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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 1
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Schwarz, Franz Joseph: Monumentale Malerei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0005

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Archiv für christliche Kunst.

Organ des Rottenburger Diözesan-Vereins für christliche Run st

k^erausgegeben und redigirt von Dr. Fr. g. Schwarz in (Lllwangen.

Verlag des Rottenburger Diözesan-Aunstvereins, für denselben: der Vorstand Dr. Fr. g. Schwarz.

Br. i.

Erscheint monatlich einmal. Halbjährl. für M. I. 35 durch die ivnrttcmb. (M. 1. 20
im Stnttg. Bcstellbezirk), M. 1. 50 durch die bayerischen und die Reichspostanstaltcn,
Frcs. 2. 50 in der Schweiz zu beziehen. Bestellungen werden auch angenommen von
allen Buchhandlungen, sowie direkt von der Expedition des „Deutschen Bolksblatts" in
Stuttgart, Militärstr. 2E, zum Preise von M. I. 35 halbjährlich.

Monumentale Malerei.

Im gegenwärtigen Augenblicke gibt es
wohl keinen wichtigem und dringendern
Gegenstand der Besprechung im „Archiv",
als die Frage über die malerische Behand-
lung der dem christlichen Gottesdienste ge-
widmeten Baudenkmale. Die monumentale
Malerei hat in allen Jahrhunderten einen
hervorragenden Platz unter den christlichen
Kunstzweigen eingenommen, ausgenommen
die kalte und nüchterne Zeit seit dem Er-
löschen des Rococo. Diese Bedeutung wird
sie sich erhalten, und zwar in demselben
Maße, in welchem die Ausbildung und
Anwendung der Hauptstylarten des christli-
chen Kirchenbaues voranschreitet. Denn
der altrömische, der byzantinische, romanische
und gothische Styl, nicht weniger auch der
der Renaissance haben in ihren vornehmsten
Repräsentanten der monumentalen Malerei
zu ihrem vollendeten Schmuck bedurft.
Dringlich aber ist die Frage, weil die
monumentale Malerei, obwohl noch vor
einem Vierteljahrhundert ziemlich unbeachtet,
eben jetzt mehr und mehr ein beliebtes
Mittel zum Schmuck der Kirchen zu werden
anfängt. Ein tieferes Verständniß der
Gesetze dieser Malerei ist also unerläßlich.
Dabei handelt es sich aber nicht bloß um
Styl, Zeichnung, Farben und — bezüglich
des sigurativen Theils — um Auffassung
und Komposition, wie bei der Tafelmalerei,
sondern ganz besonders um ihr Verhältnis;
zur Architektur. Der Maler muß nicht
bloß Maler sein, er muß zum wenigsten
auch Architektur verstehen. Architekt oder
Maler, wenn einseitig gebildet, werden für
sich kaum ein die Kritik bestehendes Werk
der monumentalen Malerei schaffen. Natur-
gemäß nimmt der dekorative Theil der
Monumentalen Malerei in Kirchen- und
Profan-Kunstbauten eine andere Stellung
ein als in kunstlosen Bauten. Die kon-
struktiven Glieder des Innern einer Kirche

wollen künstlerisch gedacht und ausgesührt
sein ; daher kann ihre malerische Dekoration
auch nur nach Gesetzen nicht des bloßen
Handwerks, sondern der Kunst, und zwar
der Baukunst und Malerei in euger Verbin-
dung, ausgesührt werden, mit andern Worten:
die kirchliche Dekorationsmalerei gehört
nicht dem Gebiete des bloßen Handwerks,
sondern auch dem der Kunst an. Die
Frage nach den richtigen Grundsätzen für
die monumentale Malerei darf nicht bloß
nach dem Geschmack, dem subjektiven Schön-
heitssinn und nach den Regeln der Tafel-
malerei beantwortet werden, sondern auch
ans der Anschauung der Architektur und
aus der Erfahrung, d. h. also in richtiger
Auffassung des betreffenden Baustyls und
an der Hand der Geschichte oder der ver-
schiedenen Schulen. Aber in allen diesen
Beziehungen sind wir noch nicht, allgemein
zur klaren Erkenntniß gekommen. Darin
liegt auch der Grund, daß so viele Fehler
begangen werden. An sich ist es zwar
eine sehr erfreuliche Wahrnehmung, daß
die monumentale Malerei mehr und mehr
an Boden zunimmt, aber fast möchte man
wünschen, daß dem Eifer etwas Einhalt
gethan werde, bis Erkenntniß und Kunst
ihn: ebenbürtig zur Seite stehen. Darin
liegt der Grund der Dringlichkeit des zu
besprechenden Gegenstandes. Andererseits
gibt es auch noch Vorurtheile gegen diesen
Kunstzweig überhaupt, oder wenigstens gegen
gewisse Bethätigungen desselben zu über-
winden. Erscheint er ja doch Manchem
wie eine neue Erfindung, wie etwas Unge-
bräuchliches, der Geschichte Widersprechen-
des. Es liegt demgemäß in unserer Aus-
gabe, den Gegenstand sowohl nach seiner
kunstgeschichtlichen, als auch nach der
technischen Seite zu betrachten.

1. Geschichtliches. Einer gewissen
Richtung in der Kunstgeschichte galt es lange
und gilt zum Theil noch als ausgemachte
Thatsache, daß die ersten Christen einen
 
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