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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 1.1883

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Nr. 8
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Ueber den Bau des Tabernakels und Tabernakel-Altars, [2]: die Exposition und der Thronus
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Gedanken über Kirchenrestauration, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15859#0067

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— 59

müssen so angebracht werden, daß sie beim
Oeffnen und Schließen der Thüren wie des
Thronus, so des eigentlichen Tabernakels
nicht hindern. Eine Drehwalze ist auch
bei der Konstruktion des Thronus zu ver-
wersen, wenn man auch eine größere Nische
derselben als Thronus zum Exponiren der
Monstranz einrichten und eine kleinere dein
Altarkreuze zuweisen könnte. Denn der
Drehmechanismus ist, als unpassend, über-
haupt fern zu halten; und wenn man bei
Herstellung dieses Thronus auch die Absicht
hätte, nie das Sanktissimum, sondern immer
nur den leeren Thronus hineinzudrehen und
zu verschließen, wie bald würde doch wie-
der das Sanktissimum hier aufbewahrt wer-
den mit all' den Unwürdigkeiten, welche oben
bei Besprechung des Drehwalzentabernakels
dargelegt wurden! — Daß ein Schubbrett
im Giebel des eigentlichen Tabernakels,
dieses Aeußerste an Armseligkeit, diese äst-
hetische Ungeheuerlichkeit, den Anforderun-
gen an einen Thronus nicht entspricht, liegt
wohl auf der Hand.

Beim Hinaufstellen und Herabnehmen
der Monstranz wird meist ein Schemel
von 1—2 Stufen erforderlich sein, je
nach der Höhe des eigentlichen Taber-
nakels. Ein solcher Schemel ist nicht zu
lästig und nicht verboten. Das Prager
Konzil 1860 verpönt nur das „ascendere
super altare“, was bei 2 Stufen noch nicht
der Fall ist. Wenn der Thronus von
rückwärts zugänglich, offen oder zu öffnen
ist, so kann die Monstranz auch auf einer
eigens hiezu bequem anzulegenden Stiege
hinter dem Altare hinaufgetragen werden.

Es leuchtet ein, daß der Thronus in
dieser Weise sich zu einem organischen
Aufbau auf den eigentlichen Tabernakel
gestaltet, wenn auch beide Theile sehr deut-
lich auseinander gehalten werden. Der
obere Abschluß des Thronus ist daher der
Abschluß des Tabernakels.' Dieser Ab-
schluß soll nach Gardellini in einem klei-
nen Kreuze, mit oder ohne Kruzifix be-
stehen, wie ein solches nach 3. R. C. 11.
Sept. 1847 (Mühlbauer III. P. I. p. 402)
auch die Monstranz krönen soll. Die
Kongregation der Riten erklärt es 3. April
1821 (Mühlbauer III. P. I. 83)
als einen abzuschaffenden Mißbrauch, Re-
liquien oder Bilder von Heiligen auf
den Tabernakel zu stellen, ,,ita ut idem

Tabernaculum pro basi inserviat“; sie
erklärt 12. März 1836 (Mühlbauer III.
P. I. 86) das nämliche von den Reliquien
des hl. Kreuzes oder anderer Leidenswerk-
zeuge Jesu. Daraus geht hervor, daß
auch Blumenvasen u. drgl. nicht auf den
Tabernakel gehören. Hingegen kann auf
dem Tabernakel ein Bild stehen, welches
Jesum oder eine andere göttliche Person
darstellt: Jesuskind, Auferstehungssigur,

verklärter Jesus mit den Wundmalen,
Herz Jesu, Lamm Gottes, Gott Vater,
heiligste Dreifaltigkeit, Gott der hl. Geist
u. ähnl.

Gedanken über Rirchenrestauration.

IV.

(Schluß des III. Art.)

Aus dem in dem III. Artikel geschilderten
Zustand und aus der geschichtlichen Entwick-
lung dieser Kirche ergaben sich alle Entschlie-
ßungen. Den Zustand der alten, einschiffigen,
flach gedeckten Kirche wird Niemand znrück-
verlangen. Die „ringer gemachten" Pfeiler
durch äußerliches Ummauern wiederherstel-
len , wie sie ans der Hand der welschen
Meister kamen, wäre auch bezüglich der
Tragkraft nutzlos und — da sie jetzt das
Gewölbe in ihrer jüngern Gestalt schon
150 Jahre tragen, überflüssig. Also müs-
sen sie bleiben, wie sie sind. Dann ist es
aber auch riskirt, etwas an der jetzigen
Form ihrer Kapitäle zu thnn. Das Gleiche
gilt von den innern Strebepfeilern des
Chors und ihren Lessinen. Drei Gemälde
über den Thüren haben barocke, verschnör-
kelte Umrahmung. Da nun aber die Fresko-
gemälde nicht erweitert werden können, ihre
Zerstörung Vandalismus wäre, so muß
ihre Form, obgleich sie barock ist, bleiben,
wie einige wenige Barock-Zugaben der
Kapitäl-Stuckatur. Haben sich diese zwei
Rocoeo-Zuthaten des Jahres 1753 einmal
ihre Erhaltung erzwungen, so wäre mit
der Entfernung der wenigen übrigen Bei-
gaben ähnlicher Art, die sich gleichzeitig ein-
geschlichen haben, nicht sehr viel gewonnen.
Und doch hätte sie in Verbindung mit der
Herstellung eines neuen Verputzes einen
ziemlichen Zeit- und Geldaufwand ohne
entsprechenden Vortheil zur Folge gehabt.
Die weiße Tünche, welche neben den Ge-
mälden sämmtliche Wandflächen, Pfeiler und
Gewölbefelder bedeckt, muß weichen. Denn
 
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