
in den inneren Augenwinkel, daß der Kopf den Eindruck macht,
als ob er das Gesicht zusammenziehe, um von oben herab um so
furchtbarer zu blicken. Die gerunzelten Wangen erinnern auf-
fallend an die jüngst im Heiligtum der Artemis Orthia bei Sparta
gefundenen Masken alter Frauen. Charakteristisch ist die Bildung
des Bartes. Einzelne dicke Strähnen, langen Haarlocken ähnlich,
hängen herab, während auf den anderen Darstellungen der Bart
ziemlich naturgetreu durch kurze Parallellinien, die die Haare dar-
stellen, wiedergegeben ist. Ähnlich wie hier ist der Medusen-
bart dargestellt auf den flachen Henkeln einer korinthischen Kelebe
des Museo Gregoriano (Nr. 19) im Vatikan. Die Fundstelle dieser
Metope weist darauf hin, daß sie an der NO-Ecke des Triglyphen-
frieses angebracht war.

6. Tafel 52A, 5. Inv.-Nr. 13413. Fünf Bruchstücke einer
Metope, deren Breite sich auf etwa 0,94 m berechnen läßt; größte
Höhe 0,73 m, mit dem hier auffallend kleinen Zapfen 0,75 m.
Von der sehr zerstörten Darstellung lassen sich zwei thronende
Gestalten, wohl weibliche Gottheiten, erkennen, beide wie es scheint
in Vorderansicht mit linkshin profilierten Köpfen und reich ge-
musterten Gewändern, wohl Chiton und Mantel, dessen Enden sie
in die Höhe halten.

7. Inv.-Nr. 13412. Aus fünf großen Brocken ziemlich voll-
ständig zusammengesetzte Platte, deren Darstellung leider ganz
zerstört ist; rechts oben glaubt man das aufgebogene Ende eines
Flügels, vielleicht von einer Sphinx zu erkennen. H. 0,89 (mit
dem oben rechts erhaltenen Zapfen 0,95), Br. 0,99, D. 0,06 m.

8. Tafel 52, 2. Kleines Fragment des linken Randes einer
Metope, mit dem oberen Teil eines über den Rosettenstreifen hin-
weggemalten Löwenkopfes besonders strenger, schöner Stilisierung.

9. Tafel 52,3. Kleines Fragment mit einer Rosette und viel-
leicht dem Reste eines ähnlichen Löwenkopfes, der aber dann
nach rechts gewandt wäre; indessen ist diese Deutung unsicher.

Von den sonst noch erhaltenen Resten von Metopen verdient,
außer zwei Eckstücken mit Zapfen und Rosettenfries (eine rechte
und eine linke obere Ecke), Erwähnung ein linkes Randstück mit
einem in den Rosettenfries hineingreifenden, zurückgesetzten weißen
Unterbein mit Fuß (Inv.-Nr. 13406, H. 0,23, Br. 0,29, D. 0,065).
Die Stellung ist der des Perseus ähnlich.

Kleinere Metopen. Außer den eben beschriebenen, die
sicher vom alten Tempel stammen, haben sich Reste von einer
Reihe kleinerer Platten gefunden, die einem etwa gleichzeitigen
oder wenig älteren Bau von geringeren Abmessungen gehörten.
Leider ist keine genügend gut erhalten, um die Dimensionen dieser
Metopen genau feststellen zu lassen; doch dürfte ihre Höhe 0,60 m
kaum überschritten haben, während sich die Breite auf etwa
0,80—0,90 m schätzen läßt. Die Dicke der Metopen beträgt
0,04—0,045 m- Daraus ergibt sich mit Bestimmtheit, daß das
Triglyphon Abb. 7 nicht zu unserer Serie gehört, denn das ange-
arbeitete Metopenfragment ist 0,065 m dick. Zudem ist auch an
diesem Fragment der charakteristische Rosettenfries nicht vor-
handen; es gehört demnach zu einem dritten archaischen Bau, von
dem wir sonst nichts wissen. Die Metopen der kleineren Serie
dagegen waren wohl in ein hölzernes Triglyphon eingefalzt, wie
die des Tempels. Sie haben außerhalb des Rosettenfrieses den-
selben glatten Rand, wie jene, entbehren aber der Zapfen am
oberen Rande. Technisch entsprechen sie den großen Metopen,
verwenden nur in der Innenzeichnung mehr Weiß als diese. Sie
sind alle zusammen in den Ruinen eines kleinen Baues im Temenos
gefunden worden, zusammen mit Bruchstücken der auf Tafel 49
über den Tempelmetopen gezeichneten Geisonplatte mit Flechtband,
sowie einem archaischen, sehr rohen Gorgoneion auf einem Schilde,
dem Reste des Mittelakroters (Phot. cl. Inst. Akarnanien 282;
 
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