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(1173) und Ratzeburg (um 1175 begonnen) und später Erz-
biscliof Albert II. von Magdeburg in dem Neubau des Domes
daselbst (seit 1208) vorbildlicli fördernd gewirkt baben. Aucli
in der Mark hat man erst die Seitenschiffe sowie einzelne
Bautheile wie Apsis und Chor überwölbt und dann erst im
gebundenen Systeme die ganze Kirche nach dem Vorbilde
von Braunschweig. Fiir die Anfangspliase liefern Krewese
(1157 — G0) und Arendsee (1184) gute Beispiele, ferner Dies-
dorf (Osttheile nacli 1175) sowie mit ihren Chören einige
Dorfkirchen in der Wisclie (Ferchlipp, St. Martin vor Oster-
burg u. A.) und im Jerichower Lande (Wulkow 1170 und
Redekin 1180). Das fertige spätromanische System erscheint
dann in Diesdorf (Schiff um 1195), Lehnin 1) (Schiff um 1190)
und gleichzeitig oder bald darauf bei Pfarrkirchen wie Salz-
wedel St. Lorenz (um 1220), Gardelegen St. Nikolaus (nach
1196), Treuenbrietzen St. Nikolaus (1220—30) und erlebt seine
höchste Vollendung bei schlichter Durchbildung in Dobrilugk
(Querschiff und Langhaus ca. 1210 — 25). Die demnächstige
Wandlung zum gothischen Uebergangsstile — durch die
Einführung oblonger Kreuzgewölbe — hat die Liebfrauenkirche
auf dem Harlunger Berge bewirkt, deren Vollendung um
1250 erfolgt ist (vgl. Band I, S. 6 ff.) Daher vollgültiger
Schlufs: Wäre Jerichow um 1210 neu erbaut worden, wie
Herr Schäfer annimmt, so wäre es sicherlich ein Gewölbebau
nach dem gebundenen Systeme geworden; weil es aber
genau wie Leitzkau und die beiden Dome zu Havelberg
und Brandenburg und im engsten Zusammenhange mit
ihnen allen als ein Holzdeckenbau ausgeführt wurde, so
gehört es in die Mitte des XII. Jahrhunderts und wird die
geschichtliche Ehrenstellung, in einem langen 'Reigen werth-
voller Backsteinbauten Chorführer zu sein, trotz jedes Wider-
spruches dauernd behaupten.

8. Klosterkirche von Arendsee.

Im Bande I, S. 48, Sp. links ist zu lesen XIII. Jahr-
liundert statt XII. Jahrliundert.

9. Klosterkirche von Diesdorf.

Auf Seite 49, Fufsnote 2) ist noch Riedel XVI, 394
hinzuzufügen. Seite 51, Fufsnote 1) mufs es bei der Er-
wähnung der Grabdenkmäler des Gottfried von Bouillon und
Balduin in der Grabeskirche zu Jerusalem am Schlusse des
Satzes heifsen: „standen“ statt „stehen“, denn bekanntlich sind
jene bedeutsamen Denkmäler bei der Restauration von 1808
von den Griechen pietätlos beseitigt worden.

10. Klosterkirche von Neuendorf.

Seite 53 hatte icli auf Grund einer mir zugegangenen
Mittheilung gesagt, dafs die Klostergebäude in jüngster Zeit
abgebroclien worden seien. Dies ist ein Irrthum gewesen,
denn nach Parisius Angabe ist das Kloster im wesentlichen
noch wolil erhalten. 2)

11. Stadt Werben.

Seite 76 fehlt der Zusatz, dafs in der Stiftungs-
Urkunde Albrechts des Bären für Stendal von 1150/51
neben den Städten Brandenburg, Havelberg, Osterburg, Arne-

1) Die naive Art, wie einzelne Baumeister diese rasche Entwickelung
mitgemacht haben, läfst besonders deutlich Lehnin (Chor und Vierung) er-
kennen. Vgl. Band II, Blatt LV.TII, Fig. 2.

2) Bau- und Kunstdenkm'äler der Provinz Sachsen. Heft XX, S. 109.
Abbildungen daselbst 109 — 111.

burg, Tangermünde und Salzwedel auch Werben als Stadt
genannt wird. Damals oder bald darauf ist auch die Pfarr-
kirche gebaut worden, denn sie wurde wenige Jahre später

— 1160 — von Albreclit nacli seiner Rückkehr aus
Jerusalem dem Johanniter-Orden fertig iibergeben. Da ihre
Erneuerung erst im XV. Jahrhundert erfolgt ist, kann sie
nicht klein gewesen sein und das bestätigen auch die Mafse
und Formen des alten oblongen Westtliurmes, welcher damals
stelien blieb. Es mufs eine dreiscliiffige Kirche mit Chor und
Apsis gewesen sein, welche Albrecht zwischen 1150 — 60 auf-
führen liefs. Ihr Baucharakter wird dem der in nächster
Nälie liegenden und gieichzeitig erbauten Dorfkirche von
Berge — urkundlich 1151 als vorhanden genannt — ent-
sprochen haben.

12. Stadt Seehausen.

Zu S. 83. Die vor der zweithürmigen Westfront liegende
spätgotliische Kapelle ist, wie Götze in dem Programm des
Gymnasiums von Seehausen 1865 nachgewiesen hat, nicht
eine Frohnleichnams-, sondern eine Marien-Kapelle gewesen,
welclie der Propst von Krevese Dietricli Maafs auf seine
Kosten kurz vor 1476 erbauen liefs.

»

13. Stadt Salzwedel.

Zu S. 85. Die Gewölbe der Pfarrkirche St. Lorenz
stammen nicht, wie ich angenommen, aus der Mitte, sondern
vom Ende des XV. Jahrhunderts, wie aus dem Profile der
Rippen und Quergurte sowie aus der Verwendung von Masken-
consolen sicher hervorgeht — Blatt XXX, Fig. 5, 9 und 11.
Ganz ähnliche Bildungen finden sich in Berlin — St. Spiritus

— (1475 — 76) und Ruppin — Siechenhaus- Kapelle —
(1490 — 93). Vgl. oben S. 43 und 50.

Zu S. 90. Der Rundthurm der Burg mit seinen 12 Fufs
dicken Mauern besteht nicht aus Granit, sondern überwiegend
aus Ziegeln.

14. Dorfkirchen in der Altmark.

Unter den ältesten romanischen Backsteinkirchen links der
Elbe — in der sogenannten Wische —, welche mit den Dorf-
kirchen bei Jerichow baugeschichtlich im engsten Zusammen-
hange stehen, habe ich S. 92 nur zwei genannt: Berge und
Grofs-Beuster und von ihnen wieder nur die Letztere als
dreischiffige Stiftskirche etwas näher besprochen. Weil aber
bei der Frage über den Ursprung des Backsteinbaues in der
Mark Brandenburg die Erstere eine ganz besondere Bedeu-
tung liat, so schalte icli sie nachträglich ein und charakterisire
nocli ein Paar andere, welclie ich schon in der Festschrift
S. 194 erwähnt hatte.

1. Die Dorfkirche zu Berge (4 km südlich von
Werben) besteht aus dem oblongen Westthurme, einschiffigem
Langhause, fast quadratischem Cliore und der gewölbten
Apsis. Die Letztere liat sicli gesenkt und wird durch zwei
Strebepfeiler gestützt. Feldsteine bilden den Sockel, alles
übrige ist Ziegelbau kleinen Formates, der mit Lesinen, Bogen-
und Stabfriesen, Portalen und geschmiegten Fenstern genau so
ausgestattet ist wie die aiten Dorfkirchen Wulkow, Melkow,
Redekin u. A. bei Jerichow. Indessen ist sie erheblich gröfser
als jene, 117 Fufs lang und über 39 Fufs breit, und besitzt
an der Apsis eine Plinthe, welche mit derjenigen an der
St. Nikolauskirche in Luckeberg vor Brandenburg auf das
Engste verwandt ist. Docli ist die Berger Plinthe noch
reiclier und schmuckvoller, weil zwei Male gerillte Rundstäbe
vorkommen. Das Datum dieses Baues steht urkundlich

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