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sprechcnden Thorhallenkapitäle, nüt denen sie ja auch im ilNaterial
übereinstimmen.

Die aus Iura-Golith geformten kleinen schilsblätterigen
Aapitäle f^ig. 32 u. 33) sind gleichfalls klassische Nachbildungen.
5ie bestehen aus zwei Rcihcn chchilfblättern und haben an den
Tckcn vicr fast frei vortretende Voluten, nrit denen zugleich zwei
nach der Nutte zu gegcn einander geneigte, dem Aörper anhaftende
Voluten sich aus dem Aern entwickeln. Der 2lbakus springt über
letzteren etwas vor. Die Blätter löscn sich nur mit den Spitzen,
die jedoch sehr dick und breit gehalten sind, etwas vom Aerne
los. N)o die oberen und unteren Flächen sich erhalten haben,
sind noch die lhülsslinien des 5teinmetzen für die Zeichnung
sichtbar.')

Die Thorhalle hat diesen gleiche Aapitäle nicht aufzuweisen;
sie sind abcr nicht mindcr klassizistisch wie jene, und wenn auch
an sich kein durchaus zwingender Grund vorliegt, sie ciner anderen
Lpoche als derjenigen, mit der wir uns hier beschäftigen, zuzu-
wcisen, so nöthigt uns doch
das mit den Aapitälen dcr
lfalle glciche Nlaterial ge-
radezu, sie ihr einzureihen.

N)ir haben bereits bei
der Bcsprechung der Aom-
positkapitäle an der Thor-
halle angedeutet, daß die
Verwendung des Iura-
Golith's (Aalksteines). uns
wichtige ^ingerzeige sowohl
für dic Trbauer wie für die
Datierung der Thorhalle
und der mit ihr gleich-
zeitig erbauten Werke geben
könne,' um fo eher, da das
zu Gebote stchende Nlaterial
des kaum eine 5tunde ent-
fernten Gdenwaldes als
ein ganz vorzügliches zu-
gleich mit jenem Berwen-
dung fand. Die sechszehn
schon bejahrten 2Nönche,
welche Abt Gundeland von
Gorzia mit herübcrgebracht
hatte, waren an dieses Ma-
terial ihres ersten Alosters
gewöhnt und mit seinen Bor-
zügcn für feincre ornamen-
tale Arbeiten bekannt. 5ie
mußten bald erkeunen, daß
der Aandstein sich nicht so leicht zu den Zierformen verarbeiten
lasse. Bo lag es nahe, daß sie sich an das Mutterkloster wendeten
und von hier den vortrefflichen, ihnen wohl bekannten 5tein,
vielleicht gar schon, wenigstens im Rohen, für ihre Zwecke bearbeitet
bezogen. Zst dcmnach mit hinsicht auf die geschichtlichen NAt-
theilungen schon aus der Verwendung gerade dieses Akaterials ein
Schluß auf eine Beziehung der Trbauer der Thorhalle zu deu von
Gorzia herübergekommenen Nlönchen gerechtfertigt, so ist es selbst-
verständlich auch der aus die Lrbauuugszeit von etwa 766 bis 77H.
lvenigstens liegt dieser Schluß viel näher als der andere, daß die
Beziehungen des zur höchsten Blüthe gelangten Alosters hundert
Iahre später, zur Zeit der Lrbauung der ecclssia varia, zu der

tz Aehnliche Aapitäle finden sich zu 5eligenstadt, wo sie jetzt als
Stützen einer Alterthnmshalle verwerthet sind; sie stannnen von dem Thurm
der >8 «i; abgebrochenen Laurcntinskapelle. t.lgl. Schäser Annstdenkmäler im
Grßhzgth. kjessen, prov. Starkenbnrg, Areis Gffenbach, Darmstadt ;885. S. I?;.
Diese Sänlchen werden fnr karolingisch gehalten.

Gegend westlich vou Näetz, wo das Gestein sich stndet, noch die-
selbcn waren wic im Anfange, und daß insbcsondere die Borliebe
für dieses Gestein bei dem vortrefflichen Nlaterial der eigencn
Gegend sich bis dahin sollte erhalten haben. Nun stimmen aber
diese aus Aalkstein hergestcllten architektonischen Zierglieder nicht
bloß mit ihrcni Nmterial, sondern auch in ihrem 5tile mit jeneni
der Thorhalle überein; hierin aber fiudct die vou uns aufgestellte
uud durch die urkundlichcn Nachrichten crhärtete Behauptnng, daß
auch die fränkische Alosterkirche im engereu 5iune im chtile der
Thorhalls erbaut gewesen sei, ihre glänzende Bestätigung, da nur
jener Bau gleichzeitig mit dieser, die ein 5tück von ihr ist, aus-
geführt worden sein kann, also auch zu ihm nur jene Bauglieder
gehört haben können.

Unter den zu dieser Gruppe gehörigen Baugliedern aus
Gdenwälder Landstein erinnert ein profiliertes gesimsartiges Stück,
wahrscheinlich ein ^enstersturz, an das sfauptgesims der Thorhalle:
sein bjauptglied (Kg. 3^l) besteht aus der umgekchrteu 5ima, die

oben und unten von einem
j)erlenstabe eingefaßt und
mit einer Platte abgedeckt ist.
An der Tcke links tritt ein
rechteckiges 5tück nach unten
vor, dessen Zweck durch ein
sich oben wagrecht fortsetzen-
des Band als Rahmen
gekennzeichuet ist, während
daneben ein ähnliches, aber
abgebrochenes 5tück den
Giudruck einer Aonsole oder,
wohl richtiger, den eines
Aapitäls macht, das die-
selbe Abdeckung wie die
Aonsolen der Thorhalle hat.
Außerordentlich kräftig ist
das Tckstück eines j)al-
mettenfrieses (Lig. 36) ge-
halten, dessen Zeichnung
wiedernm durchaus klassisch
ist. Besondere Aufmerksam-
keit erweckt ferner das Bruch-
stückeiness)ilasters j^ig.35),
das beim ersten Anblick als
ein bverk der Renaissance
erscheint. Drei Aanneluren,
die genau wie die an den
sAIastern der Thorhalle ge-
bildet sind, werden von zwei,
scheinbar auch in Aanne-
luren liegenden perlenstäben getrennt. Unter diesen aber ist noch
ein Stück eines ornamentierten Feldes sichtbar. Gcrade dieses
Ornament ist von besonderem Znteresse, da die neben einem
mittleren stengelartigen und mit einem Dreiblatt gekrönten Gebilde
befindlichen Blätter nicht gleichartig gestaltet, jedoch beide im
Aerbschnitt behandelt sind und das eine Blatt mit seiner übertrieben
graziösen Neigung die Trinnerung an mehrfach vorkommende
Gestaltungen auf fränkischen Lchmuckgegenständen wachruft. Die
klassische lferkunft der Nkotive verleugnet sich auch hier nicht.
Der obere kannelierte Theil dieses pilasterschaftes ist mit noch
einem Bruchstücke vertreteu. Tin kleines Bruchstück mit einem
perlenstabe sei wenigstens erwähnt. Gb der attische Säulenfuß nebst
dem zugehörigen oberen Schaftende fKg. 32) hierher gehört, ist
nur mit geriuger Bestimmtheit zu sagen; jedoch spricht dafür der
Nmstand, daß eine Tntasis (Anschwellung) des chchaftes erkennbar
ist und die kleinern der oben erwähnten schilfblättrigen Aapitälchen
auf die obere Lläche des Schaftes passen. lvie die Thorhalls

Fig. 22. Rviiianisches Gesimsstück mit Grnameiitcii aiis Sandsteiii, zwei koriiitlsisierende
Aapitälchen ans Inra-Volith, Basis und Bruchstücke eines Säiilenschastcs ans Saiidsteiii.
 
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