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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 2
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Die neue katholische Kirche in Wasseralfingen, Diözese Rottenburg
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Korrespondenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0020

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16

Sämmlliche Wandflächen entbehren noch des
farbigen Schmuckes und sind nur mit hellgelber
Silikatfarbe gestrichen, die Decken erhielten einen
Hellen, die Struktur des Holzes nicht verdecken-
den Oelfarbcnanstrich, wobei die Rnndstäbe der
Balken mit 3 verschiedenen Tönen als ver-
schlungene Bänder harmonisch gefaßt sind. Die
Architektur des Aeußern zeigt wie die des Innern
einen einfachen, aber bestimmt und edel wirkenden
Charakter. Ein massiger 1,20 m hoher Quader-
svckel, aus 2 Fasen und Wulst bestehend, umzieht
das Gebäude. Zur Verstärkung des Mauerwerks
und Belebung der Außenflächen sind analog den
innern Wandpfeilern 13 cm über dem Mauer-
grund vorspringende Lisenen angebracht, welche
sich an den Friesen der Hanptgcsimse todtlaufen.
Der Chor hat zur Aufhebung des Gewölbschubes
50 cm vorspringcnde Strebepfeiler. Kräftig
wirkende Hauptgesimse bekrönen die Mauern.
An Bildhauerarbeiten sind nur die 8 verschieden-
artigen Kelchkapitüle der Portale und der, einen
Löwenkopf darstellenden Wasserspeier am unte-
ren Schlußstein der großen Fensterrose zu nennen.
Im Schiff sind 22 Seiten- und ebensoviele Mit-
telschifffenster, erstere im Licht 0,74 m weit,
2,52 m hoch, letztere 0,84 m weit, 2,65 m hoch,
eine große Fensterrose am Westgiebel durch süu-
lenartige Arme mit darüber gesprengten Bögen
in 7 gleiche Felder getheilt, hat einen lichten
Durchmesser von 4,80 m: zwei kleinere Rosetten
an den Stirnmauern der Seitenschiffe, 5 Chor-
fenster je 1,30 m weit, 4,71 m hoch. Die 3
Chorfenster in der Absis, die große Rose über
der Orgel, die kleinere bei der Taufkapellc sind
gemalt und stellen dar: Mittleres Chorfenster,
Hauptbild: Steinigung des hl. Stephanus (Patron),
oberes Bild: Christus, unteres St. Paulus. Lin-
kes Chorfenster, Hanptbild: Anbetung der Weisen,
oben St. Katharina, unten St. Bernhardus.
Rechtes Chorfenster, Hauptbild: Tod des hl. Jo-
seph, oben St. Judas Thaddäus, unten St. Bal-
bina. In der großen Rose ist im Ccntrnm das
heiligste Herz Jesu von Strahlen umgeben, im
übrigen Ornamentik, in der kleinen Rose der
Taufkapelle: die Taufe Jesu. Sämmlliche sind
von Glasmaler Wörner in München hergestellt.
Die übrigen Fenster bestehen aus Kathedralglas
mit rautenförmigem, verschiedenfarbigem Dessin
in einfarbiger Bordüre durch verzinntes Rnnd-
blei gefaßt und zwischen Eisenschienen befestigt.
Die Böden sind mit gemusterten Cementplättchen
belegt und derjenige im Chor mit Dessin ver-
sehen. Als Baumaterial wurde verwendet: für
die untere Sockelschichte Dolomit, für die oberen
des Sockels, sowie für sämmlliche Lisenen und
Strebepfeiler, Portale, Fensterrosen, Trans- und
Giebeldeckgurten, Pfeilersockel, Kapitäle, Emporen-
brüstungen re. der VU Stunde von hier ge-
wonnene Stubensandstein von Niederalfingen.
Sämmtliches zwischenliegendes Mauerwerk wurde
von wetterbeständigen Schlackensteinen (Fabrikat
von Dopfer), gegen außen mit Portlandcement
verfugt, hergestellt. Sämmlliche Dächer sind mit
englischem Schiefer, theils auf Lattung, theils
auf Schaalung eingedeckt. Die Baukosten be-
laufen sich Alles in Allem auf 170 000 M. Am

18. August 1881 wurde mit dem Bau begon-
nen, am 30. November desselben Jahres war die
Grundsteinlegung und am 28. November 1883
fand die Benediktion der Kirche statt. — n.

Aorrespondenz.

(Alte Wandgemälde im ehemaligen
Kloster Heggbach in Württemberg.) In
dem Kreuzgang des ehemaligen Cisterzienser-
Nonnenklosters Hcggbach, gestiftet um das Jahr
1233 von zwei Frauen von Rosenberg und Lan-
denberg, 1803 aufgehoben, dann im Besitz des
Grafen von Waldbott-Bassenheim, neuestens in
den des Fürsten Waldbnrg-Wolfegg übergegangen,
sind kürzlich alte Wandgemälde entdeckt worden.
Sic sind in zwei Reihen übereinander disponirt,
je ungefähr einen Meter hoch. Die Bilder der
oberen Reihe sind noch fast ganz erhalten, die
Farben treten meistens in voller Frische hervor;
die doppelte Tünche löste sich hier sehr leicht.
Sie zeigen folgende Darstellungen: Geburt Jesu,
Aubetuug der Weiscu, Flucht nach Egypten, der
Einzug in Jerusalem, der Knabe Jesus im
Tempel, Taufe Jesu, Versuchuug Jesu, Ein-
zug in Jerusalem, Abschied von seiner hl.
Mutter. Bemerkenswerlh ist, daß in der
Darstellung der Taufe Jesu ein Engel das Ge-
wand Christi hält. Die untere Bilderreihe scheint
nach einigen bis jetzt bloßgelegten Stellen fort-
laufende Szenen aus dem Leiden Christi zu ent-
halten. Die Entfernung der Tünche bedarf hier-
wvhl etwas größerer Sorgfalt, gleichwohl dürfte
sie als gesichert zu betrachten sein. Leider ist
ein Theil der Bilder durch die frühere Ausbes-
serung einer schadhaften Stelle der Wand ver-
letzt. Im klebrigen, was den Charakter der Bil-
der betrifft, so hat ihr Typus nichts Steifes oder
Gezwungenes, die Gesichter sind sehr an-
muthig. Ihr Berichterstatter ist zu wenig Kunst-
kenner, um sich über die Zeit der Entstehung die-
ser Bilder ein Urtheil zu erlauben; aber das
glaubt er mit Bestimmtheit sagen zu dürfen, daß
sie werth sind, mit aller Sorgfalt bloßgelegt,
erhalten und für alle Fälle durch genaue Durch-
zeichnnug weiter bekannt zu werden. Ick.

Bon Nr. 1/6 des „Archivs" (I. Semester 1883),
deren erste Auflage gänzlich vergriffen war, ist eine

= Liueite Auflage ~r

veranstaltet worden, und es können daher voll-
ständige Exemplare de§ ganzen ersten Jahrgangs
durch die Post, durch alle Buchhandlungen oder
gegen Einsendung von M. 1. 35 für je ein
Halbjahr oder Dt. 2. 70 ganzjährig direkt von
der Exped. ds. Bl. jederzeit bezogen werden.

Beschwerden wegen unregelmäßigen Eintreffens
des „Archivs" bitten wir höfl. an diejenige
P o st - A n st a l t richten zu w o l l e n, b e i w e l-
cher die Bestellung gemacht wurde. Feh-
lende Exemplare werden auf Reklamation hin
von der Post unentgeltlich nachgeliefert. Sollten
aber diesfallsige Beschwerden erfolglos bleiben, so
wolle man sich gefl. unter genauer Angabe
des Sachverhalts an die Expedition des
„Archivs" wenden.

Stuttgart, Luchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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