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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 2
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Keppler, Paul Wilhelm von: Die Dartstellung des Heilands am Delberg
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Die neue katholische Kirche in Wasseralfingen, Diözese Rottenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0019

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15

Land ist nicht arm an schrecklichen Darstellun-
gen dieser hl. Szene, aus deren Anblick ein
Nichteingeweihter unzweifelhaft die Vermu-
thung schöpfen müßte, daß die unheimliche,
hexenartige Erscheinung in den Lüften droben
das Entsetzen und die Angst des am Boden
Knieenden verursacht und die Jünger gar
schon in den Tod erschreckt habe. Eine Er-
setzung mit Besserem wäre wirklich oft Pflicht
der Pietät. Möchten unsere Künstler, wenn
sie an die schwere Aufgabe sich wagen, lich
vorher bewußt werden, wie groß und schwer
das ist, was sie unternehmen! —

P. K e p p l e r.

Die neue katholische Airche in Wasser-
alfingen, Diözese Rottenburg.

Wasseralfingen, früher Filial der Pfarrei Hofen,
für seine Filial-Gottesdienste mit einer entsprechen-
den Kapelle ausgerüstet, wurde erst im Jahre
1834 zur selbständigen Pfarrei, die Kapelle zur
Pfarrkirche erhoben. Um das große Eisenwerk
siedelten sich aber in immer größeren Verhält-
nissen neue Ansiedler an. Als die Zahl der
Parochianen auf ca. 2700 gestiegen tvar, wuchs
das Mißverhältnis; der bisherigen Pfarrkirche
zur Seelenzahl bis zur Unerträglichkeit. Trotz
des Mangels au Baumitteln mußte man sich
zum Neubau entschließen, freilich in Rücksicht
auf die Armuth nur in sparsamster Weise und
mit Beschränkung auf die einfachsten Bau-
formen , jedoch innerhalb eines bestimmten
Kirchenstyls. Die hiezu auserwähltc roma-
nische Bauform mußte freilich von Haus aus
auf Baumaterial und dekorative Glieder, welche
in die Kosten liefen, zum Voraus verzichten.
Dies darf bei Beurtheilung des Baues nicht
außer Acht gelassen werden. Von demselben geht
uns nachfolgende Beschreibung zu.

Die von Grund aus neue Kirche wurde auf
der östlich gelegenen Erhöhung des Ortes nach
dem Entwurf des Bauraths Berner errichtet.
Dieselbe besteht aus Schiff mit eingebauter Vor-
halle, Chor mit Absis, Sakristei und Thurm in
den Winkeln von Chor und Schiff. Die Längeu-
axe der Kirche erstreckt sich von Ost nach West
mit dem Chor gegen Osten. Der Nenbau wurde
in den einfachsten Formen des romanischen Styls
aufgeführt. Die Hauptdimensionen sind folgende:
Die größte Länge der Kirche von außen, sanimt
Chor und Absis beträgt 55,70 m, die äußere
Breite des Schiffes 20,76 m, die größte Breite
zwischen Thurm und Sakristei 23,76 m, die
Höhe des Thurmes bis zur Mitte des Kreuzes
52,74 m, die Höhe des Firstes des Mittelschiffs
21,60 m,-das Schiff hat eine lichte Länge zwi-
schen Vorhalle und Chor von 32,50 m bei einer
lichten Breite des Mittelschiffs von 9,20 in und
der beiden Seitenschiffe von je 4,50 in. Die
lichte Höhe des Mittelschiffs beträgt 16 m und
diejenige der Seitenschiffe 8,80 in, der Chor hat
die Breite des Mittelschiffs mit 9,20 in bei einer
lichten Höhe im Gcwölbscheitel von 15,20 m und
schließt sich an denselben nach einer Länge von
13 m eine halbkreisförmige Nische (Absis) mit

einem Durchmesser von 8,20 in au. Die Sakri-
stei hat eine Länge und Breite von je 6 in, die
Thurmhalle von je im Licht 5,18 in, die Vor-
halle hat bei einer Länge von 3,25 in eine Breite
von 9,74 in. Der Haupteingang befindet sich
auf der westlichen Giebelseite, weitere Eingänge
sind an der nördlichen und südlichen Laugseite,
sowie au der Sakristei und dem Thurm ange-
bracht. Vom Haupteingang gelaugt man in die
Vorhalle, gerade aus durch ein zweites offenes
Portal in das Mittelschiff links der Vorhalle zu
dem, zur Orgel- und Sängerempore führenden,
Treppenhaus. Die Kirche ist dreischiffig; je 4
kräftige Frei- und 2 Wandpfeiler mit darüber
gesprengten Halbkreisbögen trennen das Mittel-
schiff von den Seitenschiffen, welche wieder un-
ter sich durch Bögen von diesen Pfeilern zu den
gegenüberliegenden Wandpfeilern organisch ver-
bunden sind. Der durch die Vorhalle und den
westlichen Theil des südlichen Seitenschiffs ge-
bildete Einbau bient als Taufkapelle. Die von
der Vorhalle aus eiue Tiefe von 6,8 m — bis
zum ersten Arkadenpfeiler — einragende Empore
hat ihre Unterstützung einerseits auf der Vor-
hallenquerwand , anderseits auf der durch 4
kleinere und die beiden ersten Arkadenpfeiler
gebildeten Bogeustellung. Sockel und Kapitäle
dieser, sowie der Mittelschiff-Pfeiler bestehen aus
Niederalfinger Sandstein und zeigen einfache
attische Profilirung; der Schaft besteht aus Schla-
ckensteinen , an den Ecken mit Rundstäben ver-
sehen. Die Kanzel ist am letzten nordöstlichen
Arkadenpfeiler aufgestellt, besteht ganz ans Stein,
mit schmiedeisernem broncirtem Geländer und
hölzernem entsprechend geschnitztem Schalldeckel.
An der östlichen Stirnwand der Seitenschiffe
stehen 2 Seiteualtarsteinc bis jetzt noch ohne
Aufbauten. Zwei Hauptabtheilnngen Stühle
sind derart aufgestellt, daß in der Mitte der
Kirche ein freier Gang von 2 m und au den
Langwänden von 1,50 m Breite verbleibt. Vom
Schiff führen 2 Stufen zu dem Unterchor, von
diesem eine solche zum Oberchor, ersterer enthält
im oberen Theil 2 Chorstühle, im unteren Kin-
derstühle, letzterer die Kommunionbank und den
Hochaltar. Die Decken der Mittel- und Seitenschiffe,
sowie der Empore sind als horizontale, ver-
schaalte und profilirte Holzbalkendecken konstruirt,
während der Chor mit 2 Kreuzgewölben ohne
Rippen überdeckt ist; die Absis ist mit einem
muschelförmigen Gewölbe geschlossen. Diese Ge-
wölbe wurden der Verminderung des Seiten-
schubs wegen, aus hohlen Backsteinen theils V*,
theils 1 Stein stark ausgeführt. Vom Uutcrchor
führt südlich die Thüre zur Sakristei, mit weite-
rem direktem Eingang von außen durch das
Treppenthürmchen. Dieses an der südlichen Um-
fassungswand der Sakristei angebracht, führt mit-
telst einer steinernen Wendeltreppe auf den Raum
über der Sakristei — das Oratorium —, tvelcher
zur Aufnahme von Kirchenstühlru bestimmt ist.
Nördlich vom Uutcrchor führt die Thüre zur
Thurmhalle, welche durch die östlich gelegene
Treppe einen direkten Eingang von außen hat.
Von der Thurmhalle aus gelangt man durch
eine weitere Treppe in den Raum über dieser
Halle, welche gleichfalls als Empore dient, von
da ans weiter zum Uhrenraum und Glockenstnbe.
 
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