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gewande entsprach also das Innere keineswegs; hier hatte inan
iin Gegentheil wie an den äußeren Giebelflächen jeden künst-
lerischen Aufwand wohl berechnend vcrmieden: der ganze Bau
war nur cin äußerer Repräsentationsbau, dessen
Znneres als bloße Durchfahrt keine künstlerische
Ausschmückung erforderte. Trotzdein wurde es mit Rück-
sicht auf die höhcrn Bestimmungen, dic inan dem Bauwerke
früher beigelcgt hatte, noch für nothwendig erachtet, weitcre Anter-
fuchungen anzustellen, und zwar untcr dem Bodenbelag. Die
platten desselben wurden an drei Ztellen aufgerisscn und der
Trdboden durchsucht. Aunächst traf man losen, mit wenig
Bkörtelspurcn vermischten 5and an, alsdann in einer Tiefe von
0,fl —s,22 m den gewachscnen Boden, nämlich Flugsand, aus
dem dcr ganze tfügel gebildet ist. 5prach schon die ehemalige
Schlichtheit des Innern gegen eine höhere Bestimmung, als
unsere Untersuchungen ergeben haben, so konnte jeneS Trgebniß
wenigstens zur Trhärtung der Ansicht dienen, daß eine Beisetzung
fürstlicher Personen untcr dem Boden der l)alle niemals statt-
gefunden haben kann.

Die Antersuchungen des kleines Bauwerkes selber bestätigen
daher nur die der gesammten Airchenanlage, daß nämlich die
jetzige BAchaelskapelle ihrer ursprünglichen Bestimmung nach dic
offene Thorhalle der ehemaligen Wallfahrtskirchc des Alosters ^orsch
war (Fig. s2). Ts konnte nicht unwichtig sein, nach Spuren ciner
dieser ehemaligen Bestimmung entsprechenden Benutzung an dem
kleinen Bauwcrke zu suchen. 5olche habcn sich denn auch wirk
lich vorgefunden. Ts zeigen fich nämlich an den der Beschädigung
am meisten ausgesetzten Tcken und ^lächen der aus vortrefflichem
Landstein erbauten und im Uebrigen auf's beste erhaltenen Gewände
der Thorbogen Beschädigungen, vorzugsweise bei dcn beiden mittleren

Bogen, die naturgemäß am meisten benutzt wurden, und zwar
an dem nördlichen Gewände des westlichen Mittelbogens un-
regelmäßige, horizontalc Riefelungen in einer bföhe, als ob
Wagen mit ihren Aren hier die lDandungen häufiger gestreift
hätten. Tine andere Lrklärung hat fich für diese auffallende
Trscheinung an dieser chtelle bis jetzt wenigstens nicht finden
lassen. An dem sichtbaren Theil der entsprechenden Thorwand
der Gstmauer sind zudem ähnlichc Riefelungen bemerkbar.

Ist nun die heutige Ruchaelskapclle wirklich die Tingangs-
halle zum Atrium gewesen, so verlangt diese Bestimmung mit
Bothwendigkeit, daß die Bodenhöhe dcs nach der Airchc zu an-
stcigenden Atriums dicht hinter ihr gleich der k)öhe ihres Fuß-
bodens ist. Aufällige Grabungen nach 5and an dieser chtelle
haben auch hierüber keincn Zwcifel aufkommen lassen: die 5puren
des ehemaligen Borhofsbodens fanden sich dcutlich in dieser kjöhe
vor, sogar noch mit abgcschlagenen ätücken von öandsteinen, aus
denen die Thorhalle erbaut ist.

Die Resultate unserer bisherigen Antersuchungen stimmen
nach dem Gesagten nicht nur mit dem von 5chneider ge-
wonnenen im Allgemcinen übercin, sondern sie gehen noch weiter,
da wir als erwiesen betrachten müssen, daß die Thorhalle nicht
bloß als Triumphthor gedient hat, sondern daß sie schlechthin
der Ifaupteingang zu der dem publikum zugänglichen lDallfahrts-
oder tfauptkirche des Alosters war, und daß sich in ihr ein Rest
von der Bauweise erhalten hat, in wclcher die erste Airche des
Alosters Lorsch an dieser 5telle überhaupt erbaut war, einer Bau-
weise, die wir mit Fug und Recht als merowingisch und in
diesem Falle in engerem 5inne als fränkisch bezeichnen dürfen.
Die weiteren urkundlichen und thatsächlichen Beweise hierfür zu
bringen, sollen die folgenden Abhandlungen versuchen.



 
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