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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 2
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Schwarz, Franz Joseph: Monumentale Malerei, [2]: zur Geschichte derselben
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0016
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488 u. 506 f. Schnaase, Gesch. der bil-
denden Künste, 3. Bd. S. 486.) Da sich
nach dem Wortlaut des Gebots diese Auf-
sicht auf alle Dörfer erstreckte, so beweist
der Befehl, daß man in jener Zeit die
Wandmalerei für einen nothwendigen Be-
standtheil der inneren Kirchen-Einrichtung
ansah. Nach Schnaafe (a. a. O. S. 506),
welcher Emeric David (lliskoire ln
peinture ciu moyen age) zum Zeugen
hat, war die Gewohnheit, die Kirchen aus-
znmalen, auch schon unter den Merovingern
im fränkischen Reiche herrschend. Fast ist
man zu dem Gedanken versucht, daß, je
kleiner und architektonisch unbedeutender
eine Kirche war, umsomehr der Bilderschmuck
als beliebtes Mittel ihrer schöneren Aus-
stattung beigezogen wurde. Der Gedanke
hat jedenfalls eine innere Wahrheit und
wird sie zu allen Zeiten haben.

Angesichts der beiden aus der Zeit des
merovingischen und fränkischen Reichs bei-
gebrachten Thatsachen kann man es ver-
schmerzen, daß — abgesehen von einzelnen
hervorragenden Bauten, wie z. B. das
Aachener Münster — aus dem 1. Jahr-
tausend christlicher Zeitrechnung kaum eine
Kirche mit ihren Malereien uns erhalten
ist. Reichlicher sind die Beispiele aus dem
2. Jahrtausend. Die Klöster von damals
repräsentirten im vollen Sinne des Wortes
eine Universität des Wissens und der Kunst.
Die Klöster waren auch die Pfleger der
monumentalen Malerei. Fiorillo (Geschichte
der zeichnenden Künste in Deutschland
I. S. 178) theilt eine vor dem 12. Jahr-
hundert geschriebene Schilderung der Koster-
kirche Benediktbeuren mit, welche also wohl
schon im 11. Jahrhundert ganz ausgemalt
war. In der Absis befand sich die Hinnnel-
sahrt Christi, in der Wölbung derselben
der thronende Gottmensch, an den Chor-
wänden zu beiden Seiten oben die Apostel,
unten 12 Heilige. Jene sind durch zwei
Engel in Verbindung gebracht, welche
zwischen Christus und den Aposteln stehen
und diese anreden. Apostgesch. 1, 10. Im
Schiff befanden sich zehn Darstellungen
ans der hl. Schrift von der Verkündigung
Mariä bis zur Auffindung Jesu im Tempel,
über denselben 32 Bilder von Heiligen
ans dem Benediktinerorden. Verblichene
Gemäldereste, zum Theil von kolossaler
Dimension, beweisen noch, daß auch der Dom

von Worms (Ende des 12. Jahrhunderts)
ansgemalt war. Dasselbe war der Fall
in der gleichzeitigen Liebsrauenkirche in
Halberstadt, im Dom zu Braunschweig,
dessen Gemälde nenestens restaurirt und
ergänzt wurden, in der Krypta der Stifts-
kirche in Quedlinburg, im Peterschor des
Bamberger Doms, der Burkardskirche in
Würzburg, St. Georg in Köln, in der
Krypta und Taufkapelle St. Gereon in
Köln, in St. Castor in Koblenz, im Dom
zu Freising, auch in Dorfkirchen, wie der
St. Pankratiuskapelle bei Sindling in
Oesterreich, in der Pfarrkirche Feldmoching
bei München. Aus dem 12. Jahrhundert
sind u. A. zu zählen: Schwarzrheindorf,
Deckengemälde zu Rammersdorf, (die Wand-
gemälde aus dem 14. Jahrhundert), Chor
der Patrokluskirche in Soest, St. Michael
in Hildesheim, Holzdecke; Absis der Kloster-
kirche Neuwerk in Goslar, Kapelle Grüns-
seldhaufen bei Würzburg. Aus dem 13. Jahr-
hundert: Klosterkirche in Memleben, deren
Gemälde ohne Unter- und Malgrund auf
den röthlichen Sandstein anfgetragen sind,
Reste von Wandmalereien in St. Ursula
zu Köln, in der Erasmuskapelle von St.
Severin, den Brüstungswänden des Dom-
chors und in einigen Kapellen des Doms
daselbst, Nikolauskapelle in Soest, Chor-
nische in Brauweiler, Stiftskirche Faurn-
dau (1849 auf's neue übertüncht), Kapelle
in Kentheim (Württ.), Dom zu Krakau,
der ganz ausgemalt war, viele Dorfkirchen
Westphalens, Johanniskirche Gorkum,
Schloßkapelle zu Forchheim bei Bamberg,
wohl auch die Reste in der Maulbronner
Klosterkirche, der Don: von Gurk in Kärn-
then, Kreuzschifs des Doms zu Münster,
Kirche zu Methler bei Dortmund, Kirche
Reichenau, Allerheiligenklosterkirche Schaff-
hausen (im Juli 1860 übertüncht), ehe-
malige Pfarrkirche Treffelhausen, 1859 ab-
gebrannt. Schiff und Chor waren bemalt,
theilweife in dreifacher Malerei übereinander,
romanisch, gothisch und in Rococo, in der
Hauptsache Darstellungen aus dem Leben
des hl. Vitus, Patrons der Kirche.

Eine Zeit lang herrschte das Vorurtheil,
die gothische Bauweise sei der monumentalen
Malerei ungünstig, und heute noch findet
diese Behauptung Nachbeter. Es gibt aller-
dings gothische Bauten, besonders der späte-
ren Periode, welche in der Verwandlung
 
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