Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 1.1883

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Schwarz, Franz Joseph: Der Altar, [2.1]
DOI Artikel:
Festing, F.: Studien über Plastik, [2]
DOI Artikel:
Das Gottesackerkreuz
DOI Artikel:
Aufruf
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15859#0022

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
14

hören vor allem die Schriften jener naiven
Chronisten, Geschichtschreiber und Dichter,
welche inmitten der Ereignisse stehend, als
Augenzeugen so recht aus beut Auge heraus
ein sinnlich anschauliches Bild ihrer Zeit
und Umgebung zu entwerfen verstanden
haben. Es gehören hieher alle ans der
Gegenwart in die Vergangenheit zurück-
führenden lebendigen Spuren, jene ererb-
ten altherkömmlichen Gebräuche, Sitten,
Gewohnheiten und Traditionen, jene das
äußere Bild der Geschichte vervollständigen-
den charakteristischen Reliquien, die man an
Geräthen, Möbeln, Trachten, Waffen und
Denkmalen aller Art aus jenen fernen
Zeiten noch besitzt. Die Benutzung dieser
Hilfsmittel in Verbindung mit dem Stu-
dium der auf gründlichen O.nellenforschun-
gen beruhenden Werke geistreicher Histori-
ker wird den Künstler in den Stand setzen,
ans beit Flügeln der Phantasie in die fer-
nen Gefilde der Geschichte zurückzuschweben,
unter ihren Gestalten wie lebend zu wan-
deln, und sie, wie er sie geistig mtb wahr
geschaut, auch im frischen, klaren, charak-
tervollen Bilde darzustellen.

Deis Gottesackerkreuz.

Das Kreuz, welches bei der Benedittion
des christlichen Gottesackers inmitten von
vier andern Kreuzen, höher als diese, auf-
gepflanzt wird, hat sich dort für immer
einen Platz erobert. Es wird wenige ka-
tholische Kirchhöfe geben, tu denen dieses
Zeichen der Erlösung und Hoffnung ans
verklärte Auferstehung sich nicht findet oder
wo es nicht weriigstens der Gegenstand des
Verlangens und Strebens nach baldiger
Errichtung ist. Aber wie und von wel-
chem Material es errichten? — das ist
besonders in bescheidenern Verhältnissen,
welche die Mehrzahl bilden, eine nicht
leicht zu lösende Frage. Ein Kreuz und
Bild von Holz sind relativ theuer. Die
Sonne reißt das Holz auf, der Regen
dringt in die Risse, Fassung und Farbe
blättert ab; das Bild ist oft in wenigen
Jahren schon verdorben. Ein Paar hun-
dert Mark ist eine große Ausgabe für
eine Sache von so geringer Dauer. Guß-
eiserne Kreuze und Kruzifixe sind der Em-
pfehlung nicht werth. Bronce-Guß, je
nach eigenem Modell, wird wohl in den

allerwenigsten Fällen zu erschwingen sein.
Außer dem Steinmaterial bleibt also nur
noch der in neuester Zeit manchfach an-
gewandte Zinkguß. Aber es fragt sich,
ob die mit demselben gemachten Erfahrun-
gen ihn empfehlenswerth machen, insbeson-
dere in welcher Weise der Metallrost wirkt.
Wir bitten daher die geehrten Leser, welche
Gelegenheit hatten, über Kruzifixe in Zink-
guß entsprechende Erfahrungen zu sam-
meln, dieselben zur allgemeinen Kenntniß
durch Mittheilung im „Archiv" zu bringen.
Schönheit, Dauerhaftigkeit, Preis, Namen
der Verfertiger und Zeit der Aufstellung
kommen vor Allem in Betracht, die Größe
des Bildes und Kreuzes, das Material des
letzteren sind der Erwähnung nicht minder
werth.

Unbestritten ist ein wetterbeständiger
Stein von feinerem Korn für Kreuz und
Bild dasjenige Material, welches dem mo-
nnmentalen Charakter des Gottesackers am
meisten entspricht, auch eine originelle,
künstlerische Behandlung in jedem einzelnen
Falle am leichtesten gestattet und zugleich
die längste Dauer verspricht. Der Ent-
schluß , zu diesem Material zu greifen,
scheitert daher nur an den großen Kosten.
Möglicherweise besteht aber irgendwo eine
Werkstätte, welche sich mit Anfertigung
preiswürdiger Kunstprodukte dieser Art
vorherrschend beschäftigt und cheßhalb auch
leichtere Bedingungen zll stellen vermag, so
daß die einmalige hohe Auslage in Betracht
des Werths und der Jahrhunderte langen
Dauer dieser Erzeugnisse weniger in An-
schlag kommt.

Im Namen der Vertreter mehrerer Kirch-
höfe bittet das „Archiv" auch nach dieser
Richtung um gefällige Mittheilnngen über
Namen solcher Geschäfte, Werth der Pro-
dukte, Preis nach.verschiedenen Größen,
genauere Bezeichnung des Steinmaterials,
Orte, wo derartige empfehlenswerthe Kru-
zifixe zu sehen sind. Das „Archiv" wird
nicht ermangeln, alles der öffentlichen Kunde
Würdige jit veröffentlichen.

Aufruf.

Im Jahre 1878 erschien int Verlag des
Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche
Kunst: „Die göttliche Offenbarung von

Jesus Christus nach der sog. Armenbibel"
 
Annotationen