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da die Vortrefflichkeit des ÜNauerwerkes') auf größere technische
,ch'rtigkeiten und somit auf eine längere Uebung und fpätere Zeit
der Erbauung schließen lasse. Iedenfalls aber gehöre das Bau-
werk einer der sogenannten Renaissance-Perioden an, in denen
eine bcwußte lViederaufnahme der antiken Hormen stattfand.
<Lr glaubt, wegen der (Llassizität der Durchgangshalle auf einen
Linfluß Linhard's schließen zu inüssen. Lrüher hatte er als
<Lrbauunzszeit das zwölfte Zahrhundert angenoininen.

Schnaasech verlegte ansänglichch nach dein DorgangeAndcrer
des besseren Alauerwerkes wegen die Lrbauunzszeit gleichfalls
in das zwölfte Zahrhundert, schloß sich aber nach cingehenderer
jDrüfung später dein letzten Urtheile Augler's an.

chinsichtlich der Lrbauungszeit ist auch Lavelsbergch init
den letzteren ^orschern einverstanden. Zedoch erblickt er in dein
Bauwerke die Begräbnißkapelle Ludwig's dcs Deutschen
und seiner Genossen, eben jcne scclesiL varia. Die Aehnlichkcit
des Mberbaues init einein Larkophage, insbesondere die der
Spitzgiebel init Dekorationen an solchen aus altchristlicher Zeit,
lassc Hierüber keinen Zweisel. )hin stiinmt Försterch zu.

Lchaeser") verstcht im IDesentlichen und sehr einzehend die
Ansichten des l)errn v. 5avelsberg. »Das Akaüerwerk tritt«
nach ihin »nach Anlagc und Linrichtung als ein suinptuoses
Acausoleuin, als cin gewaltiger L-arkophag in die Lrscheinunz«.
Die Aapitäle bezeichnet er?) als so vorzüglich, »daß er den Ge-
danken nicht abweisen kann, cs inüßten diese Ginzelheiten antiken
Architekturwerken entstainmen. Neben dieser Glassizität der archi-
tektonischen Details zeige das Bauwerk aber auch byzantinische
Anklänge, und zwar in den von buntem Getäsel überdeckten
Wandflächen von abwechselnd drei-, vier- und sechseckigen, bald
horizontal, bald übereck gestellten, rothen und weißcn Lteinplatten«.

v. Auast crklärt hingegench) das Aloster habe sicher einen
Borhof gehabt, dazu gehöre ein portal, das direkt auf die Airche
gerichtet sei. Gin solches Portal, das in der Längenrichtung
von Nord nach 5üd mit geösfneten Arkaden quer vor der Airche
stehe, hätten wir in unserem Bauwerk vor uns.

Falk in seiner »Gcschichte dcs ehemaligen Alosters ^orsch
an der Bergstraße«") bezeichnet die Aapclle als cine ehemalige
Durchgangs- oder Thorhalle und neigt hinsichtlich der Trbauungs-
zeit den späteren Ansichten Augler's und Schnaase's zu.

Schneider '") schließt sich hinsichtlich der Lrbauunzszeit den
zuletzt genannten Aunstsorschern an, drückt sich aber über den Zweck

') vgl. hinsichtlich der vortrefflichkeit der Ntauerwerkes das weiter miteii
iii dem Aapitel »Technisches« Gesagte.

") Schiiaase, Gesch. dcr bildeuden Riinste. Bd. III. 2. Aufl. Dnsseldorf
I8S9. S. 5H2 rc.

-) In der ersten Anflage des eben angesührtcn tverkes.

^) Savelsberg, Deutsches Annsiblati, heransgeg. von Tggers. II. Bd.
t85u S. ISZ.

^) Förfter, L., Denkniale deulscher Bankiiiist rc. I Bd. Leixzig I8ä».
S. U—

°) vgl. die tlloiiatsschrift fiir rheinisch-westsalische Geschichtsforschung u.
Alterthiimskunde. I. Iahrgang t87 5. S. 455 rc.

?) In eineni vortrage. vgl. Lorrespondenzbl. des Gesaniintvereins der
deutschen Geschichts- 11. tllteithiiinsvcreiiie. 2l. Iahrg. >875. No. 5 S. 17 rc.

2) Lbds. S. 20 rc.

°) Mainz. I8SS.

'") Schneider, der karolingische Thorbau zu Lorsch im Lorrespondenzblatt
des Gesammtvereiiis der dentschen Geschichts- 11. Alterthumsvereine. 1878.
No. 1 u. 2.

folgenöermaßen aus: »Der dreitheiligc Thorbau bereitete aus den
Anblick der lsiauptanlage vor; er leitete von den äußeren Aäumen
zu dem eizentlickien l)eiligthum über. Tr sollte den IDeg zur
Airckie schmücken nnd durch die reiche Zier seiner Außenseite die
Trwartung von noch glänzenderem 5chmuck der Basilika spannen.
Der vornehmste Zugang zur Airche, aus welchem die kirchlichen
Stifter und Gäste nahten, war mit eincr Lhrenpforte ge-
schmückt«.

Auch der Bersasser hat sich früher dem Ginfluß nicht ent-
ziehen können, der durch die Bezeichnunz der Grabkapelle Ludwig's
des Deutschen als eincr ecclesia vuria, einer b u n t e n Airche, bei
cinem Bergleich mit der bunten Borhalle sich unwillkürlich geltend
macht. Noch im Zahre s88^ glaubte cr daher, sic als Norhalle
zu der Grabkirche des genannten Aaisers in Beziehung setzen zu
müssen,') während bereits s88ö die Untersuchunzen im Aloster
5teinbach -) ihn die Berwandtschaft dieser Anlage mit der Lorscher
erkennen ließen.

Tsscnwein ch endlich erblickt in der Aapelle die alte fränkische
Thorhalle aus dcn Zahren 76<s—77^s, die in den Borhos der
lsiauptkirche hineinführte.

Der »bsistorische Berein sür das Großherzogthum lsiessen«
hat den tlorscher Alosterbauten unausgesetzt seine Ausmerksamkeit ge-
widmet. Ausgrabungen, die er im Zahre l86s anstellen ließ,
waren von keinem Trfolg begleitet. Da Asiauerwerk hinter den
noch stehenden drei Auttelschissjochen der romanis.chen Airche nicht
mehr angetrosfen wurde, glaubte man, an dieser Äelle keinen
weitern Aufschluß erwarten zu dürfen. Lunde, wclche man etwas
weiter südlich im Alostergarten gemacht hatte, insbcsondere
Steinchen von musivischen Arbeiten, ließen die Bermuthung aus-
sprechen, daß hier die ecclesia varia gestanden habe.

Bauliche ^undstücke, die im Zahre s888 beim Abbruch eines
^orstwarthauscs gemacht wurden, bewogen den Bcrfasser zu
neuen Untersuchungen, und da diesc von Trfolg waren, so be-
traute der Berein ihn im Winter j890 mit der lserausgabe einer
Alonographie über diesen Gegenstand, deren Abfassung dcn Ab-
schluß obiger Untersuchungen dringend verlangte. Den direkten
Anstoß hierzu gab ein Vortrag des Berfassers über »die fränkische
Grnamentik als Grundlage der romanischen«, wobei die Lorscher
Thorhalle und neuere zu ihr in Beziehung stehende Hunde be-
sondere Berücksichtigung ersahren hatten.

Der Abschluß obiger Untersuchungen wurde thcils durch
direkte Arbeiten zu diesem Zwecke, thcils durch Theilnahme an
örtlichen Veränderungen, welche aus dem Terrain zwischen der
Thorhalle und der chiirche amtlicherseits vorgenommen wurden,
erreicht. Das gesammte Trgebniß hat der Bersasser auf den
solgenden Blättern niedergelegt. ch

') t)gl. AdaIIIy, Architektonik. Bd. II. Abthlg. 1. Architektoiiik der alt-
cbristlichen Zeit. ksannover I88-1. 5. 2S1 rc.

") Ders., Die Liiihard-Basilika zn Steiiibach i. tl). Darmstadt 1885.
Seite 17.

b) Ngl. Lsse 11 wei 11, kiaiidbuch der Arcbitektur. Aweiter Theil. 5. Band.
Lrste ksälfte. Darmstadt ,88ü. S. 128.

^) Die mit Aiisgrabuiigeii verbiiiidenen iieiiesten Uiitersiichuiigeii faiiden
vom 15. Iuli I8yi> au statt uiid dauerteii etwa einen Ulonat. Im Vktober
ließ das Ureisbauamt, dcm die Alosterbaiiten unterstellt sind, die oben erwähuten
Arbeiten vornehmen.

-ÄS-
 
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