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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 1
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Schwarz, Franz Joseph: Einige Regeln für Prüfung von Altar-Entwürfen, [2]
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Keppler, Paul Wilhelm von: Die Taufe Jesu in der darstellenden Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0010

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6

projektirt wird, läßt uns heute noch nicht
ruhig. Wir haben früher und jetzt, seit
wir die Artikel über freit Altarstein nieder-
schrieben, die Erfahrung gemacht, daß solche
Altarsteine in den meisten Fällen mehr
oder weniger bedroht sind. Deßhalb thut
man bei Prüfung von Altar-Entwürfen
gut, sich zuerst die Frage zu stellen, ob
mit dem Stein eine Veränderung vorge-
nommen werden müßte, und welche. Man
kann also auch von dem Verfertiger der
Zeichnung verlangen, daß er Grund- und
Aufriß des alten Steins und der beab-
sichtigten Umänderung den übrigen Plan-
zeichnungen beifüge, ganz besonders, wenn
es sich um das Antipendium handelt.

Schwarz.

Die Taufe Jesu in der darstellenden Aunst.

Dieser Gegenstand bietet der bildlichen
Darstellung mehr Schwierigkeiten, als man
auf den ersten Blick vermnthen möchte. Zum
Glück sind die Darstellungen desselben von
den ersten Zeiten an so häufig, daß man
hoffen kann, in der alten Kunst sichere Anhalts-
punkte für Bestimmung des Richtigen zu finden.

Das Taufbild ist fast regelmäßig das
Eröffnungsbild für Darstellung der öffentli-
chen Thätigkeit des Herrn; einigemal, aber
selten, tritt an diese Stelle der Abschied
Jesu von Maria. Die Anordnung des Tauf-
bildes war, den charakteristischen und wesent-
lichen Zügen nach, im Alterthum folgende.
Jesus, die Hauptperson, steht bald bis an
die Kniee, bald bis an die Lenden in den
Fluten, entkleidet bis auf den Lendenschurz.
So schon in den Katakomben von San
Ponziano und auf dem Mosaik der Taufkirche
zu Ravenna. Engel, welche am Ufer stehen
oder knieen, halten seine Gewandung und
sind zu seinen Diensten bereit. Diese Engel
sind jedenfalls vom elften Jahrhundert an
dem Taufakt beigegeben, wie ein Relief an
der alten Porta di San Paolo fuori le mura
beweist (cfr. Agincourt, Skulptur Tafel
13 und 14); Giotto hat sie auf seinem Tauf-
bild in der Scrovegni-Kapelle zu Padua in
seine Schule eingebürgert und von da an sind
sie in der italienischen Malerei bis auf Peru-
gino, Bellini, Cavazzola zu verfolgen und
sind ebenso heimisch in der deutschen Kunst.
Hervorzuheben ist übrigens, daß Jesus auf
einigen älteren Bildern mit dem Königs-
mantel bekleidet erscheint; hier will offenbar
feine Zugehörigkeit zu der sich manifestirenden
Dreifaltigkeit betont werden. Johannes, das
Stabkreuz in den Händen, tauft in der Regel

mit der Muschel; auf einigen Bildern aber
legt er Jesus die Hand auf oder segnet er
den Herrn (so schon auf obgenanntem Relief
aus dem xi. Jahrhundert und z. B. auch
auf dem Schongauer'schen Taufbild).

Während des Taufaktes nun geht nach
der Erzählung der alten Bilder die Theo-
phanie vor sich, der der obere Theil des
Bildes eingeräumt ist. Auf den älteren Bil-
dern und Miniaturen ist Gott Vater nrkr
durch eine Hand repräsentirt, die aus einer
Wolke, oder einem dreifachen Sternenkranz
herabreicht, auf Christum zeigt und die Taube
gleichsam entsendet, auf dem Erzrelief der
Paulskirche nur durch einen Halbkreis und
zwei Strahlen. Später erscheint der Vater
in aller Glorie, inmitten der himmlischen
Chöre; so bei Ghirlandajo in Maria Rovella
in Florenz, bei Perngino in der Sixtina
und bei Cavazzola in Nazario e Celso in
Verona, während Andrea del Verrochio auf
dem Bild in der Akademie zu Florenz wieder
auf die Aelteren zurückgreift und die Taube
von zwei Händen entsendet werden läßt.
Erwähnung verdient, daß, während sonst die
Taube ruhig über Jesus schwebt oder Strahlen
über ihn herabsendet (so schon in den Kata-
komben von San Ponziano), sie auf dem
Basrelief der Königin Theudelinde zu Monza
bei Mailand aus einer kleinen Urne Wasser
auf den Heiland ausgießt, so erscheint sie
hier als die Tänferiu, und der Künstler wollte
offenbar die über den Christus gekommene
Salbung des Geistes andeuten.

Die Darstellung des Flusses bereitete
von den ersten Zeiten an sichtliche Verlegen-
heit. Als großen Fluß den Jordan zu geben,
vertrug sich nicht wohl mit dem übrigen
Arrangement des Bildes, da dieses beide Ufer
für sich beanspruchte. Die älteren Maler
machen sich nun kein Gewissen, ohne weiteres
dem Jordan ein ganz schmales Rinnsal anzu-
weisen, so daß der Heiland in schluchtenartige
Vertiefung zu stehen kommt; so die Miniatur
aus dem Evangelistarium des xii. Jahr-
hunderts in der Vatikana. Giotto hilft sich
damit, daß er eine vom Jordan ans mit
Wasser gespeiste Grube für den Taufakt
herrichtet. Andere reduzirten auch die wirkli-
chen Maße des Flusses, aber wie um das
Unrecht an ihm wieder gut zu machen, ver-
gönnten sie ihm eine ganz hervorragende per-
sönliche Betheiligung am Vorgang, indem
sie ihn nach Art der heidnischen Flußgötter
personifizirten und ihn am Ufer hingelagert
seine Wasser aus der Urne gießen ließen.
So auf dem eben angeführten Miniaturbild,
wie auch auf einem Mosaik in Maria in
Cosmedin in Ravenna, wo fein Haupt mit
Krebsscheeren geschmückt ist. In der Kuppel
 
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