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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 3) — Berlin, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.1792#0019
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i3

Langseite B) gibt infolge namentlich der irreführenden tonigen
Behandlung der in Wirklichkeit ungefärbt gebliebenen Teile kein
ganz zutreffendes Bild der Bemalung.

Die farbige Ausstattung ist am Kasten und am Deckel des
Sarkophags nicht in gleichem Verhältnis durchgeführt, sie nimmt
von den unteren Teilen nach den oberen hin sowohl in der
Ausdehnung, wie in der Vielheit der Töne zu. Der Sockel ist
freilich nicht, wie Reinach bemerkt, ohne alle Farbreste, an
einigen der Tiere ist rotbraune Bemalung erhalten, aber die mensch-
lichen Figuren erscheinen fast alle farblos, nur an den zwei Ge-
stalten hinter dem über auf unserer Tafel 11 ist ein schwacher
rötlicher Schimmer auf der Gewandflache erkennbar. Auf der so
in ihrem heutigen Zustande nur durch vereinzelte farbige Flecken
unterbrochenen weißen Flache des Sockels erhebt sich die Säulen-
halle ebenfalls in Weiß, aber belebt in den oberen Teilen durch
einzelne Zusätze von Blau, wovon geringe, jetzt verschwundene
Spuren nach Hamdy's Zeugnis an den Kapitellen und an dem
Eierstab des Epistyles früher erkennbar gewesen sind. Zwischen
diese lichte Architektur sind halbhohe, wie es scheint abwechselnd
rot und gelb bemalt gewesene Rampen eingeschoben, und vor
ihnen stehen, ursprunglich ebenso in Rot und Gelb bemalt, die
Figuren der Klagefrauen, mit dem Oberkörper vor dem Weiß
der Interkolumnien über den Rampen sich abhebend. An einer
Anzahl der Figuren sind größere oder geringere Farbreste erhalten
(größere Reste von Gelb z. B. an dem abgebildeten Stück der
Langseite A, zahlreiche Spuren von Rot ebenda am Haar der
Figuren und am Tympanon und Mantel der angelehnt Sitzenden,
auf der Langseite B am Gewand und Haar der von links dritten Figur"),
so daß die einheitliche Durchführung der Bemahing in den zwei Tönen
sicher steht das Haar ist rot, die Gewandung wechselnd gelb und
rot gehalten. Das Fleisch ist unbemalt gelassen. Von der üblichen
Ausführung der Augen scheint nach der Bemerkung Reinachs
S. 252 (*>l'iris de l'a'il est indiguc ßar ur: cercle brun clatr au
centre duqitel la pupilh s'mßw tn plus fand*) früher mehr
als jetzt erkennbar gewesen zu sein. An den Rampen sind nur
sehr wenige Farbspuren noch erhalten: auf der Langseite B (Necr.
Taf. XI) im dritten Interkolummum von links ein Flecken Gelb
und ebenda im nächstfolgenden Interkolumnium ein Flecken Rot;
deutlicher ist auf der Langseite A ein in der Mitte der Profilierung
der Rampe fast lückenlos durchlaufender Streifen Rot.

An den Gebälkteilen des Deckels wird die farbige Aus-
stattung reichlicher. Die ornamentale I lekoration der architek-
tonischen Gliederung ist hier nicht, wie am Sockel und
Epistyl, plastisch, sondern nur in Malerei ausgeführt gewesen
An dem schmalen Kyma des Geisonstreifens ist auf Strecken hin
die Zeichnung eines Eierstabs in schwachen Spuren erkennbar, und
an einigen wenigen Stellen darin sind kleine Teilchen blauer
Farbe zurückgeblieben, so außer an dem Giebel A, wo sie nach der
Abbildung Necr. Taf. XI früher reichlicher vorhanden waren, an
dem auf unserer Tafel abgebildeten Stück der Langseite A und
an dem anschließenden, nicht mit abgebildeten Stück oberhalb
der zweiten Säule von links; hier sind auch unmittelbar darüber
größere Reste von der roten Bemalung des Geisonstreifens
erhalten. Die Sima war, wie es scheint, mit einem aufgemalten
Palmettenbande verziert, von dem nur innerhalb der Versinterungs-

kruste an der auf 'Taf. 1 t abgebildeten Ecke der Giebel- und
Langseite undeutliche Reste vorhanden sind, darunter ein Blau von
lebhaftem Ton. Auch die Antefixe auf der Sima sind unskulpiert
und, wie unsere Tafel zeigt, blau bemalt gewesen, während das
Giebelakroter plastisch ausgeführt ist. Auch an ihm sind Reste von
Blau Necr. Taf. XI wiedergegeben. An den Löwenköpfen der
Sima gibt Reinach Bemalung von Rot an.

Die volle und bunte Bemalung der Gebälke entspricht der
Polychromie der wirklichen Architektur. Mit ihr mag es zu-
sammenhängen, daß nun auch dem Bildwerk des Deckels, nament-
lich dem von Geison und Sima umrahmten Bildwerk im Giebel
eine reichere koloristische Ausführung gegeben ist. Die in dem
Hauptteil des Ganzen angeschlagene Grundstimmung auf Rot und
Gelb ist zwar auch hier festgehalten, aber durch Zufügung be-
sonders von Violett und auch Grün dem im Rahmen vorwiegenden
Blau angepaßt und durch im ganzen leichtere Färbung in einen gefalli-
geren Ton hinübergefuhrt. Auch darin ist der Verschiedenheit der so
viel kleineren und zierlicheren, in flachem Relief gehaltenen Dar-
stellung gegenüber den statuarisch wirkenden Frauenfiguren
zwischen den Säulen Rechnung getragen, daß das Bild durch die
farbige Ausfuhrung mehr dem Charakter des Gemaides nahege-
bracht ist. Sehr bezeichnend dafür ist die nach dem Zeugnis Reinachs
S. 252 hier angewandte ungewöhnliche Bemalung der nackten Körper-
teile mit einem hellrötlichen Fleischton, wie er ähnlich von den
feineren tanagraischen Terrakotten bekannt ist, an die die Figuren
des Giebels überhaupt sehr erinnern, auch in kleineren Einzelheiten
der Ausführung, /, B. der Augen in schwarz aufgesetzter Strich-
zeichnung. Mit dem hellen Fleischton verbinden sich das dunkel
gefärbte Haar und die Gewiinder in Rot, Violett und Gelb zu
einem vor dem Weiß des ungefärbt gelassenen, jetzt ungleich-
mäßig tonig gewordenen Grundes lebhaft wirkenden Farbenspiel.
In entsprechender Weise waren anscheinend die Figuren des
Balustradenaufsatzes auf den Giebelseiten behandelt, während die
Friese auf den Langseiten der Balustrade etwas einfacher im
Kolorit erscheinen. Doch ist nicht alles so gleichmaßig auf röt-
liche und bräunliche Töne beschränkt gewesen, als es die jetzige
Erhaltung zeigt; auf der farbigen Tafel Necr. XI sieht man in
Übereinstimmung mit der Angabe Reinachs S. 252 ein Blau an
dem cistenartigen Leichenbehälter und ein Rosa an dem Wagen.

Im ganzen läßt sich das Bild des ursprünglichen Farben-
schmucks aus den erhaltenen Farbspuren fast vollständig wieder-
gewinnen. Wir lernen aus ihm die Entwicklung der Polychromie
auf der Stufe zwischen dem lykischen und dem sog. Alexander-
sarkophag kennen. Hält sich die Bemalung der Architekturteile
mit ihrem Blau und Rot im wesentlichen in der von der älteren
Kunst überkommenen Art, so weist die der figürlichen Dar-
stellungen, von denen das große Mittelbild der Klagefrauen in der
einheitlichen Tönung von Rot und Gelb die farbige Wirkung des
Ganzen beherrscht haben muß, in der Wahl der Töne und in der
Anwendung des hellen farblosen Grundes die charakteristischen
Merkmale der neuen Behandlungsweise auf, deren höchste und
feinste Ausbildung der Alexandersarkophag mit seinem zu so
viel reicherer Pracht gesteigerten Kolorit überliefert.

F. Winter.

ANllKh DEMKMÄLKR 1012
 
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