Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

iieucn ^audstraßc von der altcn Rlauer uiuspaunt; hicr crhebeu
sich dic wcuigcu Rcstc alter herrlichkcit, cbcu jene Michaels-
kapelle und die zur Tabaksscheune uuigewandelten drei Ioche
der s l30 geweihten roiuauischen Airche.

vas hauptthor des Alosterbezirkes lag uur eiuige llNetcr
weit uou der lNichaelskapelle, ebcn da, wo die Lortsetzungeu der ;u
beiden Seiteu uoch steheudeu Reste der Ringiuauer die zur Aapelle
führcude Ltraße schucideu würdeu. Lrst iui Iahrc s8-s9 wurde
es abgebrochen. Ts enthielt über eineui niedrigeu, überwölbteu
Durchgaug mehrere obere Ltockwerke, die zu bNohuuugeu einge-
richtet wareu. Die Anlage eiues zweitcu Thores ist uoch heute
im südlichen Theile des Rkauerzuges erkeuubar: hier stand ehe-
uials ein lsaus dicht au und über der Mauer, und uian gelangte
vou hier aus direkt aus das ^eld und wahrscheinlich auf einen
zuui Leehose beiui eheiualigeu Lorschcr Lee führeudeu NX'g.

Iu dem südlichcn Theile des alteu Alosterbezirks erhebeu
sich heute die Forstiueisterwohuuug, das ehemalige kursürstliche
bsaus, dessen Aeller von älteren Bauteu herzurührcu scheiuen, die
alte Zehntscheuer uud ciu erst im vorigeu Iahre erbautes bsaus
für einen Gberförster. Die ehenialigeu, auf den alten uiitge-
theilteu plänen verzeichncteu Brunnen sind bis aus zwei uoch
vorhaudeu. Der übrige Theil des Alosterbezirkcs, der ehemals
mit lhäuseru verschiedener Art bestellt war, ist als Hofraum und
zu Garten- uud Ackeranlageu hergcrichtet wordcn.

Der westliche Theil des Bkauerzuges tritt da, wo er am
höchsteu gelegen ist, mit eincm Ltück vou sechs Aketeru uach
inneu hereiu, was auf deu alten Lageplänen nicht verzeichnet ist.
Bkan ist hier außerhalb dcr jetzigen Ringmauer, abcr uoch iu
der ksöhe des austoßeuden Alosterhoses srüher auf ^uudamente
gestoßen. Die Grientierung läßt aus eiue kleine Aapelle schließen.
IDir müsseu jedoch die Autersuchuug dicses s?latzes einer spätereu
Zeit vorbehalteu.

Der hcutige Lleckeu Lorsch liegt au der vou Beusheim au
der Bcrgstraße uach lvorms führendeu Tisenbahu. N)er vom
Bahnhofe aus deu Grt betritt und, an der Lcke des Rathhaus-
platzes angelangt, eine lVendung zur Linkeu macht, wird hier
durch den Aublick eiues reizvolleu bunteu Baucs übcrrascht, cbeu
jener Aapelle des hl. Buchael?) Dieselbe erhebt sich hiuter eiuem
dreistusigeu Vorplatz iu rechteckiger Gestalt mit eiueni südlicheu
apsidialen Anbau. Die Fa<;ade zeigt in der äußeren Behandluug
zwei durch eiuen Friesstreifeu getrennte Gcschosse: eiueu unteren
Huadcrbau, dcr drei thorartige ruudbogige Geffuuugeu hat uud
desseu Dfeiler mit koriuthisiereudeu l)albsäuleu verziert siud, uud
eineu obereu, durch pilaster mit Lpitzgiebelu iu 9 Felder einge-
theilteu Bau ; über den Thorbogeu sind die drei mittlereu Felder vou
je einem Feuster durchbrocheu. lleber eiuem steiuerueu und ciuem
zweitcu hölzerueu Gesims erhebt sich die steile Dachfläche. Das
Huadermauerwerk, die Bogeu, die Säulen uud pilaster, die beideu
letzteren mit Ausuahme ihrer Aapitäle, sind aus rothem Land-
stein, die übrigeu Llächeu mit quadratischeu rothcu und weißeu
Lteiueu aus verschiedenem Rlaterial gemustert; aus weißem

9 Ogl. die Lorrcctur a»f dcm Lituatwnsplaiie vou t8;7. Taf.

Liehe den ffarbeudruck.

Landstein ist auch das ljauptgesims. Durch eiuen theilweisen
s?flanzcnüberzug hat sich der weißen uud rothen ^arbe hic und da
noch ciue grüuliche gescllt. Der runde Anbau, nur uachlässig
gesormt, ist verputzt und dient dem l)auptbau uicht zur Zierde.
Aus der linken Tcke des ^irstes erhebt sich eiu kleines Dach-
thürmchcu, das unteu offeu, oben niit eiuer l)aube überdeckt ist.
l)ier hängt das Glöckcheu der Aapelle.

Der Bau macht eiueu malerischeu, aber zugleich befremdlich
alterthümlichen Tindruck. Die wundersame pracht seiuer Tr-
scheinung, die sich noch steigert, wenn der lvanderer das Glück
hat, die abeudliche Souue das Aunstwerk umfluthen zu schen,
macht zunächst stutzig: mau sucht uuwillkürlich nach Aehulichem,
das sich vergleicheu läßt. Doch umsoiist ist die llmschau iu deu
^äuderu diesseits der Alpeu; wir fludeu uichts ihm Glciches.
Die Triuuerung schweist weiter südlich. l)or dem geistigen Auge
taucht die Triunerung an die farbenprächtigen Bauten Italiens
auf; wir fühlen wohl verwandtc Aukläuge, abcr entdeckeu doch
wiederum uichts, das der Tigeuart dieses Baues völlig gleiche.
Das kleine Bauwerk vor uns zeigt klassische und sremde Tlemente
neben den sarbigen Flächen eigenthümlich gemischt. Läulen und
s)sciler mit korinthisierenden und ionisierenden Aapitälen in sremd-
artiger Auffassung und Behandlung, über den flachen Rundbogen
der Thore eine Dekoration von Lpitzgiebeln, einauder wider-
sprecheuden ^ormen zu eiuem deunoch harmouisch wirkeudeu
Fa«;adenbilde vereinigt, das Tinzelne bekannt, das Ganze sremd-
artig — so will das lverk keine durchaus verwandte Trinnerung in
uns wachrufen. An kirchlicheu Zweck gemahut der Dachreitcr mit
dem Glöckcheu uud ihm gegeuüber au der südlicheu Fwstecke eiu
stcinernes Areuz — die drei Thoröffnungcn, welche dic ganze
uutere Breitseite einnehmeu, widersprechen ihm jedoch. Dieses
Befremdlichc steigert sich, weun wir das kleine Gebäude um-
schreitcn uud au der Gstseite diesclbe ,sa<,ade mit deuselben Bogen-
öffnungen, die hier uur vermauert siud, erblicken. (Fig. 4.) Auch
das Znnere giebt kcinen befriedigeudeu Aufschluß. Der mittlereu
Lingaugsöffuuug gcgeuüber steht ciu Altar, der au der lvaud mit
einem auf kurzen, gedrungenen Läulen ruhenden romanischeu, mit
Zickzackrand verzierteu Bogeu überdcckt ist; liuks uud rechts be-
finden sich hölzcrne Tmporcn; der südliche runde Anbau enthält die
lvendeltreppe zu der einen, eine hölzerne Treppc an der Nordmauer
führt zur audercn. Aus letzterer sührt eine Trcppe durch eine
Veffnuug dcr mit ruudcr l)ohlkchle uud s)rofilen verzierten Decke
weiter hinauf zu dem Bodeuraum. Die innere Ausstattung deutet
aus eine Aapclle — so besagt auch der Namc Rlichaelskapclle,
den dcr kleiue Bau trägt, — der Bau selbst auf eiueu audcren
Zweck.

lVir haben bereits gehört, was die Aunstgeschichte von
ihm hält: er soll Begräbnißkapelle oder Thorhalle gewesen sein.
Der Ltreit ist uoch uicht völlig ausgesochteu; wir nehmen ihn
hier von Neuem aus. Daß der Bau alt, sehr alt ist, das besagt
schon das Aeußere mit seiner Decke aus Llechten und seiner
Altersfarbe.

lvir haben ihn sränkisch genannt und somit als cin lvcrk
bezeichnet, desseu Lchöpfuug dcr Aulturepoche angchört, die dcr
von Aarl dem Großen begründeten vorausgeht; ob auch dieses
mit Recht, das sollen gleichfalls die folgenden Abhandlungen
lehreu.
 
Annotationen