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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 1.1883

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Nr. 3
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Jerg Ratgeb von Schwäbisch-Gmünd
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Korrespondenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.15859#0031

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23

niß eines seit Jahrhunderten verschollenen
schwäbischen Malers vermittelt. Jerg Rat-
geb ist sein Name.

Im Kreuzgang des Karmeliterklosters zu
Frankfurt befinden sich noch ansehnliche Neste
mittelalterlicher Wandgemälde, Scenen aus
dem A. u. N. Test, darstellend, als deren
Urheber in einigen kunstgeschichtlichen Wer-
ken ein sonst gänzlich unbekannter „I. R.
Schweb" angegeben wurde. Im Frankfurter
Archiv fand man nämlich ein Schriftstück mit
der Bemerkung, daß tut Jahre 1515 der
Kreuzgang zu den Karineliten durch I. R.
M. v. Schwe—bisch Gmünd gemalt worden
sei. Das Wort „Schwedisch" war durch
einen Schnörkel des darunter stehenden Wor-
tes unterbrochen - und dieses führte zur un-
richtigen Lesart.

Später wurde ein an einen Frankfurter
Nathsherrn, den Stifter obiger Gemälde, ge-
richteter Brief aufgefunden, unterschrieben:
„Datum herrenbergk ns Sonntag nach Michae-
lis a. 18 (1518) jerg ratgeb maler." Nun
war es klar, obiger in den kunstgeschichtlichen
Werken vorkommender Name muß lauten: Jerg
Ratgeb aus Schwäbisch-Gmünd. Die Vcr-
muthung lag nun nahe, Ratgeb werde in
Herrenberg der Ausübung seiner Kunst ob-
gelegen haben, und es werden sich daselbst
wohl noch Werke von seiner Hand finden. Und
wirklich befindet sich noch in der durch ihre
herrliche Lage, Bauart, Chorstühle u. s. w.
ausgezeichneten altehrwürdigen, aber einer
Restauration sehr bedürftigen Stiftskirche zu
Herrenberg ein mittelalterlicher Flügelaltar,
ans dem die Jahreszahl 1519 und der Buch-
stabe R. stehen.

Von diesem Altäre sind noch erhalten die
Predella, mitten das Schweißtuch der Vero-
nika mit dem Antlitz Christi und zu beiden
Seiten zwei ranchfaßschwingende Engel ent-
haltend; sodann vier Flügel, auf denen innen
Mariä Vermählung, Beschneidung Christi,
das Abendmahl, Christus am Oelberg, Gei-
ßelung, Ecce homo, Kreuzigung und Auf-
erstehung, außen die Aussendung der Apostel
gemalt sind. Die Apostel schreiten in reich
belebter Landschaft, im Hintergrund mit Ber-
gen und Inseln dahin. Die ganze Technik

zeigt Gewandtheit und Kühnheit, aber auch
große Eigenheit, die zum Theil ans Groteske
streift. Schon früher wollte man eine Ver-
wandtschaft dieser Herrenberger Gemälde mit
denen von H. Schänsselen, einem Schüler
Albrecht Dürers, heraussinden.

O. Donner- von Richter verglich nun diese
Gemälde mit den oben genannten in Frank-
furt und kam zu dem Resultat, daß sie von
einem und demselben Meister herrühren, der,
obwohl Schwabe von Geburt doch nicht der
schwäbischen, sondern mehr der fränkischen
Schule (Albrecht Dürer) angehört.

Vielleicht ist es möglich, noch andere Werke
dieses wiederentdeckten Meisters zu finden,
und Donner- v. Richter bittet die Württem-
berger, hierauf ihr Augenmerk richten zu
wollen.

Aorrespondenz.

In Nummer 2 des „Archivs tiii christliche
Kunst" lese ich Ihren Artikel wegen Gottesacker-
kreuzen und erlaube mir nun, Ihnen meine Er-
fahrungen in dieser Hinsicht mitzulheilen und mein
Atelier zu diesem Zwecke ebenfalls zu empfehlen.
Bor 10 Jahren lieferte ich nach Hagenau im
Elsas; ein Gottesackerkreuz aus Sandstein. Chri-
stus ist an das Kreuz gehauen; diese Figur ist
1 m 45 cm hoch. An die Nückseite des Kreuzes
ist eine Art Strebepfeiler angebracht zur Ver-
stärkung des Kreuzes. Maria wurde mit dem
unteren Theile des Kreuzes aus einem Stück ge-
hauen. Das gairze ist auf einen großen gothi-
schen Sockel gestellt und hat eine Höhe von 4W bis
5 m. Die Ausführung kostete damals 1000 fl.
Auf hiesigem Gottesacker steht seit 3 Jahren ein
eichenes Kreuz mit Christus ans Zinkgnß. Das
Postament besteht aus 2 kräftigen Sandsteinplatten
von je 30 cm Dicke, der Grund ist Beton. Das
eichene Kreuz ist ans einem Stamm gearbeitet, das
Christusbild airs Zink gegossen und mit Doppcl-
gold vergoldet. — Die Stirnseiten des Kreuzes
zum Schutze gegen Witterung sind mit im Feuer
vergoldeten Messingkapseln beschlagen. Das Ganze
kommt auf ca. 500 Mark. Nach einem Zeitraum
voir 5 Jahren ist es noch wie neu und läßt nichts
von Oxidation des Zinks erkennen. Preise solcher
Christusbilder aus Zink sind:

Höhe Preis

190 390

150 300

130 250
 
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