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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 3) — Berlin, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.1792#0045
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39

Abb. 3. Rückseite der Platte I), die zwei runden Locher neu.

ihrem ursprünglichen Standort, wo die Rückseiten besser erhalten
geblieben wären als die vorderen. Die Bruchstellen der Kopfe
zeigen zumeist Bohrlöcher, wovon auf unserer Tafel mehrere
durch Verstopfen mit hellem Stoff undeutlich gemacht sind. Sie
dienten zum Befestigen von Ergänzungen in Gips, die noch
vor kurzem an den Wiener Platten C 1 und E hafteten, an dem
nach Berlin gesandten Abguß von E mitgeformt und in den älteren
Lichtbildern dieses Stückes (unten Abb. 7) mitaufgenommen sind.
Der Bruch in E ist hinten mit Hilfe von Bleiverguß verklammert
und vorne mit rötlichem Zement ausgefüllt. Von solchem zeigen
alle Platten ringsum noch Spuren, die z. T. auch auf unserer
Tafel hervortreten. Mit seiner Hilfe werden sie alle in Holz-
rahmen eingefügt gewesen sein, die den Wiener Stücken auch
erst kürzlich abgenommen wurden; E hat ihn noch bei Arndt,
Einzelaufnahmen I 34. Aus demselben Anlaß wird C 1 die
unten zu beschreibende Überarbeitung seiner Rückseite erfahren
haben (S. 40 links).

Nun zu den einzelnen Reliefplatten.

A. Bruchstück im Athener Nationalmuseiim Nr. 1780, in
den Magazinen des Kellergeschosses aufbewahrt; von Skias beim
Ilissostempel ausgegraben und seinem Friese zugeschrieben
rfyaxTtxd für 1897, 82 f., Tafel A, B in Zeichnung; Lichtdruck,
noch ohne Text, bei Svoronos, Athener Nationalmuseum Taf. 130,
1780, danach auf dem eingangs erwähnten Festblatt Abb. 1.
Unser neues Lichtbild mit tatsachlichen Angaben wird Professor
Karo verdankt.

H. 0,24, Br. 0,24, D. 0,06 nach Skias, offenbar ohne, nach
Karo 0,08 mit Relieferhebung. Rings gebrochen bis auf die
Standfläche mit Scamülus, an die hinten der Randbeschlag der
Anathyrose stößt (oben S. 37 rechts).

Eine flachgewölbte Bodenerhebung, etwas bestoßen, geht
rechts nur wenig nieder, um nach einer schwachen Bodenfalte
nochmals zum Bruch anzusteigen; hier scheint sie steiler abzu-
fallen. Auf diesen Abhang tritt ein Menschenfuß mit dünner
Sohle, doch wohl ein rechter. Die Ferse ist hoch erhoben, die
Zehen und etwas mehr sind abgebrochen, von dem schräg vorge-
neigten Unterschenkel blieb etwa die untere Hälfte, unterhalb der
Wadenschwellung, übrig. Diese Beinhaltung würde zu einem
„polykletischen" Standmotiv passen, aber die Größe des Fußes,
der all die anderen sehr verschiedenen Fußgrößen unserer Reliefe
noch übertrifft, entspricht am ehesten einem weitausschreitenden
Manne, dem auf D ähnlich. Rechts von diesem Figurenreste
steht, etwas geneigt, ein praller Sack derselben Form wie auf B,
oben zugebunden, unten bis auf die linke Ecke von der Boden-
welle überschnitten. Hinter ihm nach links vorgeschoben und
unten von dem Bein überschnitten ein zweiter Sack oder vielmehr
Schlauch, da er links neben dem zugeschnürten Ende noch einen
Beinansatz des Fells zeigt. Ist das, wie gewöhnlich, ein Wein-
schlauch, dann wird der andere einfachere Sack nicht demselben
Zwecke dienen. Doch davon besser erst zu B,

B. Ganze Platte in Berlin, Altes Museum No. 1483, b, er-
worben aus Palazzo Giustiniani sulle Zattere. Herausgegeben von
R. von Schneider im Jahrbuch XVIII 1903, 91 f., Tafel 7, 2;
ebenda Anzeiger 37 kurzer Erwerbungsbericht von Watzinger.
Nach anderem Lichtbild bei Brückner in den Jahresheften XIII

Antikk Denkmäler 1914.

1910, 50 f. Abb. 29 rechts. Mit demselben Stock auf dem ein-
gangs erwähnten Winckelmannsblatt Abb. 3. Unsere Aufnahme von
Friedrich Koch, Konservator am Ägyptologischen Institut in Leip-
zig. Bei der Herstellung dieser und anderer Lichtbilder wie bei
den wiederholten Untersuchungen wurden die Herausgeber von
der Museumsleitung, besonders von Direktor Winnefeld und Dr.
Schröder mit unermüdlicher Hilfsbereitschaft unterstützt.

H. 0,467, Br. unten 0,901, oben, die rechte Ecke ergänzt,
gegen 0,905. Der Scamülus unten nur unter dem stehenden
Mann. Rechts unten Dubelloch (S. 38 links). An der linken Kante
vorn etwas abgesplittert, wohl durch das spitze Werkzeug, das
die Reihe runder Löcher eingehauen hat.

Ein stehender Mann neben zwei Sitzenden. Die letzteren
rechts, auf beträchtlichen Erderhebungen, vielleicht Felsen, ein-
ander gegenüber, die Himatien um ihre Beine gelegt, beide
Füße auf den gemeinsamen Erdschemel gesetzt, sichtlich nieder-
geschlagen oder wenigstens ermüdet. Der zur linken, dem
der Mantel über die Schulter vorhängt, stützt den linken Ellbogen
auf den Oberschenkel und mit der Hand das bärtige Kinn des
ein wenig nach rechts gewandten Kopfes. Der rechte Arm war
mehr als wagerecht erhoben, schwerlich frei in die Luft, sondern
wohl mit der Hand über der Stirn ruhend (Brückner 51), nicht
zum Ausdruck heftiger Erregung, sondern in dem bekannten
Gestus des Ausruhens. Der Mann hat seine Kopfbedeckung ab-
genommen und auf den Boden gesetzt, wo sie in flachstem Re-
lief, aber ganz deutlich gezeichnet ist, nach der Waffenlosigkeit
der beiden und dem gleich zu erwähnenden Reisegepäck schwer-
lich ein ,,pilosartiger Helm1' (Schneider), sondern ein Reisehut
(Watzinger). Was Brückner für das aus diesem „großen Gefäß"
herausströmende Wasser hielt und was in der Tat inmitten der
Höhlung mit flachen Bohrlöchern absetzt, das mag, wenn nicht bloß
eine früher durch Farbe verdeckte Unfertigkeit, ein Baumstumpf
sein, über den der Hut gestülpt ist, zusammengehörig mit dem
rechts daneben, von Schneider zweifelnd, aber wohl mit Recht
erkannten Stämmchen.

Der ihm gegenübersitzende Mann ist uns, wie Hauser er-
kannte, noch in einer nahezu vollständigen Römischen Kopie er-
halten, an der im Textbild 4 nach den Römischen Mitteilungen
XXV 1910 Taf. 4 (S. 149 Rizzo; 281 Hauser) wiedergegebenen
Schmalseite des Sarkophags von Torre Nova, der wegen seiner
von Delbrück gesehenen Stilverwandtschaft mit dem Sarkophag
von Melfi gegen 170 n. Chr. anzusetzen ist (Jahrbuch XXVIII
l9lZ* 299; 308). Die Nachbildung ist zwar hölzern, aber Zug
um Zug genau, auch in der Größe, soweit darüber Rizzos Tafel
und Maßangaben (S. 95) Auskunft geben. Nur die Lösung der
Gestalt aus der ursprünglichen Reliefgruppe und ihre Einfügung
in eine neue hat einige leichte Veränderungen gefordert, beson-
ders an dem Sitz und den Unterschenkeln, die etwas mehr vor-
geschoben sind. Trotzdem darf die Kopie zur Ausfüllung der
Lücken des Urbilds verwertet werden. So auch für die Bartlosigkeit,
die nach dem Kopfreste des Originals nur wahrscheinlich wäre.
Der Jüngling läßt vorgebeugt seine Hände im Schöße ruhen, die

Abb, 4. Betunnluite des Sarkophags i
 
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