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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 1.1883

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Nr. 7
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Mohr, ...: Der Dom von Eichstädt
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Bitte an die Herren Abonnenten in Bayern
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https://doi.org/10.11588/diglit.15859#0064

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56

telfenfter wird die zwölf kleineren Propheten,
das nächste links die Verklärung auf Tabor,
das entsprechende rechts die Himmelfahrt
Christi zur Darstellung bringen. Für die
beiden übrigen Fenster des Polygons und
das (sechste) in der Seitenwand befindliche
Fenster sind polychrome Teppichmuster in
Aussicht genommen. Bei den günstigen
architektonischen Verhältnissen des Chores
wird der Gesammteindrnck überaus herrlich
werden, nur ist zu bedauern, daß der kolos-
sale im Zopfstyl erbaute Hochaltar einen
große,: Theil der 3 Mittelsenster verdecken
wird. Es ist dringend zu wünschen, daß
dieser zwar recht solide, aber für den gothi-
schen Chor ganz ungeeignete Altar in: Laufe
der Zeit durch einen gothischen Altar ersetzt
wird. Die unseres Wissens darauf gerichte-
ten Bestrebungen haben leider bis jetzt zu
keinem Ziele geführt. Das Rococo-Chor-
gestühl ist bereits entfernt, hoffentlich um
dauernd fern zu bleiben. Hier kommen we-
niger Rücksichten in Frage, als bei dem Hoch-
altar, und darum darf die Beschaffung eines
gothischen Gestühls zuversichtlich erwartet
werden. In der leider ganz unbenutzten
protestantischen Kirche zu Pappenheim trauert
ein herrliches Chorgestühl aus der Blütezeit
der Gothik, dessen wohlerhaltene, prächtige
Holzschnitzereien in jeder Beziehung als
Muster dienen könnten. — Ein überaus
werthvoller Fund ist in den letzten Tagen
gemacht worden. Bei näherer Untersuchung
der südlichen Chorwand gegenüber der Epistel-
scite wurde nämlich ein vermauertes gothi-
sches F a l d i st o r i n m (dreisitziger Priester-
stnhl), wahrscheinlich ans der Mitte des 15.
Jahrhunderts, blosgelegt. Dasselbe bestand
s. Z. ans einer ca. 2 m breiten und 13U m
hohen Wandnische, welche von einen: hohen,
vorgewölbten Baldachin überragt war. Die
Rückwand der Nische ist n:it sehr schönem
gothischen Stein-Maßwerk geschmückt und
sehr gut erhalten. Deßgleichen sind noch
einige Theile der steinernen Armlehnen in
Fort:: phantastischer Thiergestalten zu sehen.
Der steinerne Baldachin dagegen ist in un-
zählige Bruchstücke zertrümmert. Man hat
denselben offenbar in der „aufgeklärten" Re-
naissancezeit heruntergeschlagen, die Stücke in
die Nische geworfen und das Ganze dann
fein-säuberlich zugemauert und übertüncht.
Es ist wahrhaft unbegreiflich, wie man die-
ses imposante Werk mittelalterlicher Kunst
so frevelhaft vernichten konnte. Die Bruch-
stücke des Baldachins, welcher, soviel sich noch
erkennen läßt, hoch aufgegipselt in drei zier-
liche Fialen mit achtblätterigen Kreuzblumen
auslief, die zahlreichen, bis in's kleinste De-

tail vollendeten Ueberreste von Säulchen,
kleinen Giebeln, Gallerien, Blumen, Krab-
ben u. s. w. geben auch jetzt noch eine deut-
liche Vorstellung von der früheren Schönheit.
An eine Zusammenfügung des Baldachins
ist nicht zu denken, doch ist man einstimmig
der Ansicht, daß nach den vorhandenen
Stücken eine den: ursprünglichen Zustande
genau entsprechende Renovation bewerkstelligt
werden könne und müsse. Hoffen wir, daß
unsere Zeit recht bald und recht vollkommen
dasjenige gut macht, was unsere Vorfahren
an diesen: herrlichen Kunstwerke gesündigt
haben. — Wir werden den Lesern über den
Fortgang der Restaurationsarbeiten s. Z.
weitere Mittheilnngen machen. Mohr.

Das Kloster Bonlanden
Württemberg, OA. Leutkirch
bietet um 300 M. zum Kauf an: eine Capella,
alt und gebraucht, von Goldbrokat, bestehend in
Casula, Dalmatik, Tunicella und Pluviale.

Bitte an die Herren Abonnenten in
Bayern.

Bis znm Schlüsse dieser Nummer des „Ar-
chivs" gehen uns in Fortsetzung einer unglaub-
lichen Reihe ähnlicher Fälle seit Januar d. I.
Mittheilungen zu, daß bayerische Poststellen selbst
in ansehnlicheren Städten die Annahme des
Abonnements auf das „Archiv für christliche
Kunst" verweigern, weil ihnen dasselbe unbekannt
und in die bayerische Zeitnugspreisliste nicht ausge-
nommen sei. Als ob das, nöthig wäre! Werden
nicht Dutzende in nicht-bayerischen Landen er-
scheinende Zeitungen von denselben Poststellen ge-
liefert, obwohl sie nicht in der bayerischen Zei-
tungspreislistestehen? In anderen Ländern, in wel-
chen die Post eine Freude daran hat, den: Pnbli-
kum zu dienen und dadurch ihren Verkehr und
ihre Einnahmen zu mehren, bestreben und be-
eilen sich in solchen Fällen die kleineren Post-
stellen, welche nicht in: Besitze der Zeitungspreis-
liste anderer Länder und der Reichspost sind, sich
bei dem nächsten größeren Postamt, welches diese
Listen hat, zu informiren oder die Bestellung zu
machen. Das umgekehrte Verfahren, das ein-
fache Zurückweisen der Abonnenten, wird doch
nicht zu den Reservatrechten Bayerns gehören?
Uns steht das vertragsmäßige Recht zur Seite,
daß die Post unser Blatt liefern muß. Wir bit-
ten daher die Herren Abonnenten, in solchen
Fällen Beschwerde bei der Vorgesetzten Postbe-
hörde sogleich selbst zu erheben. Unsererseits
haben wir unter den: 29. Mai dasselbe in: All-
gemeinen, übrigens unter Anführung der damals
neuesten Fälle, durch Vermittlung der k. württ.
Generaldirektion der Posten und Telegraphen ge-
than. In: Uebrigen verweisen wir auf die Ein-
zelheiten in Nr. 0 „Einladung zum 2. Abonne-
ment", besonders auf die Nummer des Eintrags
in den Zeituugspreislisten. Die Redaktion.

Stuttgart, Buchdruckcrei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksbtatt".
 
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