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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 1
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Schwarz, Franz Joseph: Monumentale Malerei, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0007

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3

Misael, die, weil sie an Gott glaubten,
mitten in den Flammen unversehrt blieben.
In der folgenden Friedensperiode konnte
der hl. Augustinus und konnten andere
Väter dasselbe Bild als Vorbild der Kirche
deuten. Ihr war Anfangs von den Fürsten
dieser Welt verboten, den wahren Gott zu
verehren, und sie mußte deßhalb alle Arten
der Verfolgung leiden; später triumphirte
sie über ihre Feinde und wandelte die Ver-
folger in ihre Kinder und Beschützer um.
Hieraus ergibt sich, daß sich das Alterthum
der lehrenden Ausgabe der bildenden Kunst
sehr wohl bewußt war. Eben darum aber,
weil sie die Macht der lehrenden, tröstenden
und entflammenden Rede theilt, weil sie
die als historische Thatsache längst hinter
der Gegenwart liegende Gründung des
Christenthums immer als eine gegenwärtige
sixirt, ist diese Kunst der christlichen Kirche
innerlich und nothwendig eigen und kann
deßwegen durch eine bloße Dekorations-
malerei nie erschöpft werden.

Also die zu gottesdienstlichen Zwecken
benützten Cubikula der Katakomben sind
ausgemalt. Allerdings sind keine urkundli-
chen Zeugnisse über ihren vorkonstautini-
schen Ursprung vorhanden. Allein nach
dem einstimmigen Urtheil kompetenter Kuust-
richter gehört die Mehrzahl der Gemälde
in den Cömeterien der vorkonstautiuischen
Periode an. (Spencer Northcorte, die
römischen Katakomben, deutsch bei Bachem.
1860, S. 37.) Zu den ältesten Malereien
gehören die in den sogenannten Sakrameuts-
Kapellchen des Cömeteriums des hl. Calixtus.
Sie beweisen zugleich, daß man einen Zu-
sammenhang in den Darstellungen erstrebte.
Dort nämlich sind die hauptsächlichsten
Gnadenmittel der Kirche bildlich gegeben.
Da ist als Ausgangspunkt des Heils die
apostolische Predigt dargestellt. Ein Apostel
predigt den Schafen, deren Haltung und
Stellung die verschiedene Ausnahme des
göttlichen Wortes kennzeichnet. Ein Schaf
wendet sich gegen den Apostel, ein anderes
kehrt ihm den Rücken zu, ein drittes hört
aufmerksam mit emporgerecktem Halse, ein
viertes weidet eifrig, ohne sichtbares Interesse
für die Verkündigung der Heilslehre. Ein
Regenschauer, die göttliche Gnade sinn-
bildend, ergießt sich reichlich über die zwei
aufmerksamen Schafe, spärlicher über das
teilnahmslose, während das abgekehrte

leer ausgeht. Ferner sieht man: Moses,
welcher Wasser aus dem Felsen schlägt,
einen Fischer, der mit der Angelruthe am
Stromesuser sitzt, einen anderen Mann, der
in demselben Wasser einen Knaben taust,
den Gichtbrüchigen von Bethsaida, Fische
und Brode aus einem Dreifuß, auf der
einen Seite ein segnender Mann, auf der
andern eine betende Frauengestalt, sieben
Männer au einem mit Fischen und Broden
besetzten Tische, Abraham mit Isaak aus
dem Berge Moriah, Auferweckung des
Lazarus, Geschichte des Propheten Jonas,
vom Fische verschlungen und wieder aus-
gespieen, dann ruhend unter der Epheu-
staude, einen Lehrer und einen Mann, der
aus einem übersließendeu Brunnen Wasser
schöpft, in der Decke das Bild des guten
Hirten. Die Bedeutung liegt nahe. Die
Zeit ihrer Entstehung fällt in das Ende
des zweiten oder den Anfang des dritten
Jahrhunderts. Aus den zahlreichen übrigen
Einzelheiten können wir uns nicht versagen,
auf die vielen Darstellungen der seligsten
Jungfrau und Gottesmutter Maria aus der
vorkonstautiuischen Zeit hinzuweisen. Die
zahlreichsten Marienbilder befinden sich in
dem Cömeterium der hl. Priszilla, darunter
ein Bild, Maria mit dem Jesuskind, über
ihrem Haupte eiu Stern, zur Rechten der
Prophet Jsaias mit einer Schristrolle in
der Linken, anzeigend die Weissagung von
dem über Israel ausgehenden Lichte.

Bei der schonungslosen und blinden Wuth
der Christenverfolger, in Anbetracht der
beglaubigten Thatsache, daß die Christen
die alten zerstörten, zum Theil minder an-
sehnlichen Basiliken bei eingetretener Ruhe
größer und herrlicher wieder aufbauten,
was uns Eusebius bist. eccles. üb. 8
cap. i, 2. lib. 9 cap. io, lib. io cap. 2
bestätigt, dürfen wir es noch als eine glück-
liche Fügung betrachten, daß verhältniß-
mäßig so viele historische Denkmale übrig
sind, welche uns eine genügende Kenntnis;
des Zustandes verschaffen, in dem sich die
vorkonstantinische kirchliche Malerei befand.
Waren sogar die Cömeterienkirchen mit
Malereien geschmückt, diese Kammern, deren
Dunkelheit die Herstellung erschwerte und
bei nur künstlicher Beleuchtung die Wirkung
beeinträchtigte, so ist dies von den Kirchen
über der Erde in Mitten der Städte umso-
mehr vorauszusetzen. Die Christen hatten
 
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