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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 3
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Schwarz, Franz Joseph: Monumentale Malerei, [3]: zur Geschichte derselben
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0022

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gesehen hat. „Demnach pflegt man's
auch an die Wände zu malen, wie Christus
hinunterfährt, mit einer Chorkappen und
einer Fahne in der Hand vor die Hölle
kommt, und damit den Teufel schlägt und
verjagt, die Hölle stürmt und die Seinen
herausholt. . . und gefällt mir wohl, daß
maills also den Einfältigen fürmalet."
(S. Jürgens, Leben Luthers I. 233.) Und
weiter: „Im Pabsthum habe man St.
Johannem an alle Wände gemalet. . . wie
er mit dem Finger auf das Lamm hin-
weifet" (Werke, Ausgabe Walch VII. 1641).

Was sollen wir erst von Italien sagen?
Wenn man dort die Unzahl der herrlich-
sten Wandmalereien gesehen hat und voll
des Eindrucks nach Deutschland zurück-
kehrt, so wird man von einem tiefen Ge-
fühl des Unmuths ergriffen über die Nackt-
heit und Kälte unserer Kirchenwände, noch
mehr aber über das eigenthümliche Talent
manches Deutschen, gerade sie als das
Ideal der Schönheit und Würdigkeit anzu-
sehen. Dort ist kaum ein Landstädtchen,
kaum eine Landpfarrkirche, welche nicht
einen oder den andern Kunstschatz, und
nicht am wenigsten in der monumentalen
Malerei bergen. Viel davon hier zu sagen,
verbietet uns der Raum; es hieße über-
dies Wasser ins Meer tragen. Nur Eines
dürfen wir nicht unerwähnt lassen. Seit
das eminente Talent Giotto's (1276-1337),
anknüpfend an die Traditionen der Ver-
gangenheit, die Wände der architektonisch
höchst einfachen Kirche Maria in arena
in Padua und die der gothischen Ober-
kirche des hl. Franziskus in Assisi nicht
bloß mit den herrlichsten Bildern bedeckt,
sondern sie, unter Berücksichtigung der
Architektur, in ihren architektonischen Glie-
dern geziert und so die Bilder selbst mit
den passendsten Rahmen umgeben, das
Ganze aber zu harmonischer Wirkung zu-
sammengestimmt hat; — seit Raphael in
den kapellenartigen Räumen der Stanzen
des Vatikans im Styl der Früh-Renaissance
dasselbe gethan hat — seitdem dürfte die
Frage, welcher Schule wir gegebenen Falls
und unter steter Berücksichtigung des Styls
folgen sollen, schon entschieden sein, also
auch die, ob es gerathen sei, jetzt erst noch
eine neue zu gründen, d. h. thatsächlich
allen verkehrten Geschmacksrichtungen noch
lange Gelegenheit zu geben, unglückliche

Versuche ans einem Felde anzustellen, das
ohnehin im Punkte der Technik so viele
Schwierigkeiten zu überwinden hat.

Werfen wir am Schluß des geschichtlichen
Theils noch einen Blick auf den Orient.
Was uns von da selbst noch aus der
neuesten Zeit erzählt wird, klingt uns,
die wir durch die nüchterne Gegenwart
verwöhnt sind, fast wie ein Mährchen.
Didron der Aeltere, der im Jahr 1839
das heutige Griechenland bereiste, nennt
in der Einleitung zu dein von ihm ver-
öffentlichten „Handbuch der Malerei vom
Berge Athos" (Deutsch v. Schäfer, Trier
1855) eine namhafte Zahl von Kirchen
dieses Landes, die alle bemalt sind. Der
Berg Athos, „diese Mönchsprovinz", wie
sie unser Gewährsmann nennt, begreift
in sich zwanzig große Klöster, welche gleich-
sam ebensoviele kleine Städte sind; dann
zehn Dörfer, zweihundertfünfzig einzelne
Zellen und hundertsünszig Einsiedeleien.
Auf dem Berg Athos zählt man im Ganzen
935 Kirchen, Kapellen und Bethäuser.
Fast alle sind mit Fresken bemalt und mit
Holzgemälden gedeckt, (a. a. O. S. 9.)
Die 88 Kirchen, welche Athen heute noch
besitzt, waren früher vom Sockel bis zur
Kuppel mit Fresken oder Mosaik bedeckt,
nur fünf sind bem Kalkanstrich entgangen.
Die Nengriechen und „die Türken aller
Zeiten, Feinde der Figuren und Freunde
der Tünche", vertilgten die Figuren und
historischen Darstellungen. Die Kloster-
kirche zu Cesariani - am Berg Hymettns
ist ganz mit Fresken bemalt; die große
Klosterkirche vom hl. Lukas in Livadien
ist ganz mit Mosaik auf Goldgrund be-
deckt, ebenso die des Klosters Daphne auf
dem Weg von Athen nach Eleusis; die
mittlere Kirche des Klosters vom hl. Lukas,
die des Priorats zu Delphi, das ganze
große Kloster Megaspilaeon in Achaia,
die große Kirche zu Mistra, von Arachova
in Likaonien, die Kirche von Argos, einige
Kirchen von Korinth und von Megara
sind durchaus mit Gemälden oder Mosaik
bedeckt. Dasselbe Schauspiel bietet sich dar
in den Kirchen von Triccala, von Kalabach,
von Larissa, tu der großen Kirche des
Hauptklosters der Meteoren und der des
hl. Barlaam, in der kleinen Sophienkirche
von Saloniki. Welcher Reichthnm von
Figuren sich hier findet, mag die Kirche
 
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