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naturalistisch geformt, wie besonders Fig. 12 mit den Erlbsen-
ranken lehrt; hier liefs sich aucli die Bemahmg nocli erkennen:
der Grund war abwechselnd dunkelroth und dunkelblau bis
blaugrün, die Blätter und Ranken waren hellgrün, die Wein-
trauben gelbgrün und die Erbsenschoten gelb. An den Ecken
des Ivreuzganges sitzen von Konsolen getragen tief hinab-
steigende Dienstbündel mit Kapitellen, von denen Fig. 7 eins
veranschaulicht und Fig. 8 das Kapitell vergröfsert wiedergiebt.
Ilim gegenüber, im Nordflügel, befindet sich ein völlig anderes

Konsol mit dem Schilde eines Bau-
meisters und seiner Büste darüber,
welches der nebenstehende Flolzschnitt
darstellt. Leider ist der Kopf ab-
geschlagen, jedoch lehrt der Hals-
ansatz, dafs der Kopf bartlos war.
Den Schild schmücken drei diagonal
gestellte Rosen. Die Arbeit und die
Fassung deuten auf das XV. Jahr-
liundert (Schlufs). Die beiden Kon-
solen auf Blatt CXX Fig. 11, welche
von einern schlichten Rundstabe dienstartig gestützt werden, be-
finden sich ebenfalls in dem Nordflügel, von wo auch das selir
originelle Aechselkonsol — Fig. 14 — stammt. Die beiden
kleinen tellerartigen, mit Friesen dekorirten Konsolen — Fig. 15
und 16 — bewahrt der Westflügel. Yon den unter Fig. 17
mitgetheilten Rippensteinen ist das links stehende Schema das

schönere und ältere
(XIY. J ahrhundert),
das rechts stehende
kommt nur bei den
Gewölben vor, welche
nacli dem IFussiten-
einfalle erbaut wurden.

Eine schaubildliche
Darstellung des West-
flügels iiefert der Holz-
schnitt.

Der in der Ost-
hälfte des Nordflügels
belegene Kapitelsaal
wurde durch Grundrifs
und Querschnitt auf
Blatt CXIX Fig. 12
und 13 abgebildet:
Seine gewölbte Decke — Netzgewölbe in Form eines Kloster-
gewölbes mit Stichkappen — ist über dem stattlichen Raume
von 30 Fufs 6 Zoll zu 34 Fufs 7 Zoll in vollendeter Technik
durchgeführt und macht eine grofse Wirkung. Bemerkenswerth
ist die gruppirte Nischenbildung in der Ost- und Westmauer,

welche wahrscheinlich mit
Wandbildern gefüllt war. Eine
der dort befindlichen Konsolen
mit drei männlichen Köpfen
giebt der nebenstehende Holz-
schnitt wieder. Auch das Re-
fektorium in der gröl'seren
Hälfte des Nordfliigels besitzt
ein Netzgewölbe, von dessen
Wandanfängen -— Konsolen
kann man sie kaum nennen — noch zwei besonders inter-
essante mitgetheilt werden — vergl. den Holzschnitt auf der
folgenden Spalte —, weil sie offenbar in spätgothischem Stile
und in Hoclirelief zwei Aebte des Klosters darstellen. Dafs
diese eigenartigen Schöpfungen dem Ausgange des XV. Jahr-
hunderts gleiclifalls angehören, wird nicht bezweifelt werden
können. Sie beweisen aber auch fiir diese Spätzeit, dafs hier
vielleicht schon seit der Verlegung des Ivlosters auf seine




illli'


Tl«SII 1

jetzige Stelle bei allen Bauausfülirungen die plastische Seite
in der Stilfassung mit besonderer Vorliebe gepflegt worden
ist. 1) Eine weitere Untersuchung und Behandlung dieser Frage

empfiehlt sich um so mehr, als schon unter einer Urkunde
von 1370 die Unterschrift: „Johannes der Baumeister“ neben
der des Abtes und anderer Mönche sich findet. Er war
walirscheinlich selbst Ordensbruder wie lmndert Jahre früher
der Meister Konrad in Lehnin.

Steinformat: IIV2, 5 3A und 3 5/s Zoll.

II. Nachtrag’.

A. Berichtigungen und Ergänzungen zu Band I.

Als ich 1859 den ersten Band dieses Werkes herausgab,
war Riedel’s 1838 begonnener Codex diplomaticus Branden-
burgensis noch nicht vollendet. Es fehlten darin nicht nur
die wenigen aber wichtigen Bruchstücke brandenburgischer
Geschichtschreibung, sondern vor allem die Indices, mit deren
Bearbeitung Prof. Fleffter in Brandenburg betraut war. Die
ebenso umfangreiche wie grundlegende Urkundensammlung kam
erst im Jahre 1868 zum Abschlusse und hat seitdem er-
gänzend und vertiefend in weiten Kreisen gewirkt. Aus
diesern Umstande erklärt sich ein Theil der zahlreichen Lücken
und Ungenauigkeiten in meinem Texte, insbesondere für die
Epoche des XII. bis XIII. Jahrhunderts.

Seit jener Zeit sind aber nicht nur die historischen
Studien für die Mark fortgeschritten, sondern es wurden auch
neue Grundlagen zur Kenntnifs und Kritik der Baudenkmäler
durch das trotz mancher leicht erkennbaren Mängel höchst
dankenswerthe Werk von R. Bergau gewonnen, welclies der
Brandenburgische Provinzial - Landtag mit sehr bedeutenden
Opfern 1885 veröffentlichte. Auch die Provinzial-Verwaltung
Sachsens, vertreten durch ihre historische Kommission, hat für
die Aufnahme der ebenso zahlreichen wie wertlivollen, ja für
die Erkenntnifs der ältesten märkischen Baukunst ganz un-
entbehrlichen Baudenkmäler ihres Gebietes in würdiger Weise
zu soi'gen begonnen. In bescheidenerem Sinne betheiligten
sich sodann einzelne Geschichtsforscher, Geistliche, Oberlehrer
nnd Architekten an der Aufklärung der Baugescliichte der
Mark Brandenburg. Selbst das Ausland liat dabei niclit ge-
fehlt, wie eine Reihe vor mir liegender Abhandlungen in fran-
zösischer, holländischer, dänischer und schwedischer Sprache
bezeugt. Obschon durcli jene Hülfsmittel und diese Arbeiten
wesentliche Fortschritte gemaclit wurden, so blieben doch einige

1) Diese seltene Fülle von werthvollen ijlastischen Einzelheiten aus der
Spätzeit und die trefflichen Zeichnungen des Herrn Bauführers Ivranz waren die
Veranlassung, auf Neuzelie, welches der Mark Brandenburg nicht angehört hat,
überzugreifen.
 
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