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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 1.1883

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Nr. 8
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Wort zur Verständigung: den Altarstein betreffend
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Zur Statistik kirchlicher Neubauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.15859#0073

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65

jebe neue Verteidigung einer irrtüm-
lichen Ansicht immer größer. Man befolgt
sie immer wieder, und jeder neue darnach
konstruirte Altar steht wieder aus lange
Zeit und wird, wer weiß wie oft, als
Muster angesehen und nachgeahmt. Und
doch ist die Frage für jeden Priester, der
Gehorsam gegen die Vorschriften des Pon-
tificale Romanum hochhält, so einfach!
Für sie, nicht für unsere Worte, bitten
wir um die schuldige Achtung. Dann
wird der Streit bald zu Ende fein.

Fast widerstrebt es itns, bei dieser Ge-
legenheit auch noch andere Klagen vor-
zubringen, für welche wir aber nur den
angedeuteten Marmorlieferanteu verant-
wortlich machen. Aber es muß sein, denn
die Unklarheit und Unwissenheit erzeugt
immer neue Mißgeburten. So schreibt
man uns in einem der genannten An-
fragebriese: „Eine Meinungsverschiedenheit
herrscht noch wegen des das Sepulchrum
verschließenden Deckels. Es sagt mir der

Geschäftsführer des., es sei von

dem Marmorlieferanten zu.

bemerkt worden, es müsse dieser Deckel
an seinen 4 Enden abgeschlisfen werden,
weil dort das bischöfliche Siegel anzu-
bringen sei." Wahrlich, es darf uns
wohl vor jedem neuen Einfalle bange
werden!

Ferner: Allen Respekt vor Marmor,
Granit, Gneiß, Syenit, geschlissen und po-
lirt. Das Material ist prächtig. Aber die
Form gehört auch dazu, nicht bloß be-
treffs der hinreichenden Dicke, sondern
auch der Tiefe. Wenn man es einmal
flott geben will, so dars die Munisizenz
nicht zu früh aufhören. Das geschieht
aber, wenn man jene Marmorplatten bloß
60, in einem andern Falle 66 bis 67 cm
tief (d. h. in der Richtung der Breite des
Altartisches) macht. Hinter dieser Mar-
morplatte muß also noch eine weitere von
ordinärem Stein die Mensa vollenden und
tritt rechts und links unter dem Aufsatz'
neben dem Marmor sichtbar zur Tage.
Das ist doch gewiß nicht schön. Und
wozu bei einem kleinen, 2,10 und 2,60
Meter breiten Altar von höchstens 1,20
Meter Tiefe mehr als Einen Stein? Wenn
es möglich ist, soll daran festgehalten wer-
den. Wir wiederholen daher, was wir
schon in den Artikeln über den „Altar"

gesagt haben: wenn wir eine Platte ans
Marmor oder einem andern theureu Mate-
rial nur um den Preis einer mangelhaf-
ten Form haben könnten, so würden wir
gern auf das kostbare Material verzich-
ten und die rechte Form der Tabula in
hartem, der Feuchtigkeit nicht sehr zu-
gänglichem, feinkörnigem Sandstein vor-
ziehen.

Wahrlich, es wäre die höchste Zeit und
ein sehr verdienstliches Werk, ans den
Mitteln des Vereins Altarmodelle nach
den Zeichnungen der artistischen Beilage zu
Nr. 3 des „Archivs" Herstellen zu lassen
und sie dem Priesterseminar zu Lehr-
zwecken und zum Anschauungsunterricht
zu Verfügung zu stellen. *)

Zur Statistik kirchlicher Neubauten.

In der Diözese Rottenburg sind in den
letzten 20 Jahren ziemlich viele Kirchen
neu gebaut worden, derjenigen ganz zu
geschweige:!, welche in der Zeit von 1840
bis 1860 erstanden, in einer Zeit also,
wo der gute kirchliche Stvl noch nicht
derart zur allgemeinen Kenntniß gekom-
men war, daß man die Bauherrn und
Baumeister für alle Mängel und Fehler
zur Verantwortung ziehen konnte, wie jetzt.
Von den neueren Bauten nennen wir, ohne
Anspruch aus Vollständigkeit zu machen:
die katholischen Kirchen in Aalen, Aich-
stetten, Altheim, Bühlerzell, Dalkingen,
Deißlingen, Deubach, Erolzheim, Geis-
lingen, Göppingen, Heidenheim (noch im Bau
begriffen), Jgersheim, Jrslingen, Lanchheim,
Magolsheim, Seibranz, Stetten bei Tutt-
lingen, Stuttgart (Marienkirche), Tresfel-
hausen, Tübingen, Tuttlingen, Villingen- *)

*) Amn. Der Aufsatz „Liturgie und Kunst II"
im „Pastoralblatt", auf den wir oben hiugewieseu
haben, ruft noch andere Bedenken wach. Er stellt
sich mit einer Neigung zur Ausschließlichkeit auf
den Standpunkt, alles von dem Gesichtspunkte
des Endzwecks zu beurtheilen und die künstlerische
Behandlung der vom Endzweck geforderten
Form als ein feindliches oder wenigstens gefähr-
liches Element zu betrachten. Gewiß, man hat
in dieser Richtung trübe Erfahrungen gemacht.
Aber im Wesen der Kunst liegt das nicht, son-
dern das gerade Gegeutheil, wie in der Berück-
sichtigung des Endzwecks. Wohin der einseitige
Standpunkt führt, ist leicht zu ermessen. _ Für
heute aber können wir nicht weiter darauf eiu-
gehen.
 
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