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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 1.1883

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Nr. 8
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Ueber den Bau des Tabernakels und Tabernakel-Altars, [2]: die Exposition und der Thronus
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https://doi.org/10.11588/diglit.15859#0066

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58

ler Thronus hergestellt werden in jeder Styl-
gattung. Sichtbare Theile, wie Säulen,
Pfeiler, gewölbte Decke, Giebel u. s. w.,
wären zu vergolden; die Rückwand wäre
zu behandeln, wie eben geschildert. Und
um auch den vorgeschriebenen weißen Bal-
dachin zu haben, könnten stylgerecht ausge-
schnittene und ausgestattete, weißseidene Vor-
hänge von der Decke rings herabhängen.
Ein solcher Thronus würde etwa eine offene
Halle oder Kapelle bilden.

Jndeß wird bei der Mühe und Sorg-
falt, welche die Aufstellung, Entfernung
und Aufbewahrung eines amoviblen Thronus
mit sich brächte, wohl meist ein fixer Thronus
vorgezogen werden. Als solcher dient bei
neueren Versuchen öfters eine offene Halle,
die auf den Tabernakel aufgebaut ist. Ge-
fehlt ist es nun jedenfalls, in diese Halle
für gewöhnlich das Altarkreuz zu stellen
und so dieses imd die Monstranz gleich zu
behandeln. Das Kreuz müßte vor dem
Thronus, etwa auf einer Konsole, seine
Stelle haben. Aber ein solcher Thronus
bietet, weil immer sichtbar, für die Aus-
setzung der Monstranz keine erhöhte, zur
Feierlichkeit erforderliche Pracht. Zwar
kann er für gewöhnlich durch einen Vor-
hang verhüllt werden. Aber dieser Vor-
hang wäre, wie wir bei der Besprechung
des Conopeum sehen werden, unerwünscht,
und die Behandlung desselben — Zurück-
schiebung und Verbergung, oder Entfernung
— zum Zwecke der Exposition würde um-
ständliche Manipulationen erfordern. End-
lich sollten auch hier die weißseidenen Theile
an Rückwand und Deckenrand nicht fehlen.
Diese würden aber, auch hinter einem Vor-
hänge, durch den Staub allzu viel leiden;
und sie nur für die Zeit der Exposition
anzubringen, sonst aber zu verwahren,
würde lästiger sein, als die Arbeit mit
einem ganzen amoviblen Throne. Wenn
man daher der Aussetzung der Monstranz
den theils vorgeschriebenen, theils wünschens-
wertheu Glanz verleihen will, so wird sich
ein offener, aber fixer Thronus vielleicht
am wenigsten empfehlen.

Doch ließe sich das Stattliche einer fixen,
offenen Nische oder Halle mit den Vortheilen
eines amoviblen Thronus etwa in folgender
Weise vereinigen. Auf dem Sakraments-
hause erhebt sich eine hohe, weite Nische
oder Halle. In derselben steht das Altar-

kreuz. Soll eine Aussetzung der Monstranz
stattfinden, so wird das Kreuz beseitigt,
und an dessen Stelle wird in die Nische
ein sonst in der Sakristei aufbewahrter
Thronus mit Baldachin gebracht. Dieser
Thronus muß einerseits einen wirkungs-
vollen Standort für die Monstranz bilden,
andererseits aber so gebaut sein, daß er
schön in die Nische oder Halle paßt und
bei der Aussetzung mit derselben harmonisch
wirkt. Das Hin- und Herschaffen eines
solchen Thronus wird nicht allzu lästig seiu;
denn bei aller liturgisch geforderten Aus-
stattung und erwünschten Pracht wird ein
solcher Thronus wegen seiner Stellung doch
nie groß oder schwer sein unb kann auch
so gefertigt werden, daß er leicht zu hand-
haben ist.

Sehr schön und durchaus nicht lästig in
der Behandlung wird sich hingegen der fixe
Thronus Herstellen lassen, wenn man ihn
verschließbar macht. Alle oben beim archi-
tektonisch gebauten, amovibeln Thronus
angedeutete Pracht in Architektur (Pfeiler
und Säulen in den Ecken, Gewölbe) und
Ausstattung (Flächen der Rück- und Seiten-
wände, Baldachinvorhang an der Vorder-
seite) durch Gold- und Seidenstoff läßt
sich im Innern der den Thronus bildenden
Expositionsnische anbringen; der Verschluß
durch zwei Flügelthüren verbirgt und schützt
sie. Diese Thüren bieten, geschlossen, dem
vor ihnen etwa aus einer Konsole stehen-
den Altarkreuze den geeignetsten Hinter-
grund. Die Entfernung dieses Kreuzes ist
nur nöthig, wenn die Monstranz ansgesetzt
werden soll, also nicht sehr oft, und eine
leichte Mühe. Werden nun die Thüren
geöffnet, dann erscheint die Pracht des
Thronus. Die Thüren müssen aber mit
gekröpften Bändern versehen sein, um sich
ganz herauszulegen, und die nun dem Volke
zugewandte Fläche ist der geeignetste Ort
für anbetende Cherubim, in Nadelmalerei
ausgeführt, auf Goldgrund gemalt, vielleicht
am besten in Relief ausgeführt. Die Altar-
kreuzkonsole dient gut als Basis für einen
Schirm während der Predigt cor. exp.
Es ist darauf zu sehen, daß Nische und
Thüren etwas breit gehalten werden, damit
die Monstranz nicht eingeengt erscheint.
Armleuchter für 4 Kerzen, die nach Instr.
Clem. § VI. (Mühlbauer I. 135) zu den
Seiten der Monstranz brennen sollen,
 
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