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Königliche Museen <Berlin> [Hrsg.]
Ausführliches Verzeichniss der Aegyptischen Altertümer, Gipsabgüsse und Papyrus — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.6614#0033
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Die Schrift

stände bestehen. Davon sind 24 Zeichen für die Consonanten,
(die Vokale bleiben ebenso unbezeichnet, wie in den alten
semitischen Schriftarten) und etwa 40 sind Zeichen für
häufig vorkommende Silben. Die Mehrzahl der Zeichen sind
Wortzeichen, die einem bestimmten aegyptischen Wort ent-
sprechen, z. B. nfr „gut"; diese werden aber in der Regel
nicht allein gebraucht, sondern es werden ihnen in eigen-
tümlicher Weise soviel Konsonanten beigefügt, als nötig er-
scheinen, um den Leser auf die richtige Lesung des Wort-
zeichens zu führen. Also z. B. dem Wortzeichen nfr „gut"
setzt man noch ein f und ein r nach; dem Wortzeichen hb
„Fest" läist man ein h und ein b vorangehen u. s. w. Andere
Worte wie hrw „Tag" werden ganz ohne Wortzeichen (also
nur mit den drei Konsonanten h, r, w) geschrieben. Endlich
giebt es noch bestimmte Zeichen („Determinative"), die man
den Worten beifügt, um ihren ungefähren Sinn anzudeuten;
z. B. fügt man rmt „Mensch" das Determinativ des Mannes
bei, hrw „Tag" das der Zeit u. s. w. — Das ganze ver-
wickelte System ist, wie man sieht, darauf berechnet, Mifs-
verständnisse zu verhüten, die ja bei einer vokallosen Schrift
sonst nicht ausbleiben; es ist in dieser Hinsicht ungleich
brauchbarer als z. B. die alte Schrift der Hebräer oder der
Araber.

Die Schrift läuft von rechts nach links, und nur zu
dekorativen Zwecken zuweilen auch in der umgekehrten
Richtung. Die vollständigen Formen der Hieroglyphen
werden fast nur in Inschriften verwendet, beim gewöhnlichen
Schreiben kürzt man diese Formen stark ab; diese abgekürzte
Form der Hieroglyphen, die sich zu ihnen etwa so verhält,
■wie unsere Schreibeschrift zur Druckschrift, nennen wir
Hieratisch. Aus diesem Hieratischen entwickelt sich dann
zuletzt durch weitere Abkürzung und Umgestaltung das
Demotische, die gewöhnliche Schrift der griechisch-
römischen Zeit.

Eine ausführliche Darstellung der aegyptischen Schrift-
systeme aller Zeiten wird in einem der Handbücher der
Königl. Museen erscheinen.

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