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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 1.1883

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Nr. 4
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Schwarz, Franz Joseph: Der Altar, [4]: Verzierung des Altarsteins
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Festing, F.: Studien über Plastik, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15859#0037

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29

neben dem weißen, somit eine für beschei-
dene Anforderungen hinreichende Auswahl.
Bei einem Hintergründe von Syenit em-
pfehlen sich vergoldete Metallsäulen und
Medaillons, welche sich von der dunklen
Farbe des Steins kräftig abheben und mit
dem Glanze des Goldes alles beleben.
Auch ohne vergoldetes Metall läßt sich
durch geschmackvolle Verwendung von ver-
schiedenfarbigen: Marmor eine kräftige

Wirkung erzielen. Daß diese Wahl mit
umsichtiger Rücksichtnahme auf die mehr
oder weniger gegliederte Konstruktion des
Altars getroffen werden muß, bedarf wohl
keiner besonderen Erinnerung.

Ueberall, wo ein neuer Altarstein poly-
chromisch behandelt wird, erscheint es an-
gemessen, dies vor der Konsekration zu
thun.

Wir können zum Schlüsse den Wunsch
nicht unterdrücken, die Materie, welcher
die vorstehenden Erläuterungen dienen,
möge in allen geistlichen Bildungsanstal-
ten zum pflichtmäßigen Unterrichtsgegen-
stande gemacht werden. Anders werden
die Eingriffe in den gesetzmäßigen Fortbe-
stand geweihter Altäre ebensowenig ver-
schwinden, als die Fehlgriffe bei Neubauten.

Schw arz.

Studien über Elastik.

Von F. Festing.

III.

Bisher haben wir die entferntere vorbe-
reitende Thätigkeit des originellen Bild-
hauers, welche, wie die Kunstgeschichte
lehrt, die meiste Zeit und Arbeit aller
Künstler in Anspruch nimmt, kurz geschil-
dert. Gehen wir nun zum Entwicklungs-
prozeß des einzelnen Bildwerks selbst über.

„Ein guter Maler," sagt Dürer, und
das gilt auch von dem Plastiker, „ist in-
wendig voller Figur, und wenn es möglich
wäre, daß er ewig lebte, hätte er aus den
inneren Ideen von denen Plato schreibt,
allewege etwas Neues durch die Werke
anszugießen." Die erste äußere Bethäti-
gung eines bestimmten künstlerischen Schaf-
fens ist ein Blick in die Fülle dieser inne-

hart, daß er bei der Bearbeitung den gewöhn-
lichen Instrumenten widersteht. Es ist deßhalb
gerathen, nicht den unverarbeiteten Stein zu
bestellen, sondern die fertige Arbeit zu beziehen,
welche genau nach Zeichnung hergestellt wird.

reu Welt von Bildern. Die äußere künst-
lerische Form ist ein Abbild des innerlich
geschauten Urbildes; aber sie ersteht aller-
dings nur unter der Mithilfe einer ans
der entsprechenden Höhe stehenden Technik,
geschmeidig und lenksam genug, um, frei
von dem Einfluß bloß angelernter For-
men , den: eigenen inneren Impuls zu
folgen. Die bloße Handfertigkeit, die Tech-
nik allein hat in der Kunst kein selb-
ständiges Recht; sie soll nur die Dienerin
des geistige,: Prozesses sein. Nur wo der
Geist keine Herrschaft ausübt oder auszu-
üben im Stande ist, gelangt sie zu selb-
ständiger, aber künstlerisch werthloser Be-
deutung.

Der Uebergang des in der Phantasie
des Künstlers ruhenden Urbildes in die
äußere Form vollzieht sich gemeiniglich in
dem sogenannten Modell, d. h. in dem
gewöhnlich in kleinem Maßstabe und ans
feuchtem Thon geformten Musterbild oder
wenigstens in einer Skizze desselben. Der
weiche Thon ist nicht bloß fchneller ge-
formt, sondern er gestattet auch leicht eine
Korrektur oder den Ausdruck einer nach-
träglich erkannten genaueren Form des
inneren Urbildes. Je schwerer das Ma-
terial zu bewältigen ist, in welchem das
Bild darzustelleu ist, desto mehr wird sich
der Bildhauer genöthigt sehen, das Modell
bis zur Vollendung zu formen. Ueberdies,
je bedeutender und schwieriger die Aufgabe
der beabsichtigten Darstellung ist, desto
sorgfältiger und überlegender wird der
Meister hiebei zu Werke gehen. Durch
Zeichnungen und Detailskizzen wird er,
zumal wenn er eine aus mehreren Figu-
ren bestehende Gruppe zu bilden hat, den
anfänglich mehr allgemeinen Gedanken mehr
in seine plastischen Einzelheiten zu fixiren
suchen und auf solche Weise die Gestal-
tung des Modells vorbereiten.

Dieses Modell stellt schon das fertige
Bild bis etwa auf die genaue Ausarbei-
tung der Einzellinien und Flächen der
Gesichtszüge zum prägnanten Ausdruck
und bis auf die Detailausführung der
nur in ihren Hauptmotiven angelegten
Draperie (Gewandung) dar. Sein Zweck
ist vornehmlich die Sicherung des Ge-
sammtverhältnisses, sowie der Einzelpro-
portionen, der Zeichnung, der Linien, Flä-
chen und Bewegungen der Figuren, damit
 
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