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Fig. 2. Siidliche Ansicht des Klosters uud Fleckcus Lorsch. >8A0.

Geschichtliches und Oertliches.

A die Geschichte des Aiosters Lorsch in neuerer
Zeit bereits inebrmals ausführliche Behand-
lung erfahren hat, so dürfen wir uns hier
unter Berufunz auf di<se Werke') kurz fassen.

Zm Zahre 76^ ließen Graf <Lancor und
feine verwittwete Bkutter Williswinda auf
ihrem Landgute Laurissa nicht weit von dem heutigen Lorsch
auf einer von der lveschnitz umflossenen Znsel ein Aloster er-
bauen, dcsscn Airche dcm heiligen petrus geweiht wurde ch Als
ersten Abt beriefen sie den Lrzbifchof Lhrodegang (Rutgang)
yon Bketz, einen Berwandten, der bereits früher durch seine
Reform des Alerus und !)crstellung der Airchenzucht, wie auch
durch Gründung und Linrichtung zweier Alöster sich hervorgethan
hatte. Beträchtliche Gütcr, welche die Stifter dcm Aloster zu
seiner Lrhaltung und Pflege schenkten, setzten ihn in Stand, für
das Gedeihen der frommen lvtiftnng zu sorgen. Hür letzteren
Zweck schien auch der Besitz eines kseiligen nothwendig. Ghrodc-
gang erlangte vom Pabst f>aul s?57—767) auf seine Bitte drei
heilige Leiber. Den heiligen Nabor erhielt das nach ihm be-
nannte Nabor (5t. Avold) in Lothringen; der hl. Gorgonius fand
in dcm gleichfalls von Lhrodegang gegründeten Aloster Gorze
bei Nketz Aufnahme, und der hl. Nazarius kam in das Aloster
auf der lVeschnitzinsel. Nunmehr wurde der Zudrang des Bolkes
zu letzterem ein so großer, daß der Rauin dcr noch neuen
Gründung nicht mehr ausreichle, und der Lntschluß zur Grbauung
eines größeren Alosters gefaßt und auch alsbald ausgeführt wurde.

Da dcr Abt Lhrodegang wegen seiner bischöflichen Geschäfte
dem Aloster nicht lange vorstehen konnte, so schickte cr von Bketz

') Dastl, iststolisch-topographisch-statistische Beschreibmig des Fiirstenthums
L.usch. Darmftadt, gedruckt mit Staifl'scheu Schritteu, I8>2. Falk, Geschichte
des ehemaligeu Alosters Lorsch au der Bcrgstraße. Maiuz I8S6. lvaguer,
dic vormaligcu geistl. Stifte im Großherzogthum kesseu. Lrster Baud. Varm-
stadt I82Z. S. >;z ic. Zweiter Baud. Uutcr Mitwirkuug vou Dr. Fr. Al. Falk
bearb. u. hcrausg. vou Friedrich Schneider. Darmstadt >878.

2) Deu Gruudriß des ersten Alosters auf der lveschnitziusel, desseu Lage
im Iahre >877 vou Archivdirektor Dr. G. Scheuk zu Schweiusberg
zuerst wiedcr festgestellt wordeu ist, vgl. im Archiv f. köess. Gesch. u. Alter-
thumskuude. XV. Bd. Darmstadt >88->. S. 72Z: »Lrläuteruug der beigegebeneu
Pläne iiber die Ausgrabuug des Klosters Alteumiruster bei Lorsch. vou
Friedr. Aofler«. vgl. feruer iiber deuselbeu Gegeustaud die Vuartalblatter
des histor. vereius f. d. Großhzgth. ksesseu. >88 . No. > u. 2 S. >6: »Lorscher
Ausgrabungeu«. vou dems.

aus, wohin er znrückgekehrt war, 766 seinen Bruder Gundeland
als Abt nach Lorsch, der aus dem Aloster Gorzia zugleich sechszehn')
Benediktiner-Atönche mit herüberbrachte. Als jfllatz für das neu
zu erbauende Aloster war der nahe gelegene Bandhügel bei dem
heutigen Aecken Lorsch gcwählt, von wo aus man eine Nmsicht weit-
hin in den Lobden- und obercn Rheingau uud auf die Bergstraße
hattc. Am ersten September 77-f wurde in 2lnwesenheit des Aönigs
Aarl, seiner Gemahlin bsildegard und ihres Sohncs Aarl die
Airche des neuen Alosters auf Bitten des Abtes durch Lull u s,
Grzbischof von Atainz, zu Ghren des hl. s.Detrus uud jdaulus und
des hl. Nazarius geweiht; neben ihm verhcrrlichten das Lest
vier andere Bischöfe, Ategingoz von IDürzburg, Angilram von
Atetz, kDiomud von Trier und IDaldrich von sflassau. Der chl.
Nazarius wurde aus dem ersten Aloster in die neue Airchc ge-
bracht und am bsauptaltare beigesetzt. Damit übertrug sich auch
die Gpferfreudigkeit, welche schoii jenes rcich gemacht hatte,
auf die neue Gründung, und schon um flOO erstreckten sich die
Besitzungen des Alosters über fast ganz Deutschland, von der lvchweiz
bis nach den Niederlanden, vom Tlsaß bis nach Thüringen hinein.
Ueber zweitausend d-chenkungen sind unter den vier ersten Aebten ^
allein zu verzeichnen gewesen. ch

Die neue Alosterkirche entsprach an pracht den Reichthümern;
sie war nach des Thronisten Aussprachech mit jeglicher Art von
5chmuck geziert worden. Aber auch noch nach der IVeihe sanden
die folgenden Aebte manche Gelegenheit, Tinzelnes prächtiger
auszuführen und fo auch an dem Tempel und seinen Geräthen
den steigenden Reichthum zum Ausdruck zu bringen. IVorin das
Bauliche dieser Veränderungen bestand, werden wir bei der Be-
sprechung der fränkischen Alosterkirche kennen lernen.

Tine besondere Vorliebe zeigten Ludwig der Deutsche und
seine Nachkommen für Lorsch. Trsterer wurde nach seinem
IVillen dort in einer besonderen Airche oder Aapelle begraben,
welche sein 5ohn Ludwig der Züngere erbaut hatte. ch 882 schon

Nach einer aiideren Lesart wareii cs l'lvß vierzehii.

Das Kloster anf dcr tveschiiitzinsel, welches eiiiem Probst uiiterstellt
wurde, erhielt von jetzt au den Namoii »Alteiiiiiiinster«.

bj Ooäex vauresliainensis I 8. >8: perkecta jam templi tabrica, et ut
äomum Oei clecebat, omllli speeie äecoris exornata . . .

IVir citiereu nach der lNanicheimer Ansgabe des Ooäex priucipi8 oiim
Daure8dameu8i3 addatiae äip1omaticu8 etc. ^lauudemii ^IDOODXVIII.

Vgl. Falk a. a. O. S. 39 u. ^84, Anm. 6^
 
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