Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 1.1883

DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:
Schwarz, Franz Joseph: Der Altar, [1]
DOI Artikel:
Festing, F.: Studien über Plastik, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15859#0014

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

steigen oder 96 cm. überschreiten. Wer
also 3 Stufen braucht, muß den Altar-
stein, wenn er ihn bequem haben will, von
der Fläche der Bodenbeplattung an ge-
rechnet, 1,405 m. hoch bauen. Bei zwei
Stufen sei er 1,255 m., bei einer Stufe
1,105 m. hoch.

Das Vorstehende dient uns als Basis,
um die richtigen Grundsätze zu gewinnen,
sowohl für die künstlerische Ausstattung,
als auch die nachfolgende Behandlung des
Altars, damit nicht dort die Anwendung
der für die Konsekration geltenden Rubriken
gefährdet, noch hier die Konsekration ver-
nichtet wird, besonders bei Restaurationen.
Diese Ausgabe können wir nur an der
Hand der Konsekrations-Rubriken mit genü-
gender Sicherheit lösen. Den Versuch wollen
wir im nächsten Artikel machen.

Studien über Elastik.

Von F. Festing.

I.

Die künstlerische Thätigkeit des
Bildhauers.

Die kirchlichen Restaurationen sind, ihrer
Zahl nach, im Zunehmen und schlagen
immer weitere Kreise. Ein Beispiel zieht
das andere nach sich. Aber die Hochschä-
tznng der wahren Kunst und des Knnsthand-
werks sind im Abnehmen begriffen. Bei
dem Geschäft der „Erneuerung" der Kir-
chen ist man vielfach schon aus die Stufe
herabgestiegen, Copieen,Massenprodukte und
technisch niedrig stehende Werke zu bevorzu-
gen, und selten begegnet eine so „renovirte"
Kirche dem verdienten Tadel. Die wahre
Kunst aber wird mehr und mehr gering
geachtet; man weiß vielfach nicht, daß und
wie sie sich von dem unkünstlerischen Pro-
duciren unterscheidet. Dieser folgenschwe-
ren Anschauung möchten wir mit den nach-
folgenden Zeilen vor Allem entgegenwirken
und dann zur rechten Kenntniß ein Scherf-
lein beitragen, wobei wir uns ans die
Bildhauerkunst beschränken.

Alle Wissenschaft beruht aus Erfah-
rung. Thatsachen sind ihre Voraussetzung.
Die Theorie ist nur das von der Wirk-
lichkeit abgezogene Gesetz.

Wenn irgend wo, so führt bei den Kunst-
studien nur eigene Anschauung und Ver-
gleichung zur klaren Erkenntniß der Kunst

selbst und der Ausgabe ihrer einzelnen
Zweige, sowie zum schönen Verständnis;
des Knnstwerthes ihrer Schöpfungen. Ja,
die genaue Schätzung des einzelnen Kunst-
werkes nach allen Seiten, also auch nach
seiner Preiswürdigkeit, setzt sogar die
Kenntniß seiner technischen Entwicklung
und Durchführung voraus. Ich will hier
nur auf den bedeutungsvollen Unterschied
zwischen Original und Copie Hinweisen.
Rur das kunstwerthige Original ist ein
wahres Kunstwerk, weil es alle noth-
wendigen Eigenschaften desselben an sich
trägt. Es ist in dem ganzen Verlaufe
seiner Entwicklung ans dem Wege des
künstlerischen Könnens geworden. Die
Eopie ist doch nur ein mehr oder weniger
gelungenes Bild des Bildes, eine mehr
oder weniger nachempfundene, mehr ans
dem Wege bloßer technischer Fertigkeit ent-
standene Wiederholung und Vervielfälti-
gung des ursprünglichen Kunstwerkes. Da-
her die Sucht der Kunstliebhaber nach
Originalen und ihre Geringschätzung gegen
alle Copieen. Und in der Thal, nur auf
dem Originale ruht der ganze Segen der
Kunst. Denn an ihm allein klebt der
Schweiß der Schöpfnngsarbeit des gott-
begnadeten Künstlers.

Wie entsteht nun das Originalknnst-
werk des Bildhauers?

Die jedes Kunstwerk schassende, an sei-
nem Zustandekommen vornehmlich sich be-
theiligende Kraft des Geistes ist die Phan-
tasie. Je stärker dieselbe von Haus aus
beanlagt, je sorgfältiger sie geübt und je
mehr sie durch scharfe Beobachtung der
Natur und Aufnahme ihrer Bilder und
Formen bereichert wurde, desto leichter
wird es dem Künstler werden, sowohl neue
künstlerische Ideen zu erzeugen, als auch
diese in dem entsprechenden Gewände, im
originellen und schönen Bildwerke, darzu-
stellen. Demnach ist das von der Phan-
tasie erzeugte und vorläufig in ihr sich
gestaltend ruhende, geistige Bild — was
man die „künstlerische Idee" nennt — das
erste Seinsstadium des werdenden Kunst-
werkes. Wenn auch in Begeisterung em-
pfangen, braucht es doch oft einer längern
schweren Zeit und einer aufreibenden
Thätigkeit des Geistes, bis aus den all-
gemeinen Umrissen der Idee sich das ge-
suchte Bild in plastischer Klarheit hervor-
 
Annotationen