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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 3
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Schwarz, Franz Joseph: Superpelliceum und Rochet
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0026
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22

p q und r 8, wie es durch die artistische
Beilage Fig. A veranschaulicht ist. Die
weitern Schnittlinien des Aermels ergeben
sich von selbst: b i ist die Aermelweite für
eine Mittelgröße, b m wohl für das
größte Mannesmaß; die Linie i k, be-
ziehungsweise m s ist der Abschnitt des
Halbmessers, auch seiner Richtung nach,
welcher sich ergibt, wenn man vom Mittel-
punkt v einen Halbmesser durch den untern
Punkt i, beziehungsweise m der Aermel-
weite zieht. Ein nach diesen Grundlinien
probeweise geschnittenes Superpelliceum hat
allen Anforderungen vollkommen entsprochen,
und der damit bekleidete Priester findet sich
bei allen geistlichen Funktionen vollkommen
frei und ungehindert. Dabei gereicht es
uns zu besonderer Beruhigung, daß unser
Vorschlag, weit entfernt, etwas Neues zu
geben, wenigstens im Prinzip dem Herge-
brachten vollkommen entspricht. Nach einer
Mittheilung in der Beilage zu den „Notizen
über Stoff, Gestalt und Größe der hl.
Geräthe und Gewänder" München 1858
(deutsche Uebersetzung des dem 1be8uuru8
8acrorum rituum des Gavantus beige-
gegebenen Traktat 6e mcimurm proprim
3acrae 8upc1Iccti1i8 Dom. I. p. V. von
Subregens Geiger) wird in Rom eine Cotta
gebraucht, deren Aermelschnitt ganz nach
demselben Prinzip (Glockenform der Casula)
gebildet ist; nur sind dort die Kreissegmente
exzentrisch: der Mittelpunkt des einen liegt
in dem obern äußeren Ende des andern
Aermel. Es ist aber klar, daß unser
Muster den gerügten Uebelständen viel
mehr abhilft.

Eine nicht unwesentliche Bedingung ist
freilich die Qualität der Leinwand; sie
darf nicht grob sein. Das setzt auch Ga-
vantus voraus: tela potirm tenui (a. a.
O. unter dein Wort 8uperpe1Iiccum). Das
ist freilich ein sehr dehnbarer Begriff, und
es wird gut sein, ihn mit bestimmten Grenzen
zu umgeben. Nach unserer Ansicht ist
jede Leinwand (auch zu Alben) ungeeignet,
welche im Zettel weniger als 25—26, im
Schuß weniger als 21—22 Fäden aus
7/io qcm. (Fadenzähler) zählt. In noch
höherem Grade gilt das bei dem Röchet;
die Zettelsäden sollten da wenigstens auf
28—29 steigen, und entsprechend die des
Einschlags auf 24—25.

Hier könnten wir unsere Bemerkungen

schließen, weil wir überzeugt sind, daß der
richtige Aermelschnitt, feinere Leinwand und
sehr mäßige Steifung in dünnem Stärke-
wasser allen Beschwerden abhilft und das
kirchliche Gebot wieder in sein Recht eiu-
setzt. Im Uebrigen kann der im „Kircheu-
schmuck" beschriebene Schnitt beibehalten
werden. Da jedoch derselbe den wenigsten
Lesern zugänglich sein wird, so möge auch
der weitere Zuschnitt noch besprochen wer-
den. Vielleicht ist auch die im „Kirchen-
schmuck" angegebene obere Weite des Ge-
wandes mit 1,20 Meter für viele Fälle
etwas eng; fordert ja Gavantus dafür
8 Cubitus — 3,05 Meter. Die von uns
proponirte würde vor dem Anfassen c. 2,15
Meter betragen, jedoch eine halbe Lein-
wandbreite, 1,20 Meter laug, mehr Stoff
erfordern, eine Ausgabe, die kaum in Be-
tracht kommt.

Angenommen, man wolle einen Chorrock
von 0,96 Meter Länge machen, so schneide
man vier Längen einer (gewöhnlich) 85
cm breiten Leinwand 1,02 Meter groß ab.
Zu dieser Länge müssen aber die Säume
und so viel zugeschlageu werden, als die
Leinwand, je nach ihrer Beschaffenheit, vor-
aussichtlich eingeht. Mit drei dieser Längen
verfahre man also: Man legt sie der Länge
nach vor sich, mißt von dem u n t e r n
rechten Ende 26 Centimeter von rechts
nach links, ebensoviel am linken Ende
oben von links nach rechts ab und schneidet
die Bahn nach diesen Endpunkten quer
durch in zwei gleiche Zwickel, kehrt den
einen um, so daß beide Schmalseiten oben
liegen, und näht sie an den beiden geraden
Seiten zusammen. Gerade so verfährt man
mit noch zwei andern Bahnen. Die vierte
ist für die vordere Seite des Gewandes
bestimmt und erhält ihre richtige Form,
wenn man von beiden obern Enden nach
rechts und links je 13 Centimeter abmißt
und von den beiden so gewonnenen Punkten
aus in der Richtung nach beit untern Enden,
von links nach dem linken, von rechts nach
dem rechten Ende die beiden Zwickel ab-
schneidet. Der Vordertheil ist also oben 59,
unten 85 Centimeter breit, während die drei
andern nach ihrer Verbindung oben je 52,
unten je 118 Centimeter breit sind. Die nach
dem Zusammennähen aller 4 Theile sowohl
oben als unten noch verbleibenden Zwickel
schneide man erst nach Anbringung der Aer-
 
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