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127

kirche, sondern um die Kirclie eines zukunftreiclien Markt-
fleckens glhandelt liat. Die Aelmlichkeit des Planes mit dem
der Pfarrkirche von Rathenow — Blatt LXXIII, Fig. 5 —
ist überraschend, wenn man sich den Letzteren durcli den
oben beschriehenen Westthurm ergänzt denkt.

Für die älteste Baugeschichte der Mark ist Wusterwitz
von hesonderer Wichtigkeit, es geliört zu den ältesten urkund-
lich gesieherten niederländischen Kolonieplätzen und seine
Kirche lehrt, dafs die einwandernden Kolonisten auch des
Granitbaues sich bedient liaben, wenn Ziegelerde fehlte oder
Eile noth that. 1) Abgesehen von den zahlreichen Granitkirchen
des Fläming ist die merkwürdige Dorfkirehe von Hämerten
an der Elbe ein zweites Beispiel, weil der Name des Ortes,
der schon 1160 im Güterverzeichnifs von St. Ludger in Helm-
städt vorkommt, sicher aus Holland übertragen ist (Hemerte
in der Beluwe). Hämertens Kirche 2) ist aber schon ein Miscli-
bau von Granit und Baclcsteinen genau wie Krewese, Dobbrun
und andere Kirclien der Wische, so dafs sie auclx der zweiten
Hälfte des XII. Jahrhunderts sicher entstammt. Endlich zeigt
Wusterwitz durch die eigenartige Struktur seiner Mauern (Ab-
setzen nach aufsen) eine solche Yerwandtschaft mit St. Niko-
laus in Luckeberg, dafs auch dadurch die alte gemeinsame
Heimath der Erbauer erkannt wird.

Druckfehler im Bande II.

Seite 3 Spalte links Zeile 18 v. o. iies 1449 statt 1439.



20

n

n

n

10 v. u. „ ßardenitz statt Wustenvitz.

jj

20

n

rechts

n

11 v. o. „ 1165 statt 1170.

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21

n

n

n

22 v. u. „ 1334 statt 1310.

n

21



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n

3 v. u. „ Langhaus statt Chorpolygon.

n

22

n

links

ii

11 v. u. „ um 1500 statt 1373.

n

29

n

rechts

n

4 v. u, „ 1484—1200 statt 1180—1190.

n

55

n

links

n

4 v. o. füge hinzu: und an den Schlufs des






XIV. Jahrhunderts zu stellen.

n

59

n

11

n

21 v. o. liefs 1294 statt 1229.

n

07

n

„ Fufsnote 3) fiige hinzu Kiedel VIII, 114.

n

74

n

„ Zeile

14 v. u. lies 1385 statt 1335.

n

77

n

11

n

8 ist Neu-Brandenburg zu tiigen.

n

78

n

rechts

n

1 ist 1252 einzuschalten.

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82

n

n

n

19 lies 1188 statt 1186.

Sclilufsbetraclitung.

Die Baukunst in der Mark Brandenburg — die profane
wie die kircliliche — war bei ihrern Beginne im XII. Jahr-
hundert bezüglich der Materialien an die vorliandenen Natur-
schätze gebunden, weil bei dem Mangel an Fahrstrafsen eine
Einfuhr so gut wie unmöglicli war. Man hat zwar an zwei
Stellen ■— in Havelberg und in Jerichow — den Versuch
gemacht, Plötzker Sandsteine auf der Elbe herbeizuscliaflen,
aber man liat ihn nie wiederliolt. Was in unerschöpflicher
Fülle zu Gebote stand, war das Holz, und man hat sich
seiner bedient wie auch die Wenden es gethan, nicht nur
zum Ba.u von IPäusern und Hiitten, sondern aueh von ganzen
Burgen und Stadtwehren. Für den Bau von Gotteshäusern
geschali es sehr selten, meist im Notlifalle und vorühergehend,
wie dies z. B. von Leitzkau feststeht, weil man in der Alt-
mark schon im XII. Jahrhundert den hohen Wertli von stei-
nernen Kirchen zum Zwecke der Yertheidigung bei den vielen
slavischen Einfällen erkannt hatte. Die Westfront des Domes
zu Plavelberg — von 1110 —1145 erbaut — ist dafür ein
lelirreiches Beispiel, sie ist zugleicli Glockentliurm und Berg-
fried.

1) Ob an den noch etwas älteren Ansiedelungsjjlätzen der Niederkinder in
Thiiringen, welche die Klöster Walkenried und Pforta sowie die Bischöfe von
Naumburg ins Leben riefen, romanische Dorfkirchen in Bruchsteinen vor 1150
noch vorhanden sind, habe ich nicht ermitteln können; cs ist aber wiihrscheinlic.il.

2) Schöne Abbildung bei Strack und Meyerheim, Altmark, Nr. 0.

Zwei Hauptmaterialien standen neben dem Holze zur
Yerfügung: die zahllosen Gescliiebe aus dem Moränenschutte
der Eiszeit und die jüngeren Tlione und Lehmmassen der
norddeutschen Tiefebene, welche die Einführung des Ziegelei-
betriebes gestatteten. Die Slavenwelt hat diese Technik nicht
gekannt, aber kurz vor der Mitte des XII. Jahrhunderts aus
den Niederlanden nach der Wesermündung, nach Wagrien
und der Mark übertragen, hat sie — wenn auch langsam -—-
das weitgedehnte Gebiet der baltisclien Länder segensreich be-
fruchtet. Eür beide Bauweisen, für den Granit- und Ziegel-
bau, fehlte auch das Bindemittel nicht, der Luftmörtel, denn
guter Sumpf- und Wiesenkalk und scliarfer Sand waren fast
iiberall vorhanden.

Vergleicht man beide Bauweisen nacli der Zahl ihrer
Denkmäler miteinander, so sielit man, dafs der Granitbau
weitaus überwiegt und in allen Landestheilen sich findet,
während der Backsteinbau von einzelnen noch heute erkenn-
baren Mittelpunkten ausgegangen ist und erst nacli fast
hundertjähriger Existenz auf dem Lande seine eigentliclie
Pflege und Ausbildung in den Städten erfahren liat. Die
Griinde für diese Thatsaclie liegen nahe genug. Einrnal be-
stand die Hauptmasse der Einwanderer schon im XII. und
noch mehr im XIII. Jahrhundert aus Sachsen, Westfalen
und Franken, welche den Steinbau bevorzugten, weil er ihnen
geläufig war. Zum anderen besafs der Granitbau den un-
schätzbaren Vorzug vor seinem Bivalen, dafs er weder zeit-
raubende Vorarbeiten (Abräumung, Brunnenanlagen, Trocken-
schuppen, Ofenbau und dergk), noch ein besonders geschultes
Personal erforderte. Zum dritten empfahl er sich durch den
wichtigen Umstand, dals man gleichzeitig auf den nächst be-
legenen Feldern die den Ackerbau hemmenden grofsen Ge-
schiebe los wurde. Dalier sind abgesehen, von den Kirchen
der niederländischen Kolonisation, alle Dorfkirchen und die
Mehrzalil der städtisclien Pfarrkirchen, ferner die Ringmauern
und Tliore bis über die Mitte des XIII. Jahrhunderts hinaus
in Granitquadern oder Feldsteinen erbaut worden. Nichts-
destoweniger ist cler Backsteinbau aus dem Wettkampfe schliefs-
lich als Sieger hervorgegangen, er verdankte den Sieg eben-
sosehr seiner Bildsamkeit rür die Kunstformen als auch seiner
Unentbehrlichkeit für den Gewölbebau.

Die formale Grundlage, auf welcher er sich erhob, darf
man mit einem Gewebe vergleichen, dessen Kette die benach-
barte sächsische Baukunst war und dessen Einsehlag die Bau-
kunst der Eiuwanderer bildete. Daher ist die älteste Stil-
fassung trotz der Verschiedenheit der Stämme durch und
durch deutsch, an einer Stelle mehr an die romanisclie Bau-
kunst von Sachsen, an einer anderen an die vom Nieder-Rheine,
an einer dritten und vierten an die der Niederlande oder West-
falens erinnernd. Weil aber sowolil die niederländische wie die
niederrheinische Baukunst durch die weite Ausbreitung des be-
kanntlich seit frühester Zeit in sehr kleinen Formaten lier-
gestellten und verfracliteten Tuflsteines die sclion im X. und
XI. Jahrhundert an den Rhein gelangten Einzelformen des
lombardischen Backsteinbaues aufgenommen hatten, so erklärt
sich in ungezwungener Weise die Uebertragung derartiger roma-
nischer Bauformen nach der Mark. Sie scheint zum kleineren
PTeile, wie oben auf Grund der Stiehrschen Forschungen in
der Einleitung bereits hervorgehoben, auf direktem Wege aus
der Lombardei erfolgt zu sein, zum gröfseren Theile aber aus
den Niederlanden und im engsten Anschlusse an die Baulcunst
cler Nachbarprovinzen Sachsen und Westfalen. Die lombar-
dischen Einfliisse sind aber bald erloschen, während die säch-
sisclien und die westfälischen sich länger behauptet haben und
die eigentliche selbstständige Entwickelung mit der Baukunst
der Klöster, später der Städte zusammenliing.

Oestlicli cler Elbe war es neben cler Klosterkirche von
Leitzkau und dem Dome zu Havelberg die alterthümlich
 
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