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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Antike Denkmäler (Band 3) — Berlin, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.1792#0070
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die sich an die von mir geleiteten anschlössen und ihrerseits von
Cav. Enrico Stefani geleitet wurden. Das erste der beiden
Antefixe fand sich verwendet als Abschlußdeckel einer Wasser-
leitung gleich außerhalb der nördlichen Grenze des heiligen

grausigen Mund und die weit aufgerissenen Augen jene besti-
alischen Zuge und ist demnach besonders bemerkenswert durch
den intensiven Ausdruck des Grausigen, der dieses Stück zu einem
Meisterwerk der dekorativen etruskischen Bildnerei macht.

Bezirkes gerade über der Stelle, wo der Apollo gefunden wurde.
Es hat die übliche Form eines Nimbus und ist 0,45 m hoch und
0,436 m breit; die muschelförmige Wölbung, die unten in Voluten
endigt, besteht aus 19 Rillen, deren Inneres dunkel gemalt ist mit
gelben Rändern. Der Kalypter
(Abb. 15) ist vollkommen er-
halten und weist alle notwen-
digen Einzelheiten auf, um das
Antefix am Rande des Daches
zu befestigen, so das halb-
runde Endstück, das bestimmt
ist in den nächsten Ziegel ein-
zugreifen, wie ein Loch für
einen Nagel am letzten Ende
des gewölbten Teiles, wie auch
eine viereckige Öffnung zur
Linken (für den, der das Gor-
goneion ansieht), breit 0,045 m»
hoch 0,05 m. Aber der be- J
deutsamste Teil ist das ge-
waltige Gorgoneion mit den
Schlangen in den stilisierten
Haaren, mit den übermaßig
weit, wie bei einer Theater-
maske, geöffneten Munde, durch
den hindurch man ein Stück
Himmel sehen kann, wie auf
der schonen Photographie, die
ich in Abb. 16 wiedergebe.
Die herausgestreckte Zunge,
die Reißzähne in den Ecken
des Mundes, die ineinander über-
geführten Brauenbogen, die
weit abstehenden Ohren, die
runde Form des Gesichtes, all
das tragt bei zu dem furcht-
baren Eindruck, der noch be-
lebt wird durch die reiche Pol) chromie dunkler Töne auf gelbem
Grunde.

Das zweite Antefix, das in allen Zügen dem vorigen entspricht,
wurde an der äußersten nördlichen Grenze des heiligen Bezirkes
gefunden, 22,Som entfernt von dem Wasserbecken, das auf Abb. 1
angegeben ist; es betont noch mehr, insbesondere durch den

Ich verweise auf meine oben zitierte Publikation und auf die
•on Della Seta ') für die Vergleiche des Typus mit Werken der

griechischen Kunst,
etruskischen Kunst.

insbesondere solchen aus Sizilien und der
Hier muß es genügen zu wiederholen, daß
diese Antefixe augenscheinlich
derselben Kunstschule zu ver-
danken sind, der wir den Apollo
zu verdanken haben, denn es
lassen sich mit diesem und mit
den Fragmenten der anderen
Statuen, wie auch mit der
kapitolinischen Wölfin viele
formale und stilistische Be-
ziehungen feststellen. Mag es
auch natürlicherweise notwen-
dig sein, für diese dekorativen
Werke mehrere Künstlerhände
anzunehmen, so ist doch in
bezug auf Macht der Erfindung
und des Stiles die Ähnlichkeit
zwischen dem zweiten der
beiden Gorgoneia und dem
Apollo so groß, daß wir beide
für Werke der gleichen Hand
halten dürfen. In diesem
Gorgoneion haben wir ein
glänzendes Beispiel dafür, wie
ein etruskischer Künstler es
verstanden hat, auch einem
zeichnerischen Schema, wie
dem der Medusa, eine ganz
eigene Beseelung und eine
durchaus individuelle Verkörpe-
rung zu geben, in diesem
grausenerregenden, wahrhaft
furchtbaren Bilde wahnsinniger
Bestialität, das sich in seiner
Eigenart neben dem Apollo, dem Merkur und der heulenden Wolfin,
behauptet. Gerade in dieser Tendenz zu körperlicher Ausfüllung
des Raumes und einer mehr plastischen Behandlung der Form

i. Im Dcdalo I, Heft 9, S 55» ff- «o das zweite Antefix in einem sehr schonen Drei-
farbendruck wiedergegeben ist, der unmittelbar null dem Original aufgenommen und die
bisher bt-tc Wiedergabe der \ontigli>h erhaltenen I'ohchromie llt
 
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