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Die angenehmen Zeitvertreibe, in den Erzählungen des Herrn von Adelsberg — Frankfurt am Main, 1767 [VD18 14316323]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27687#0050
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48 bHW tzUW
von Andacht wäre, wenn ich der Erbauung we-
gen, meine Augen auf sie gerichtet hielt.
So bald als sie nur ihre Augen ohngefähr
auf mich warf, nachdem das Geberh gcsadiget
war; denn so lange hatte sie solche beständig
auf das Gebethbuch geheftet, so beobachtete ich,
Daß sie die Farbe veränderte und nicht anders
aussah, als wenn sie gleich in Ohnmacht fallen
wollte. In dieser Zeit bildere ich mir vest ein,
ich harre ihr Gesicht ehemals gesehen, wiewohl
ich nicht sagen konnte, wo oder wenn solches ge-
schehen wäre, und enschloß mich also, mit ihrzu
reden, wenn sie aus der Kirche gienge.
Ich bediente mich folglich der Gelegenheit,
und bar, daß ich sie nach Hause begleiten dürfte.
Sie erlaubte mir solches leichrlich, worüber ich
mich wunderte. Als wir an ein schönes grosses
Haus kamen: so wandte sie sich, neigte sich ge-
gen mich, und sagte, sie wäre nun zu Hause.
Zch bückre mich höflich gegen sie, undwoMesorv
gehen; sie rief mich aber zurück, und ersuchte
mich, die Treppe hinauf zu gehen. Ich fieng
an, ihre Tugend ein wenig im Verdachte zu ha-
ben; weil aber eine Mannsperson nicht in so gros-
ser Gefahr ist, entführet zu werden, so wagte
ich es. Sie bewirthete mich prächtig. Sie setzre
mir die besten und niedlichsten Speisen und den
besten Wein vor, den man nur in der Stadt
haben konnte; und ihr ganzes Gespräch war
witzig,
 
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