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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 2.1884

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Nr. 3
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Korrespondenz
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Miscellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15860#0028

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24 —

ich den Schwamm vermuthe, ob er gleich sehr
groß wäre; in der andern Hand trägt er einen
leeren Kelch, der indes; wegen seiner hohen und
schmalen Form beinahe einem Champagnerglas
gleich sieht. Der Cherub zur Rechten, weniger
deutlich sichtbar als jener, hebt mit der linken
Hand zwei schwarze Nägel empor von der ge-
wöhnlichen traditionellen Gestalt und Größe. Am
unteren Theile des Gemäldes, >vo dasselbe leider
durch vermauerte Löcher und Unterbrechungen
stark verdorben ist, ragen zwei weitere Engelköpfe
mit frischfarbigem Glorienschein heraus. Bon
den übrigen Gliedern sind nur noch je eine Hand,
und diese auch nur theilweise, zu sehen. Die
Grundfarbe unseres Wandgemäldes ist sattes
Dunkelroth, die Bänder schließen mit einigen
Linien ab. Die Flügel der Cherubs sind mit
dunkelblauer Farbe scharf markirt. Oben befand
sich das Tableau unter einer dünnen Tünche,
die beim leisesten Hammerschlag wegfiel, nach
unten aber unter einer dichteren Mörtelschichte,
die bei jedem Streiche zlvar hohl klang, aber
nur tüchtigen Schlägen wich. Dieses Gemälde,
zweifelsohne so alt als der Chor selber, stammt
wie jener ans der Mitte des fünfzehnten Jahr-
hunderts. Die Frage, ob in diesem Felde
niemals ein Fenster bestanden habe, war
nun sofort gelöst. Aber sollte der Chor lediglich
um des Gemäldes willen unregelmäßig angelegt
worden sein? Ich zerbrach mir lange Zeit den
Kopf darüber, ließ wiederholt untersuchen, und es
fanden sich lediglich keine Spuren der Znmaue-
rung. Nun aber wurde ich durch einen Nachbar
ans den Gedanken gebracht, der mir je länger
desto mehr einleuchtete, daß nämlich hier auf der
Evangelienseite ehemals, als die Aebte von Roth
in Haisterkirch ihren Sommeraufenthalt nahmen,
der thromis abbatialis gestanden sei, ein Gedanke,
der an Wahrscheinlichkeit gewinnt durch den Um-
stand, daß das Gemälde erstens erst in ent-
sprechender Höhe beginnt und zweitens gerade
an seinem Fuße durch Entfernung des Thronns-
Daches am meisten durch Vermauerung beschädigt
ist. Die Gemäldewand wird daher auch bei der
bevorstehenden Restauration nicht durchbrochen
werden, sondern in der Erneuerung des Gemäl-
des ihre ehemalige Zierde wieder erhalten müssen.

Haisterkirch. Wächter, Pfr.

Anm. d. Red. Zu den Gründen, die wir im
Jahrgang 1883, S. 36 des „Archivs" für Aus-
stattung dieser Kirche mit Malerei geltend gemacht
haben, tritt also nach vorstehender Mittheilung
noch ein neuer hinzu. Wir setzen in die Pfarr-
angehörigen das feste Vertrauen, daß sie sich mit
der bisherigen Begeisterung auch ferner ihrem
kunstsinnigen Pfarrer zur Verfügung stellen, lind
kein Interesse mitsprechen lassen, als das eigene.

Aciszellen.

(Darstellung knieender Figuren.) Be-
tende und anbetende Figuren auf einem und
nicht ans beiden Knieen liegend darzustellen
widerstrebte der Anschauung der Alten. Denn
das Knieen auf einem Knie galt als ein
Ausdruck jüdischer Verspottung. Durandus sagt:

In ecclesia utrumque gern; flectendum est, non
alterum tantum, ne Judaeis assimilemur. Nam
et christo omne genu flectatur. (Ad Phil. 2.)
Salomon quidem pro populo orans utrumque
genu in terram figebat et manus ad coelum
expandebat, prout legitur 3 Reg. cap. 8 (Ratio-
nale Lib. V. c. 2. n. 45.). Auch künstlerisch an-
gesehen, ist eine solche Stellung einer Figur un-
schön und in manchen Fällen das Gefühl ver-
letzend.

(Zur Kirchenrestauration.) Der Kardi-
nal Baronius, der seinen Titel von der Kirche
der Heiligen Nereus und Achilleus führte, be-
freite diese Kirche von den unpassenden Zuthaten
geschmackloser Neuerer und stellte sie wieder in
ihrer ursprünglichen Schönheit her. Um dieselbe
auch für die Folgezeit möglichst zu wahren, ließ
er folgende Inschrift in der Chornische anbringen:
Presbyter care, successor quisquis fueris,
Rogo te per gloriam Dei et
Per merita horum martyrum:

Nihil demito, nihil minuito nec mutato,
Restitutam antiquitatem pie servato.

Sic te Deus martyrum suorum precibus
Semper adjuvet.

Welche Verluste, fügt A. Reichensperger bei,
würden diese vor 200 Jahren gesprochenen Worte
des großen Kardinals: nihil demito, nihil mi-
nuito nee mutato von dem Gebiete der christ-
lichen Kunst abgewendet Haben, wenn der Klerus
sich dieselben Hätte zu Herzen nehmen wollen.
(S. A. Reichensperger „Die christl. germanische
Baukunst und ihr Verhältniß zur Gegenwart."
3. Ausl. 1860.)

(Zur Kunstgeschichte des Klosters
Zwiefalten.) Dem Nekrologium Zwievalta-
hense in der Stuttgarter öffentlichen Bibliothek
Histor. Nr. 420 zwölftes Jahrhundert entnehmen
wir folgende Notiz: 15. Rai. Pebr. Bertoldus
monachus magister pictor; iste totum monaste-
rium pictura et aliis ornamentis et fenestris
(also Glasmalerei) ornavit. — 14. Kal. Mart.
Leopardus monachus; iste fuit capellanus ducis
Bolezlai; hic sculpsit nobis plenaria et majo-
rem crucem in parasceve.

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Hiezu eine artistische Beilage.

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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