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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 1.1883

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Nr. 11
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Schwarz, Franz Joseph: Bischofsstab und Kelch, [2]
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Schwarz, Franz Joseph: Kronleuchter
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https://doi.org/10.11588/diglit.15859#0099

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91

jährigen Jesus im Tempel, den Tod des
hl. Joseph, St. Joseph mit dem Jesuskinde.
Diese Wahl geschah in Rücksicht auf den
Namenspatron des Bischofs Karl Joseph.
Die ciselirten Contouren der Bilder sind
schwarz emaillirt. Die Darstellungen liegen
in tiefblauem Emailgrund. Alles Uebrige
ist durch die artistische Beilage erklärt.
Unmittelbar unter den genannten sechs
Darstellungen aus dem Leben des hl.
Joseph steht die Legende: »33. Joseph,
benigne suscipe preces et vota pro Epis-
copo Carolo Josepho jubilante,« wäh-
rend die Widmungs - Inschrift, mit Recht
dem Celebranten unsichtbar, in einer an der
inneren Fläche des Fußes eingeschraubten
Platte eingravirt ist. Sie lautet: Reve-
rendissimo et dilectissimo Episcopo
Carolo Josepho de Hefele, Sacerdotii
annum jubilaeum quinquagesimum cele-
branti hunc calicem ded. Canonici
Eccles. Cathedr. cum Clero Urbis Rot-
tenburg. die 14. Aug. 1883. Wie der
in der letzten Nummer des „Archivs" be-
sprochene Stab, ist auch der Kelch ans der
Werkstätte des Meisters Ferd. Harrach in
München (Firma: F. Harrach und Sohn,
Silberarbeiter und Ciseleure in München,
Heustraße 6) hervorgegangen. Unser Ur-
theil über Technik und Email brauchen
wir nicht zu wiederholen. Es erübrigt
uns nur noch, den Wunsch auszudrücken,
daß sowohl von Seiten der Besteller, wie
von Seiten der Kunsthandwerker die edle
Emailkunst wieder in ihre Rechte eingesetzt
werde. Dieses Ziel zu fördern ist die
Absicht, um welcher willen obige Zeilen
geschrieben sind. S ch w a r z.

Kronleuchter.

Weder Vorschrift noch unbedingtes Be-
dürfniß, wohl aber der berechtigte Drang,
das Innere der Kirche und vorab das
Heiligthum unmittelbar an und um den
Altar besonders zu zieren und den Got-
tesdienst, vornehmlich den nächtlichen, an
festlichen Tagen recht feierlich zu machen,
hat von alter: Zeiten an dem Kronleuchter
den Eingang in die Kirche verschafft. In
den ältesten byzantinischen Zeiten zierte
oft eine Unzahl von Lampen Altar und
Kirche. In den romanischen Basiliken
traten die riesigen, mit . Leuchtern und

Lichtschalen besetzten Reisen aus Metall
auf, in den gothischen Kirchen die an einem
mehrseitigen Mittelstück befestigten Arme
mit Leuchtern; die Renaissance behielt diese
Grundform bei, mit rundem Mittelstück.
Bis tief herab also reicht dieser schöne
Gebrauch, dem nur die Kälte und die
gänzliche Styllosigkeit der letzten hun-
dert Jahre ein vorübergehendes Ende
bereitete. Mit dem Erwachen des Eifers
in Religion und religiöser Kunst hat man
angefangen, auch nach diesem Hilfsmittel
aus alten Zeiten znrückzugreifen. In
den letzten Jahren sind schon mehrere
Kronleuchter neu gemacht und in Ge-
brauch gesetzt worden, zum Theil solche
von bedeutenden Dimensionen, wie der im
Oberchor der Stiftskirche Ellwangen mit
dreifachem Kronenreif und 92 penchter-
schalen. Zwei kleinere mit je 24 Scha-
len befinden sich ebenda am Anfang des
Schiffs zu beiden Seiten des Kreuzaltars,
herabhängend von den ersten Arkaden des
Mittelschiffs. Aehnliche zieren den Chor
der Pfarrkirchen in Donzdorf und Neu-
hausen auf den Fildern. Alle sind Mes-
singguß, romanischen Styls mit reichem
Lanbornament, vergoldet, und stammen ans
der Werkstätte Götz in Regensburg. Das
neueste Werk dieser Art lieferte Zieher in
Biberach in die Pfarrkirche zu Berkheim
im Jllerthale. Der Styl ist Renaissance,
in dem die Reifen krönenden Laubornament
den schöneren italienischen Früh-Renais-
sance - Schöpfungen nachgebildet. Der
Leuchter hat zwei Reifen, der untere zählt
16, der obere 8 Leuchterschaleu; in wei-
terer Verjüngung endet das Ganze in einer
dem Styl der Leuchterreifen entsprechenden
Krone. Alle drei Theile sind von einer-
central durchlaufenden und von vier peri-
pherischen Metallstangen unter sich verbun-
den. Zwischen den beiden Reisen theilen
sie sich je in zwei Stangen, welche sich
verästend den großen Reif an 8 Stellen
tragen. Die centrale Stange endet in
einer Metallkugel, an welcher ein Kreuz
als Griff hängt. Das Ganze ist vergol-
det. Das Werk ist stylistisch und technisch
gelungen und gereicht dem Chor der schon
vor einigen Jahren durch Maler Kolb
in Ellwangen fignrativ und Hans Martin
dekorativ herrlich gemalten Pfarrkirche zur
ergänzenden Zierde. Freilich können
 
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