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Grenzmaucr, so daß also auch hier die alte Grenze, wenn auch
als südliche, nicht als nördliche Lluchtlinie der alten Aüche inaß-
gebend geworden war. Demnach ist die Lorrektur in dein Lage-
plane in der angedeuteten U)eise durch einsache Verschiebung
der Umrisse der alten und der zu erbauenden neuen Aüche
und durch Verlegung der falsch gezeichneten südlichen Grenz-
linie des ehemaligen Atriums auszusühren. Auch diese Unter-
suchungen dienten somit als Bestätigung für die Richtigkeit dcr
Atriumsanlage in der von uns- nachgewiesenen südlichen Grenz-
linie. Der zweite Lageplan s^ig. 8) kommt dem vom Iahrc
181? schon näher. Nur haben die mit 3 und H in ^ig. 8 be-
zeichneten ksäuser, das eine als Auckerbäckerei und sür den Zilber-
diener bcstimmt, das andere
als die kursürstliche Mundküche
bezeichnet, an der Nordseite in
gleicherAucht gelegen, wie dieses
nicht nur der Thatbestand von
s8s7, sondern auch Ausgra-
bungen an der Nordwestecke von
Nr. H auf's unzweiselhasteste
bestätigen konnten; auch an letz-
terem Grtc wurdc keine 5-pur
von einer ehemaligcn Nlauer
innerhalb des Vorhofes wahr-
genommen. Gs unterliegt somit
keinem Zweifel, daß der jAan
von s8s7 die Bauverhältnisse
an der uns hier angehenden
^telle so darstellt, wie die Ber-
änderungen im Zahre s7^9 ste'
geschaffen hatten. 5tand nun
aber das ksaus Nr. (Kg. 7)
mit seiner Südmauer aus der
Grenze des alten Borhofes, so
ist dasselbe mit der Nord-
mauer des l)auses Nr. ö der
Fall gewesen. lVir müssen uns
daher der in diesem j?lane mit
Blei eingetragenen Torrektur
anschließen, welche den Ansang
der richtigen ^lucht wieder her-
gestellt hatck)

5ind somit auch die IDider-
sprüche, welche sich aus einer
Vergleichung jener drei trage-
pläne hinsichtlich der äüdgrenze
des s?latzcs zwischen dcr Thor-
halle und Airche ergaben, leicht
gehoben, so ist es doch vielleicht
nicht unangebracht, noch zwei
andere Zeugnisse für jene von
uns bestimmte Grenzlinie beizu-
bringen. Die nördliche Nlauer des alten Forstwarthauses ruhte
nämlich sammt ihren östlichen und westlichen Berlängerungen
auf älteren .sundamenten, wie sich daraus ergiebt, daß sich eine
Berschiedenheit im untern und obern Nlauerwcrke, insbesondere
im Nlörtel und in der durch ihn bedingten Festigkcit und auch
in dem verwendetcn 5teinmaterial zeigte. Beim Abbruch dieser
Nlauern im lserbst s890 ergab sich nämlich, daß die über
der Trde stehenden Theile aus den verschiedenartigsten Steinen,
die vielsach aus srüheren Bauten herrührten und sehr locker mit
einander verbunden waren, bestanden, während das Fundament-
mauerwerk sich als außerordentlich fest und aus weißem und

h Dicse Lorrcklur ist iu Fiq. 7 durch Pmikte angedeutet.

rothem ') lvandstein wohl gefügt herausstellte. Die Ansicht der
Aapelle ferner, welche Dahl im Zabre 1812 nach einer Zeichnung
des Freiherrn L a m bert von Babo seinem kDerke über trorsch
beifügte s^jig. ö), zeigt uns nicht nilr jene Nlauerflucht, sondern auch,
wie schon bemerkt, eine Nlauer, wclche den Vorhos zwischen ihr und
dem südlichen runden Treppenthurm abschloß. Diese letztere schmale
Abschlußmauer ist demnach mindestens älter als der Lageplan von
s8s7, vielleicht auch schon aus dem von s7V (Kg. 8) durch eine
Linie angedeutet. Ts ist dies ohne jeden Zweifel eben dieselbe
Nlauer, deren ,sundamente nach einem Berichte des Nreisbau-
amtes Bensheim an die Großherzogliche Gberbaudirektion in
Darmstadt vom 7. Zuli s876 in einer Tiese von ca. l,0 m mit

einer ebensolchen lsöhe und einer
Breite von s,ö m, bei den Auf-
grabungen hinter dem südlichen
Treppenbau noch vorhanden
waren, sich ohne Berband an das
Fundament des Anbaues an-
schlossen und aus kleincn 5-teinen
in geringer Festigkeit hergestellt
waren. Anhaltspunkte über ihr
Alter ergaben sich jedoch nicht.

Gehen wir nunmehr zu
einer unbefangenen prüsung der
Aapelle oder Thorhalle selber
über, um aus der Tigenart ihrer
Gestaltung auf ihren ehemaligen
Zweck zu schließen, so haben
wir bei dieser Nntersuchung zu-
nächst die einzelnen Theile auf
ihre ursprüngliche Zugehörigkeit
zu untersuchcn und den Bau nach
Ncoglicbkeit in seiner ersten Ge-
stalt wiederherzustellen.

Der Grundriß des Baues
in seiner jetzigen Gestalt sTaf. 2)
bildet ein Rechteck mit einem
südlichen, halbkreisförmig ge-
schlossenen Anbau für eine
N)endeltreppe. Die lichte Breite
beträgt fl,7H m, die lichte Tiefe
6,s6 m. Vorn und hinten be-
finden sich je drei Bogen von
2,3fl—2,^5 m IDeite, welche die
obern N cauern tragen und in der
Nlitte aus zwei 0,77—0,78 m
breiten sdseilern mit vorgelegten
Dalbsäulen ruhen. Die hinteren
Bogenfelder sind durch INauer-
wcrk geschlossen. Die Nlauern
und s?feiler haben eine ^tärke
von 0,53 111. Vor dem mittleren
vermauerten Bogenfelde dcr Gstmauer steht der Altar, der an der
Ivand von einem vorgesetzten, auf 5äulen ruhenden Bogen aus
Landstein überdcckt ist, einem späteren romanischen Nlachwerk von
wenig feiner Aussührung. Zu dem Treppenthurm gelangt man
durch eine vicreckige Thüröffnung, die mit IDandungen und ge-
radem lvturz aus Sandstein eingefaßt ist. Dic Spiraltreppe mit
auffallend starker Apindel hat 5tufen aus 5tcin und I)olz; die

') Dio sndliche Grenzmnuer dcs chcninligen voihofcs wuide im Mktoder
tSIO abgebrocheii, als das Großherzogliche Rreisbauanit dnrch Ncnbaiiten be-
dingte vcränderuiigeii zwischen der Rapelle nnd der Schener (Airche) vor-
nehmeii ließ. Die Fundamoiite blieben stehen; sie bcfindeil sich genau unter
der Itlitte des neiieil znr Schener fnhrcndeii tveges, so daß also dic INitte
des leßteren die ehemalige Siidgrenze des Rirchciworhofes bildct.

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Fig. I. Ansicht der siidlichen Giebelseite der Thorballe mit Aiidcntung des
verschiedenen tttanerwcrkcs.
 
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