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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 3) — Berlin, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.1792#0035
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i9i4-i9i5

Tafel 2S—26. SILBERSCHALE IN BARI.

Literatur- M. Mayer, La coppa taranlin.i di .irgento dor.ito dcl museo jirovincialc
di Bari. Bari 1910. Vgl. Notizic dcgli seavi iSnb, 380, 547.

Silberschale im Museum in Bari, gefunden 1S95 in Tarent in
der Neapoüs. — Durchmesser rund 30 cm, Höhe rund 6 cm. Aus
einem Stuck getrieben; besonders aufgelötet das Emblema und die
Masken um den Rand der Innenseite. Vergoldung zur Hervor-
hebung von Einzelheiten. In der Mitte der Rückseite, als Zentrum
des Ornaments, ein Granat oder Rubin, tropfenförmig geschliffen.

Wir verdanken die Erlaubnis zur erneuten Veröffentlichung
der Liberalität der Commissione Provinciale per l'archeologia e
storia patria in Bari und sind dem Leiter des dortigen Museums,

Dr. Mich. Gervasio, für sein kollegialisches Entgegenkommen bei
der Arbeit herzlich verpflichtet. Die Veröffentlichung der Schale
hatte Georg Matthies (f) übernommen; sie wird unter Verwertung
seiner Notizen in den Römischen Mitteilungen erfolgen. Die
Photographien sind von Cesare FaragHa aufgenommen worden.
Die Mittel zur Veröffentlichung verdankt das Institut einer freund-
lichen Spende von Geheimrat Professor Dr. Franz Oppenheim in
Berlin, dem wir auch an dieser Stelle unseren herzlichen Dank aus-
sprechen möchten.

Ron

R. Delbrueck.

Tafc

el 27, 28, 29.

DIE HAUPTSTÜCKE VOM GIEBEL DES ERETRISCHEN TEMPELS
DES APOLLO DAPHNEPHOROS.

Im Juni 1900 wurden, ungefähr 4 Meter entfernt, vor der
linken Hälfte der Westseite (besser Nord-Westseite, da die Tempel-
richtung eine südöstlich-nordwestliche ist) des eretrischen Tempels
des Apollo Daphnephoros (npaxnxu 1900 S. 53 ff.) die Reste vom
Giebelschmuck eines älteren Tempels gefunden, dessen Fundamente
innerhalb der Reste des jüngeren Tempels noch erkennbar sind
(vgl. Furtwängler Aegina I S. 322 ff.).

Alle diese jetzt im Museum von Chalkis aufbewahrten Giebel-
fragmente werden mit den übrigen Funden des Apollotempels
bald an anderer Stelle publiziert, und wir geben deswegen hier
nur die Beschreibung der auf den Tafeln 27 — 29 abgebildeten
Hauptstücke.

Tafel 27, 28 stellt einen Jüngling dar, der ein Mädchen
fortträgt. Furtwängler a. a. S. hat die Gruppe schon richtig auf
den Raub der Amazone Antiope durch Theseus gedeutet. Er-
haltene Höhe 1,10, Tiefe ung. 0,48. Mit ziemlich groben kristal-
linischen Körnern versehener Inselmarmor, dessen leicht ins Bläu-
liche schimmernde Farbe nicht wenig zur Erhöhung der Schönheit
der Gruppe beiträgt. Theseus, dessen einzige Bekleidung ein
leichtes, beide Schultern und einen Teil des Rückens bedeckendes
Mäntelchen ist, hat die Amazone unterhalb der Achsel mit dem
linken Arm umfaßt und ist wohl im Begriff, einen nach rechts
fahrenden Wagen in aller Eile zu besteigen. Er ist bis hart an
den Ansatz der Schenkel erhalten, von denen nur je ein ganz
kleiner Teil, vorne vom rechten und hinten vom linken, übrig blieb,
Antikk Denkmaler 1914

kaum genug, um deren Richtung anzugeben. Das rechte Bein war
gehoben, der Schenkel hatte eine fast horizontale Stellung; das
linke Bein war nach hinten ausgestreckt. Mit dem vorgestreckten
rechten Arm hielt er, wie schon Furtwängler vermutete, höchst-
wahrscheinlich die Zügel. Der Leib mit dem Oberkörper ist in
etwas harter Drehung nach rechts dargestellt; noch stärker ist die
Drehung des Kopfes nach derselben Richtung.

Trotz vieler Mängel in der Ausführung ist diese kühne Bewe-
gung der Figur doch nicht ganz mißlungen. Die Einzelheiten des
Körperbaus sind mit ziemlicher Sorgfalt in der gewöhnlichen
archaischen Weise gegeben; der Bauchmuskel ist doppelt geglie-
dert, der Huftknochen stark entwickelt; besonders reich ist der
Rücken modelliert, und nur am Halse ist trotz der starken Drehung
fast keine Modellierung wahrnehmbar.

Ein Prachtstück archaischer Kunst ist der schöne Kopf. Den
Stolz und die Freude des mutigen Helden drücken trotz aller
Naivctät Mund und Augen ganz wunderbar aus. Die Form des
Kopfes nähert sich dem Oval; das Gesicht ist ziemlich mager;
die untere Partie steht bedeutend hinter der Stirn und den Augen
zurück. Die Wangenknochen sind stark betont; die Wangen ziehen
sich nach unten weit zurück. Infolge der energischen Drehung des
Kopfes ist die rechte breiter als die linke. Die Augen sind
stark kugelig, mit langgezogener, ziemlich schmaler Öffnung, sie
neigen sehr nach vorn und werden vom schweren Oberlide über-
deckt; die Tränendrüse ist ziemlich groß. Die Nase ist leider abge-

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