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Fig. 1. Sii-lichc Ansicht dcs Alostcrs und Flcckens Lorsch. Zweitcs Oicrtel dcs t?. Iahrlinnderts. Nach Mcrian.

Linleitung.

ZT hcutige iNticiiaclskupcllc zu Lorsch un -cr
Bcrgstraßc hat sowohl hinsichtlich ihrcr ur-
sprüiiglichcn Bcstiiiiniung wic ihres Baustilcs
und dcr aus dicscm sich crgcbcudcu Lrbauiiiigs-
;cit verschicdcuc Dcutuiigeii erfahrcn, uud ob-
wohl dic Bkchrzahl der hcutigcn Schriststcllcr
eine größcrc Linheitlichkcit in der Beantwortung der so ebcn
berührtcn Lragen als die srühercn crkcnnen läßt, so kann inan
doch nicht bchauptcn, daß das wisscnschaftlichc Urthcil aus dcr
Lphärc des subjektiven Gefühls völlig aus dic dcr objcktiven
Thatsachcn übertragen worden sei. Und doch inuß es sür dcn
dcutschcn Archäologcn nnd Aiinsthistorikcr wichtig crschcincn, geradc
dicscs klcinc Bauwcrk ohne srcindc willkürlichc odcr subjcktivc
Zuthat zunächst aus scincin cigcnen IBcscn hcraus, aus scincin
cigcnen Bodcn und dcin scincr Ilnigcbung sich sclbst bcstiinincn
zu lassen. Trst nachdein dieses geschehen und dic also gcwonnenen
objcktiven Thatsachen festgestellt sind, ist nach vcrwandtcn Tr-
scheinungen llmschau zn haltcn und init ksülfc der »vergleichendcn
^orincnsprachc« auch dcin subjcktivcn Urthcil scin Anthcil an
dcr nicht unwichtigcn Ausgabe MUweiscn. Unwichtig aber kann
dicsc Aufgabc nicht scin, nicht sowohl dcswcgcn, wcil die be-
dcutcndstcn Aunstsorschcr sich ihr init großcin Tiser untcrzogcn
haben, sondern vielinchr weil das klcinc Bauwcrk unstrcitig das
charakteristischeste und ain bestcn erhaltcnc Dcnknial einer Tpoche
ist, aus dcr iin Aebrigen nur noch wenige Trüminer bis aus
unsrc Tage gckoiiiincn sind, so daß cs als l)aupt Rcpräscntant
ibrcs künstlerischen Aönnens aus dein inonuinentalen Gcbiete
dcr Baukunst dasteht. Dic Atcinungcn dcr Aunstforschcr übcr dic
Lntstehungszeit dcs Baues gehen nicht inehr sehr weit auseinandcr:
die eincn halten ihn für ctwa hundert Zahrc jünger als dic
andern, die einen sür fränkisch, die andern für karolingisch.
Ts hat cine Annäherung der vcrschicdenen, srüher weiter aus-
einandergehcnden Ansichten stattgefunden. Dennoch ist durch dicsen
Zeitunterschicd eine andere nicht niindcr wichtige Berschiedcnheit
der Bcurthcilungcn hcrvorgegangcn, näinlich in dcn Auffassungen
über dic ursprüngliche Bedcutung dcs incrkwürdigcn Baues. D)ir
iiiüsscn, bevor wir an dic Thatsachcn selbcr hcrantrctcn, wcnigstcns

dic wichtigsten dicscr vcrschicdcncn Ansichtcn kurz übcrblickcn, dainit
auch dcr §eser scin Urthcil uninittclbar an dic vorausgehcndc
^orschung anschließcn kann.

Das ältcstc Arlhcil übcr die Aapellc findcn wir bci Dahl,')
wciland Ltadtpsarrcr in Gcrnsheiin a. Rh. Nach ihm ist dic
Aapclle dcs hl. Alichacls in Lorsch ursprünglich keineswcgs cinc
altc Aapcllc oder Airchc dcs Alostcrs, sondern sie ist crst im
Iahrc >6<)7 vom Aurfürstcn ^othar Franz von Alain; zu eincr
Aapclle cingerichtet und zu ihrcin Dicnst init cincin Bencfiziuin
vcrschen wordcn, welchcs iin Zahrc s?53 der Psarrei cinvcrleibt
wurdc. Dicsc Aapcllc ist ursprünglich nichts andcrs als die
doppcltc Psortc odcr dcr Tingang in das Znncre oder die
Alausur des Alostcrs gcwcsen.« 5ie »rührt noch von dcin crstcn
Alosterbau her und ist also über tausend Iahre alt«.

)Nit Dahl stinnnt annähernd Acollcr übcrcin und zwar
hinsichtlich dcr zwecklichcn Bcstinnnung theilwcise, vollständig hin-
sichtlich dcr zeitlichen Bcstinnnung des Bauwcrkcs. ^) Tr wcist
ausdrücklich aus dic altchristlichcn Borbildcr in Roni hin, auf
ähnliche Borhallcn bei dcn Airchcn 5t. s)etcr, 5t. Paul, 5t. 5aba,
5t. Tlementc n. audercn. Zn gleichein 5innc urthcilcn Gail-
habaud^) und Ainkcl.^) ^cnoir") bezcichnet dic Border-
scite dcs Bauwerkcs kurzweg als ,sa<,adc dcs Atriunis dcr Alostcr-
kirche zu ^orsch.

Ichnsichtlich dcr ursprünglichen Bcstinnnung des Bauwcrkcs
ist Augler") nnt jencn Forschern im Tinverständniß. Tr ncnnt
sie cine »Durchgangshalle«. Tr vcrniag jedoch ihre Erbauung
nicht aus einc Zeit vor jcncr dcs Aachencr Alünstcrs zu sctzcn,

H Dahl. Konrad, lststoriscb - topegraphisch - statistische Neschreibung bcs
ffiirstentstums Lorsch re. Darinstadt, gcdruckt mit Ltabl'schcn Lchriften 1812.
5. 22Z. ttel'rigeiis giebt ein Dechaut vo» ffeppeiibeim I80S iii den Aktcii
dcs Groscherzoglichen ffans- imd Ltaatsarchives zu Darmstadt bereits dieselbe
Lrklärimg iiber den eiiistigcii Zwcck dcs Laiiwcrkcs.

^) tltollcr, G., Denkinäler dentscher Baiikiinst. Darmstadt. B. I. tllit
Zeichiiiiiigeii auf vier Tafelu.

^) Gailstaband, Die Baiikniist des V. bis XVl. Iabichndts. Bd. II.

ch Ainkcl, Gesch. dcr bild. Künste bei den christl. Bölkern. Bonn t8<^5.

ch Lenoir, aicbitecture niouustigue. II. u. III. Tsteil. jdaris t85S. 5. 50.

") Angler, Geschichte der Baukiiiist. Lrster Baud. Ltnttgart t8SS.

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