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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 1.1883

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Nr. 11
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Schwarz, Franz Joseph: Praktische Winke für den Bau des Tabernakels und Tabernakelaltars, [2.2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15859#0096

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gothischem Gewölbe geschlossen, tief genug,
um den Fuß der Monstranz vollkommen
zu fassen. Diese Grnndrißform schließt
sich besser an die Form der Monstranz
an, als die im Viereck. Sollte eine Nische
mit viereckigem Grundriß schon vorhanden
sein, so läßt sie sich für das Auge durch
die anzubringenden Behänge leicht in eine
der obigen Formen bringen, indem man
nämlich dieselben in gehöriger Tiefe in der
Form des Halbkreises oder des beschriebe-
nen Bruchtheils vom Achteck aufhängt.

Ausdrücklich wollen wir die Warnung
beifügen, auf der unteren Fläche der Nische
ja keine Anschlagleiste anzubringen. Eine
solche ist nicht nöthig, da ein nach unten
laufender, durch ein möglichst weit unten
liegendes Schloß zu bewegender Riegel die
beiden Thüren fest genug verschließt, da
ja doch in dieser Nische das hl. Sakrament
niemals verwahrt wird, vielmehr stets im
Tabernakel zu reponiren ist. Eine solche
Auschlagleiste wäre, je höher desto mehr
ein Hinderniß des Einsetzens und Aus-
hebens der Monstranz. Am besten also
thnt man, wenn man der Eonsole und der
Bodenfläche der Nische die gleiche Flucht
gibt.

Die innere Ausstattung der Nische unb
ihre Verwandlung in den nur dem feierlich
ausgesetzten Allerheiligsten gebührenden
Thronus geschieht dadurch, daß man
die sämmtlichen Wandflächen mit weißem
Seidenstoff bekleidet. Was deren Ver-
zierung oder dazu verwendete kostbarere
Stoffe betrifft, so verweisen wir auf das
oben hierüber Gesagte. Stets muß eine
Doppelthüre die Nische schließen, da eine
einfache, nicht aus beiden Seiten ausladende
sehr unschön wäre. Daß durch die Mehr-
zahl von weitausladenden Sänken und
tiefes Zurücktreten der Nische das voll-
ständige Oeffnen der Nischenthürchen nicht
gehindert werden darf, braucht hier kaum
wiederholt zu werden. Die inneren Flä-
chen der Thürchen sollen entsprechend ver-
ziert sein. Im Geiste der kirchlichen Be-
stimmungen dürfte es jedoch liegen, diese
Nischen nicht mit statuarischen Engels- oder
Heiligenfiguren oder Gemälden zu zieren,
und wenn doch, jedenfalls nicht mit solchen,
deren Haltung keine Beziehung zur An-
betung des allerheiligsten Sakraments hat;
sie sollen wenigstens in der Anbetung be-

griffen dargestellt werden. Die äußeren
Thürslächen müssen gleichfalls eine Ver-
zierung erhalten, welche der Bedeutung des
Thronus entspricht.

Wenn wir nach dieser Darlegung noch
einmal auf die gegen uns gemachten Ein-
wendungen zurückblickenund uns die von dieser
Seite ausgesprochenen Wünsche vergegen-
wärtigen, so sind wir von der lebhaften
Hoffnung durchdrungen, daß die letztbe-
sprochene Einrichtung des Thronus und
des dazu gehörigen Tabernakels alle billigen
Wünsche erfüllt und doch in keinem Punkte
dem kirchlichen Willen widerspricht. Wir
hoffen ferner, daß wenigstens der in Beil.

10 Fig. III proponirte Entwurf des Ta-
bernakels und Thronus bei uns vollen
Anklang findet, weil er den in Deutsch-
land hergebrachten oder wenigstens jetzt
herrschenden Anschauungen am meisten ent-
spricht und die Befolgung der kirchlichen
Anordnungen in allen Punkten ermöglicht.
Auch dem gerechten Verlangen nach prak-
tischer Brauchbarkeit und Bequemlichkeit
bleibt kaum etwas zu wünschen übrig.
Die drei Linien vom Stehpunkte des Prie-
sters bis zur Kante -der Mensa bei a in
Fig. II C, von da bis zur Ausladung des
Gesimses II C Nr. 10, und von da bis
zum Knauf der Monstranz als den: Be-
rührungspunkte sind es (95-0970-31 cm)
znsammmen 2,23 m. Diese Entfernung
erreicht eine mittlere Größe schon mit
einem einstufigen Fußschemel. Sollte, was
wir wiederholt betonen, der zur Opfer-
handlung nothwendige Theil der Mensa
aus irgend einem Grunde etwas über die
nöthige Tiefe angelegt werden müssen und
dadurch mit dem ganzen Aufsatz auch der
Tabernakel mehr zurückgedrängt werden,
so läßt sich dieser Ausfall dadurch wieder
einbringen, daß man den Ban des Thronus
über den Tabernakel ansladen läßt. Beil,
zu Nr. 9 Fig. II B, Nr. 9 u. 10 und

11 C Nr. 10 in beut punktirten Gesimse
veranschaulichen dies. Wie der Grund-
riß II B Nr. 9 anzeigt, muß auch mit
den Säulchen der ganze Thronus-Ausbau
vorgerückt werden. Dies in II C bei Nr. 10
durch puuktirte Linien anzudeuten, haben wir
unterlassen, um die Zeichnung nicht un-
klar zu machen.

Wendet man diese Vorsicht an, so wird
das Verhältniß der oben berechneten Ent-
 
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