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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 1.1883

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Nr. 10
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Schwarz, Franz Joseph: Bischofsstab und Kelch, [1]
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Marmor zum Tabernakel
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https://doi.org/10.11588/diglit.15859#0091

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83

ist Glanzgold, im Profil aus einer von
zwei Rundstaben eingefaßten Hohlkehle be-
stehend , der Rücken ist mit zwölf Blatt-
knollen geziert, welche zugleich die Fassung
von ebensovielen kleinen Bergkrystallen bil-
den. Die Ranken des Blumenornamentes
sind silbervergoldet, auf dunkelblauem
Emailgrund. Die Blumen abwechselnd mit
Roth und Grün, in helleres Grün über-
gehend, bläulich-grün in weißliches Grün
auslaufend it. s. f. Im letzten Drittel
geht die Krümmung in eine kräftige Ranke
von mattem Silber über, die aus Laub-
werk von getriebener Arbeit heranssproßt
und bis zu ihrem an die gegenüberliegende
Stabseite sich anlehnenden Auslauf von
Rebschoßen, Traubenblättern und Trauben
umrankt ist. In ihrem Mittel sproßt ein
Nebenschoß in aufsteigender Richtung, wel-
ches einen Blätterkelch in getriebener Arbeit
trägt. Aus diesem Blätterkelch ruht das
in Silber gegossene und ciselirte Brustbild
des hl. Bischofs Martinus, des Patrons
der Domkirche und der Diözese Rotten-
burg. Ueber dem die zweite und dritte
quadratische Abstufung trennenden Gesims
einsetzend, schwebt ein Engel mit ansge-
spannten Flügeln, als Schutzengel der
Diözese, die linke Hand unterstützend unter
die Krümmung haltend, in der Rechten ein
Spruchband tragend, dessen Inschrift: Tro
kege Dioecesin, S. Martine, zugleich die Iko-
nographie des Heiligenbildes vertritt. Auch
diese Figur ist in Silber gegossen und ciselirt.

Der ganze Stab ist von Silber, 1,725 m,
mit dem genannten Einsatz 1,925 na hoch,
ein Werk des als Silberschmied und Ciseleur
künstlerisch bis in sein hohes Alter thätigen
und berühmten Meisters Ferd. Harrach in
München, der in jeder Technik wohlerfahren
und geübt, voll des glühenden Ehrgefühls
eines Kunsthandwerkers ans alter Zeit-, für
kirchliche und profane Zwecke schon hundert
und aberhundert großartiger Arbeiten und
unzählige von kleinerem Umfange geliefert
hat, deren großartigste freilich Niemand
schauen wird, so lange ihr hoher Besteller
und Besitzer am Leben ist. Auch an diesem
Bischofsstab hat er die Sicherheit seiner
Technik, seinen stylistisch gebildeten Geschmack
und die Begeisterung für das ganze Werk
geoffenbart; das Werk lobt seinen Meister.
Was uns noch mit besonderer Freude er-
füllt, ist die Thatsache, daß unter den ver-

schiedenen Arten der dabei angewendeten
Technik die des Treibens edler Metalle
eine hervorragende Stelle einnimmt, sowie
daß die Metallmalerei, das Emailliren als
Hauptzierde des ganzen Kunstwerks die ver-
diente Würdigung wieder gefunden hat.
Hinsichtlich der Technik des Emails bemerken
wir unter Bezugnahme aus die spätere all-
gemeine Behandlung derselben nur kurz,
daß dasselbe inkrnstirtes Grnben-Email ist.
Nur in eine m Falle, nämlich bei den
mehrfarbigen Blumen der Krümmung, be-
steht die Technik in der sogenannten eigent-
lichen Emailmalerei. Die Umrisse der
Gruben sind mit meisterhafter Sicherheit
mit dem Stichel gegeben. Wie wichtig das
für die Sauberkeit des ganzen Werkes ist,
mag ans dein Umstaiid ersichtlich seiii, daß
diese Umrisse zugleich die Contouren sämmt-
licher Verzierungen bilden. (Forts, folgt.)

TNarmor zum Tabernakel.

Der aus mehreren Gründen nnbranch-
bar gewordene, de»i Altaranssatz vorge-
legte und selbständig dastehende Tabernakel
eines Hochaltars aus der Rococo-Zeit
sollte durch einen neuen, so viel möglich
in ernsterem Renaifsance-Styl gehaltenen
Tabernakelban ersetzt werden. Ter von einem
Techniker hervorragendeii Namens gefertigte
Entwurf hat für die Seitenwände des Taber-
nakels Marmorplatten vorgesehen. Würde
die Behandlung der Tabernakelthüren nicht
zu viel Schwierigkeiten darbieten, so käme
man schließlich auf Tabernakel, welche ganz
ans Marmor oder sonstigem Steinmaterial
erbaut find. Die Absicht, den Tabernakel
mit solchen Ehren anszuzeichnen, ist gewiß
gut und fromm, aber sie kann die Sache
selbst nicht gut machen, und darum dürfen
wir uns wohl erlauben, mit aller Ent-
schiedenheit vor dieser Verirrung 51t war-
nen. Vor allem sei nochmals an die schon
in Nr. 7. S. 52 erwähnte Entscheidung
der Congr. Episc. v. 26. Oktober 1575
erinnert, wonach der Tabernakel der Regel
nach von Holz und bei Ausnahmen nach
den Wünschen des Konzils von Prag von
vergoldetem Metall, oder von Holz mit
vergoldetem Metallblech sein sollen. Allein
auch der Zweck, dem der Tabernakel dient,
stellt die gleiche Forderung. Der Marmor,
gehöre er nun dem Urkalk oder jüngeren
Formationen an, ist, wie alle Kalksteine,
 
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