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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 3) — Berlin, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.1792#0065
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versäumt er auch hier, die Frage auf rein stilistischem Boden zu
diskutieren, der doch zudem ein so starkes Licht erhält durch den
Vergleich mit der Medusa des vejentischen Antefixes, von dem
wir nachher sprechen werden (vgl. außer der schon zitierten
Schrift von Della Seta meinen Hinweis in den Notizie degli scavi
1922, S. 214). Aber allein der Vergleich mit der Muskulatur
der Laufe und des Brustkastens an der Hirschkuh, dann der Ver-
gleich der Zitzen an der Wölfin mit denen der weiblichen
Leoparden in der nach ihnen falschlich benannten Tomba delle
Leonesse von Tarquinü (Weege, Etruskische Malerei, Tafel 7 und
Abb. 65 auf S. 72), und vor allen Dingen der gewaltige Aus-
druck des Wolfshauptes, der alles, was wir an griechischen WTerken

unserer Gruppe zu erkennen. Nach seinen Maßen ist er um
ein Geringes kleiner als der Apollo, mit dem er im übrigen die
engsten Beziehungen in Stil und Technik hat. Der jugendliche,
heiter lächelnde Gott ist gekleidet wie Apollo (es hat sich ein
Stück Rand des Chiton erhalten); wie bei ihm fallen gelbste Haar-
strähnen auf Schultern und Brust. Auf dem Kopfe trägt er den
geflügelten Pilos. Die Polychromie (Tafel 541 ist analog der des
Apollo; die Kopfbedeckung ist außen rot bemalt, das Stück des
Futters, das als Rand nach außen umgeschlagen ist, zeigt gelbe
Färbung, während die Flügel, die zum Teil abgebrochen sind,
mit verschieden-farbigen Schuppen bemalt sind. Auf der rechten
Schulter bemerkt man ein kleines Loch, zwei andere ähnliche auf

der gleichen Zeit kennen, weit überragt und davon durchaus
verschieden ist, all das sind für mich genügende Beweise, um
uns jeden Zweifel zu benehmen und alle Schwierigkeiten zu über-
winden, die Carcopino bei dem Vergleich eines Bronzewerkes und
einer Terrakotta, sowie bei dem eines drohenden wilden Tieres
und einer sanften gefangenen Hirschkuh findet.

111. Statue des Merkur.

Aus dem Vergleich mit den Vasenbildern ersehen wir, daß
in der Darstellung des Kampfes zwischen Herkules und Apollo
um die Hirschkuh beiden schützende und befreundete Gottheiten
zur Seite standen und zwar, genau gesagt, dem Herkules Minerva
und Merkur, dem Apollo seine Schwester Diana. Es ergibt sich
daraus die Berechtigung, mit der Gruppe einen Kopf des Merkur
zu verbinden, der am 25. Juli 1916 zwei Meter weit von dem
Wasserbecken in der Nähe der anderen zwei Statuen gefunden
wurde, und in ihm das wichtigste Fragment der dritten Statue

Antike Denkmaler 1918—26

der Hohe des Pilos, alle zweifellos bestimmt, darin die bekannten
Meniskoi der archaischen Statuen zu befestigen. Im Rücken ist
ein Teil eines großen Luftloches, gerade wie beim Apollo. Anti
hat (a. a. O. S. 73) auf einige stilistische Unterschiede zwischen
dem Apollo und dem Merkur aufmerksam gemacht, so in den
Augen, wo der Augapfel von den Augenlidern nicht wie beim
Apollo durch Spachtelstriche gesondert ist (Tafel 47 und 49), wie
auch darin, daß Ohr, Mund und Kinn beim Merkur besser modelliert
sind. Anti glaubt deshalb, beide Figuren seien von verschiedenen
Händen gearbeitet und der Kunstler des Merkur sei fester durch
die Tradition gebunden gewesen als der kühnere und unab-
hängigere Meister des Apollo. Ich glaubte schon in den Notizie
degli scavi von 1922, S. 214 dieser Hypothese widersprechen
zu müssen, nicht etwa weil eine Annahme der Zusammenarbeit
von zwei Künstlern an der gleichen Gruppe irgendwelche
Schwierigkeiten bereitete, sondern weil die stilistischen Bezie-
hungen zwischen beiden Köpfen mir denn doch so stark er-

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